Gedenkstätte Hohenschönhausen

Hubertus Knabe muss Posten als Direktor räumen

Gedenkstättendirektor Hubertus Knabe redet am 03.07.2015 in Berlin bei einem Pressegespräch in der Stasiopfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen, im Hintergrund ein Porträt von Ex-DDR-Staats- und Parteichef Honecker. Die Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen nahm vor 15 Jahren ihre Arbeit auf.
Hubertus Knabe war 17 Jahre lange Direktor der Gedenkstätte Hohenschönhausen. © picture alliance/dpa/Paul Zinken
Claudia van Laak im Gespräch mit Elena Gorgis · 25.09.2018
Nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung muss nicht nur der beschuldigte Vizedirektor der Gedenkstätte Hohenschönhausen gehen – auch Direktor Hubertus Knabe ist für den Stiftungsrat nicht länger tragbar: Mit ihm sei kein Kulturwandel möglich.
Jahrelang soll der Vizedirektor der Gedenkstätte für die Stasi-Opfer in Berlin-Hohenschönhausen, Helmuth Frauendorfer, Mitarbeiterinnen sexuell belästigt haben. Nicht nur mit Anrufen und SMS, er soll ihnen auch körperlich zu nahe gerückt sein. Ende letzter Woche waren die Vorwürfe bekannt geworden.
Zellentrakt in der Gedenkstätte Stasigefängnis in Berlin-Hohenschönhausen, Zellentrakt.
Gedenkstätte Stasigefängnis Berlin-Hohenschönhausen.© dpa / Rolf Kremming
Der Stiftungsrat hat nun entschieden: Nicht nur der Vizedirektor muss gehen, sondern auch der langjährige Gedenkstättendirektor Hubertus Knabe. Ihm werde ordentlich gekündigt, schon jetzt sei er aber vorläufig von der Arbeit freigestellt, teilte die Berliner Senatskulturverwaltung mit.

Kein Vertrauen mehr in Hubertus Knabe

Ganz offensichtlich habe der Stiftungsrat kein Vertrauen mehr in Hubertus Knabe, man glaube nicht daran, dass er einen wirklichen Kulturwandel in Hohenschönhausen bewirken könne, sagt Hauptstadtkorrespondentin Claudia van Laak. In einem Brief sprächen die Gedenkstätten-Mitarbeiterinnen von einem strukturellen Sexismus – "von einer unprofessionellen Arbeitsorganisation und von einem Frauenbild der 50er Jahre". Offenbar sei der Direktor von seinen Mitarbeiterinnen als Teil des Problem betrachtet worden – Vertrauen hätten sie nicht zu ihm gehabt.
Für van Laak ist die Entscheidung dennoch ein "Paukenschlag" und "drastischer Schritt". Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen ist aus dem früheren zentralen Untersuchungsgefängnis der DDR-Staatssicherheit hervorgegangen, soll an politische Willkür und Unrecht erinnern und betreibt seit vielen Jahren sehr erfolgreich Bildungsarbeit. "Die Stasi-Gedenkstätte ist ja kein kleines Heimatmuseum. Sie hat jährlich etwa 500.000 Besucherinnen und Besucher, einen großen Etat – 2,6 Millionen Euro. Und diese wirklich sehr, sehr große Bildungseinrichtung steht ab sofort komplett führungslos da", sagt van Laak.

"Ein mit Macht ausgestattetes Männerbündnis"

Hubertus Knabe habe sich in seiner 17-jährigen Amtszeit enorme Verdienste um die Aufarbeitung der Stasi-Willkür und –Gewalt erworben. Er habe sich zum Sprachrohr der Stasi-Opfer gemacht – allerdings zuletzt oft auch dort alte Stasi-Seilschaften gewittert, wo gar keine mehr gewesen seien.
Fest stehe: Die Gedenkstätte Hohenschönhausen sei von Männern dominiert – "ein mit Macht ausgestattetes Männerbündnis". Sehr viele ehemalige Häftlinge arbeiteten dort und führten die Besucher als Zeitzeugen herum – "das sind fast alles Männer. Das ganze ist schon ein richtiger Männerladen." Auch vor diesem Hintergrund sei die Zeit durchaus reif für eine Frau an der Spitze.
(mkn)
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