Geburtsstätte der Atombombe
Weltweit wird am 6. August der Opfer der ersten beiden Atombomben in Japan gedacht. Aber in Wendover an der Grenze zwischen Utah und Nevada, wo das "Enola Gay Project", also der Abwurf der Bomben vorbereitet wurde, erinnert nichts an die Schrecken des Atomkrieges. Im Gegenteil: Hier ist man stolz auf die Bombe, die rund 220.000 Menschen den Tod brachte.
Ich bin zum ersten Mal in Wendover, einem ärmlichen 10.000-Seelenkaff an der Grenze zwischen Utah und Nevada. Hier wurde das "Enola Gay Project", der Abwurf der beiden amerikanischen Atombomben, vorbereitet. Keine Gedenktafel, kein Hinweis auf die Folgen des Atombombenabwurfs, bei dem 220.000 Menschen starben, findet sich hier.
Im Gegenteil: Die Hauptattraktion des "Wendover Air Field Museums" ist eine Attrappe der Bombe "Little Boy", die der damalige Pilot Paul W. Tibbets handsigniert hat. Ehrfürchtig tritt ein Rentnergrüppchen heran, und mir entgeht nicht, wie eine beleibte Dame den Bomben-Nachbau wie einen drolligen Hund tätschelt.
Im Museum wurde auch die Kuhle nachgebaut, aus der "Little Boy" und "Fat Man" in die Flugzeuge verladen wurden. Der Nachbau der "Atomic Bomb Loading Pit" wurde für die Besucher mit einen Hörspiel aufgepeppt: An Zynismus kann man diese Klang-Installation kaum überbieten: "Lift that Little Boy ... lift that Baby into the Cradle...", "Easy, easy, everything’s fine", rufen sich die Männer beim Verladen der Hunderttausenden den Tod bringenden Fracht zu.
Was man hier nicht besichtigen kann, ist das Flugzeug, das damals "Little Boy" transportierte. Es steht heute in Washington D.C. im "Air and Space Museum". Sein Name ist "Enola Gay". Enola hieß die Mutter des Piloten, und "gay", fröhlich, soll sie gewesen sein. Den Amerikanern ist "Enola Gay" so wichtig, dass sie dieses bedeutende Vehikel der Luftfahrt nicht in einem Kaff wie Wendover ausstellen wollten, denn außer ein paar Zockern aus Nevada verirrt sich kaum einer hier her. Im Washingtoner Museum wurde extra eine neue Halle für "Enola Gay" gebaut.
Auch jenseits des Museums erinnert nichts an das Höllenlabor und an die Tests des Grauens: Auf einem Zubringer zur Startbahn von "Enola Gay" finden Autorennen statt, der ehemaligen Hangar wird von Kasinobesitzern zur Unterstellung von Spielautomaten genutzt. Auch hier keine Hinweistafeln, keine Schilder, nichts.
Wie leben die Einwohner von Wendover mit der furchtbaren Geschichte ihres Heimatstädtchens? Alle scheinen sehr stolz auf "Little Boy" und "Fat Man" zu sein. Man könnte glauben, sie sprächen von Comic-Figuren. Und dass Wendover Helden hervorgebracht hätte, gilt nicht nur für die Vergangenheit, sondern auch für die Gegenwart: Ich erfahre, daß im südlichen Wendover jetzt Anti-Terror-Trainings stattfinden. "Und nicht zu knapp!", behauptet ein alter Herr, der sich die Signatur des Piloten auf der Bombenattrappe mit einer Lupe lange anschaut.
Auch die Filmindustrie hat längst die alte Militäranlage und die abweisend-heroische Landschaft in der Umgebung Wendovers für sich entdeckt und eine Reihe sehr bekannt gewordener Filme wie "Independence Day", "The Incredible Hulk" und "Con Air" hier gedreht. Es sind nicht irgendwelche Filme, die in Wendover realisiert wurden, sondern stets Geschichten, in denen entweder Aliens oder andere unheimliche Wesen und Mächte am Werk sind – Filme, in denen die heile amerikanische Welt bedroht wird.
Im Gegenteil: Die Hauptattraktion des "Wendover Air Field Museums" ist eine Attrappe der Bombe "Little Boy", die der damalige Pilot Paul W. Tibbets handsigniert hat. Ehrfürchtig tritt ein Rentnergrüppchen heran, und mir entgeht nicht, wie eine beleibte Dame den Bomben-Nachbau wie einen drolligen Hund tätschelt.
Im Museum wurde auch die Kuhle nachgebaut, aus der "Little Boy" und "Fat Man" in die Flugzeuge verladen wurden. Der Nachbau der "Atomic Bomb Loading Pit" wurde für die Besucher mit einen Hörspiel aufgepeppt: An Zynismus kann man diese Klang-Installation kaum überbieten: "Lift that Little Boy ... lift that Baby into the Cradle...", "Easy, easy, everything’s fine", rufen sich die Männer beim Verladen der Hunderttausenden den Tod bringenden Fracht zu.
Was man hier nicht besichtigen kann, ist das Flugzeug, das damals "Little Boy" transportierte. Es steht heute in Washington D.C. im "Air and Space Museum". Sein Name ist "Enola Gay". Enola hieß die Mutter des Piloten, und "gay", fröhlich, soll sie gewesen sein. Den Amerikanern ist "Enola Gay" so wichtig, dass sie dieses bedeutende Vehikel der Luftfahrt nicht in einem Kaff wie Wendover ausstellen wollten, denn außer ein paar Zockern aus Nevada verirrt sich kaum einer hier her. Im Washingtoner Museum wurde extra eine neue Halle für "Enola Gay" gebaut.
Auch jenseits des Museums erinnert nichts an das Höllenlabor und an die Tests des Grauens: Auf einem Zubringer zur Startbahn von "Enola Gay" finden Autorennen statt, der ehemaligen Hangar wird von Kasinobesitzern zur Unterstellung von Spielautomaten genutzt. Auch hier keine Hinweistafeln, keine Schilder, nichts.
Wie leben die Einwohner von Wendover mit der furchtbaren Geschichte ihres Heimatstädtchens? Alle scheinen sehr stolz auf "Little Boy" und "Fat Man" zu sein. Man könnte glauben, sie sprächen von Comic-Figuren. Und dass Wendover Helden hervorgebracht hätte, gilt nicht nur für die Vergangenheit, sondern auch für die Gegenwart: Ich erfahre, daß im südlichen Wendover jetzt Anti-Terror-Trainings stattfinden. "Und nicht zu knapp!", behauptet ein alter Herr, der sich die Signatur des Piloten auf der Bombenattrappe mit einer Lupe lange anschaut.
Auch die Filmindustrie hat längst die alte Militäranlage und die abweisend-heroische Landschaft in der Umgebung Wendovers für sich entdeckt und eine Reihe sehr bekannt gewordener Filme wie "Independence Day", "The Incredible Hulk" und "Con Air" hier gedreht. Es sind nicht irgendwelche Filme, die in Wendover realisiert wurden, sondern stets Geschichten, in denen entweder Aliens oder andere unheimliche Wesen und Mächte am Werk sind – Filme, in denen die heile amerikanische Welt bedroht wird.

9. August 1945, Nagasaki© AP Archiv