Gebet mit modernen Rhythmen
Die Jüdischen Kulturtage wurden mit einer Uraufführung eröffnet. Das Gebet "Avinu Malkenu" wird zum jüdischen Neujahr und an Jom Kippur gesungen. Kantor Azi Schwartz und Pianist Raymund Goldstein schrieben eine moderne Variante.
Stehende Ovationen für Kantor Azi Schwartz, Kantor Nati Baram und den RIAS-Kammerchor – so endete gestern Abend das Eröffnungskonzert der jüdischen Kulturtage in Berlin. Der junge israelische Kantor Azi Schwartz, der an der Park Synagogue in New York City arbeitet, ist in seinem Metier bereits ein Weltstar.
In der Synagoge Rykestraße in Berlin-Prenzlauer Berg gab es gestern Abend eine Uraufführung. Das Gebet "Avinu Malkenu" - hebräisch: unser Vater, unser König – wird üblicherweise zum jüdischen Neujahr und am höchsten Feiertag Jom Kippur in den Synagogen gesungen. Es ist ein Lied, in dem die Gläubigen Gott bestürmen und ihn um Verzeihung für ihre Sünden bitten.
Für die jüdischen Kulturtage in Berlin arbeiteten Azi Schwartz und Pianist Raymund Goldstein eine moderne Variante aus – für Kantor und Mitglieder des RIAS-Kammerchors.
Ud Joffe: "Die Melodie, die Weise ist ja bekannt von Avinu Malkenu, aber das ist ein neues Arrangement, eine neue Komposition, von Raymund Goldstein und Azi Schwartz, eine richtig fantastische."
Der israelische Dirigent Ud Joffe - gestern Abend leitete er das Eröffnungskonzert der Jüdischen Kulturtage. Azi Schwartz sagt über die achtminütige Neukomposition, die er nach traditionellem Vorbild "Mitraze Be-Rachamim" genannt hat:
"Im vergangenen Jahr bei den Kulturtagen hat uns ein bisschen der Dialog der jüdischen Musik mit ihrer Umwelt gefehlt. Dieses Werk beruht auf Elementen des Gebetes Avinu Malkenu, das wir alle an den Feiertagen singen, und auch auf den Gesängen des Kantors Mordechai Hershman, der Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA ein Star war. Aber wir wollten das zusammenbringen mit einem Chor, mit Harmonien und Rhythmen, wie sie im 20. oder im 21. Jahrhundert üblich sind."
Kantor Azi Schwartz ist stolz darauf, mit einem so ausgezeichneten Ensemble wie dem RIAS-Kammerchor aufzutreten. Synagogale Gesänge zusammen mit einem Chor aus Frauen und Männern– das ist in Israel, wo die Orthodoxie den Gesang von Frauen in der Öffentlichkeit bekämpft, keine Selbstverständlichkeit. Bei einer Probe in einer evangelischen Kirchengemeinde in Berlin-Friedenau sagte der Kantor:
"Für mich ist das sehr aufregend, ich singe zusammen mit dem RIAS-Kammerchor in einem Gebäude der Kirche, und diese Musik wird wiederbelebt. In den USA nutzt man diese Musik kaum noch, alles entwickelt sich in Richtung Broadway und Gesangsverein. Und in Israel gibt es keinen gemischten Chor – wegen der orthodoxen Gemeinde -, sondern nur einen Männerchor. Da fühlt man sich wie ein Koch, der auf Fleisch, Milch und Gemüse verzichten muss, sondern eine Mahlzeit nur aus Reis zubereiten darf."
Azi Schwartz kommt aus einem streng orthodoxen jüdischen Elternhaus. Als junger Mann lernte er in einer Jeschiwa. Später studierte er an der Musikakademie in Jerusalem, danach in New York.
"Ich glaube nicht, dass viele aus meiner Familie sich wohlfühlen würden, wenn sie mich zusammen mit einem gemischten Chor singen hören würden. Aber ich fühle mich damit sehr wohl, ich liebe meine Arbeit.
Die Schönheit der jüdischen Tradition kommt am besten in der Musik der Ausdruck. Man kann sich von jeder Art von Fanatismus entfernen und sich auf die Schönheit konzentrieren, die die religiöse Musik der Welt geben kann – und die den Menschen hilft, ihr Leben zu bewältigen."
Bereits seit Jahrzehnten hält der RIAS-Kammerchor die Tradition jüdischer Musik in Deutschland wach. Zusammen mit dem einstigen Oberkantor der jüdischen Gemeinde zu Berlin, Estrongo Nachama, hat der Chor verschiedenste CDs eingespielt. Ud Joffe, der Dirigent des gestrigen Abends, war einst Schüler von Uwe Gronostay, der die Aufnahmen mit Nachama dirigiert hatte.
Ud Joffe: "Ich fühle mich geehrt, dass ich de facto doch ein bisschen die Tradition von meinem Lehrer weitermachen darf. Ich habe bei Uwe studiert, er war ein toller Lehrer und ein ganz, ganz herzlicher Mensch.
Das war ganz schön, als ich aus Israel gekommen bin, um zu erfahren, dass mein Professor in Berlin tatsächlich diese Tradition mit dem legendären Estrongo Nachama gemacht hat, und auf Schallplatten, dass es eine Tradition hier war in Berlin, Freitagabend das immer zu hören.
Es gibt viele Leute, die bis heute auf diese Tradition zurückgreifen und sagen, ja ja, wie schön war das immer, diese Freitagsmusik. Ich würde mich freuen, wenn wir ein ganz bisschen in diese Richtung auch die Sache wiederentwickeln, das ist letztendlich auch die Tradition des RIAS-Kammerchores."
In den kommenden Tagen werden Mitglieder des RIAS-Kammerchors zusammen mit Azi Schwartz einige Stücke aufnehmen. Ud Joffe hofft auf mehr: Er möchte eine ganze CD einspielen.
In der Synagoge Rykestraße in Berlin-Prenzlauer Berg gab es gestern Abend eine Uraufführung. Das Gebet "Avinu Malkenu" - hebräisch: unser Vater, unser König – wird üblicherweise zum jüdischen Neujahr und am höchsten Feiertag Jom Kippur in den Synagogen gesungen. Es ist ein Lied, in dem die Gläubigen Gott bestürmen und ihn um Verzeihung für ihre Sünden bitten.
Für die jüdischen Kulturtage in Berlin arbeiteten Azi Schwartz und Pianist Raymund Goldstein eine moderne Variante aus – für Kantor und Mitglieder des RIAS-Kammerchors.
Ud Joffe: "Die Melodie, die Weise ist ja bekannt von Avinu Malkenu, aber das ist ein neues Arrangement, eine neue Komposition, von Raymund Goldstein und Azi Schwartz, eine richtig fantastische."
Der israelische Dirigent Ud Joffe - gestern Abend leitete er das Eröffnungskonzert der Jüdischen Kulturtage. Azi Schwartz sagt über die achtminütige Neukomposition, die er nach traditionellem Vorbild "Mitraze Be-Rachamim" genannt hat:
"Im vergangenen Jahr bei den Kulturtagen hat uns ein bisschen der Dialog der jüdischen Musik mit ihrer Umwelt gefehlt. Dieses Werk beruht auf Elementen des Gebetes Avinu Malkenu, das wir alle an den Feiertagen singen, und auch auf den Gesängen des Kantors Mordechai Hershman, der Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA ein Star war. Aber wir wollten das zusammenbringen mit einem Chor, mit Harmonien und Rhythmen, wie sie im 20. oder im 21. Jahrhundert üblich sind."
Kantor Azi Schwartz ist stolz darauf, mit einem so ausgezeichneten Ensemble wie dem RIAS-Kammerchor aufzutreten. Synagogale Gesänge zusammen mit einem Chor aus Frauen und Männern– das ist in Israel, wo die Orthodoxie den Gesang von Frauen in der Öffentlichkeit bekämpft, keine Selbstverständlichkeit. Bei einer Probe in einer evangelischen Kirchengemeinde in Berlin-Friedenau sagte der Kantor:
"Für mich ist das sehr aufregend, ich singe zusammen mit dem RIAS-Kammerchor in einem Gebäude der Kirche, und diese Musik wird wiederbelebt. In den USA nutzt man diese Musik kaum noch, alles entwickelt sich in Richtung Broadway und Gesangsverein. Und in Israel gibt es keinen gemischten Chor – wegen der orthodoxen Gemeinde -, sondern nur einen Männerchor. Da fühlt man sich wie ein Koch, der auf Fleisch, Milch und Gemüse verzichten muss, sondern eine Mahlzeit nur aus Reis zubereiten darf."
Azi Schwartz kommt aus einem streng orthodoxen jüdischen Elternhaus. Als junger Mann lernte er in einer Jeschiwa. Später studierte er an der Musikakademie in Jerusalem, danach in New York.
"Ich glaube nicht, dass viele aus meiner Familie sich wohlfühlen würden, wenn sie mich zusammen mit einem gemischten Chor singen hören würden. Aber ich fühle mich damit sehr wohl, ich liebe meine Arbeit.
Die Schönheit der jüdischen Tradition kommt am besten in der Musik der Ausdruck. Man kann sich von jeder Art von Fanatismus entfernen und sich auf die Schönheit konzentrieren, die die religiöse Musik der Welt geben kann – und die den Menschen hilft, ihr Leben zu bewältigen."
Bereits seit Jahrzehnten hält der RIAS-Kammerchor die Tradition jüdischer Musik in Deutschland wach. Zusammen mit dem einstigen Oberkantor der jüdischen Gemeinde zu Berlin, Estrongo Nachama, hat der Chor verschiedenste CDs eingespielt. Ud Joffe, der Dirigent des gestrigen Abends, war einst Schüler von Uwe Gronostay, der die Aufnahmen mit Nachama dirigiert hatte.
Ud Joffe: "Ich fühle mich geehrt, dass ich de facto doch ein bisschen die Tradition von meinem Lehrer weitermachen darf. Ich habe bei Uwe studiert, er war ein toller Lehrer und ein ganz, ganz herzlicher Mensch.
Das war ganz schön, als ich aus Israel gekommen bin, um zu erfahren, dass mein Professor in Berlin tatsächlich diese Tradition mit dem legendären Estrongo Nachama gemacht hat, und auf Schallplatten, dass es eine Tradition hier war in Berlin, Freitagabend das immer zu hören.
Es gibt viele Leute, die bis heute auf diese Tradition zurückgreifen und sagen, ja ja, wie schön war das immer, diese Freitagsmusik. Ich würde mich freuen, wenn wir ein ganz bisschen in diese Richtung auch die Sache wiederentwickeln, das ist letztendlich auch die Tradition des RIAS-Kammerchores."
In den kommenden Tagen werden Mitglieder des RIAS-Kammerchors zusammen mit Azi Schwartz einige Stücke aufnehmen. Ud Joffe hofft auf mehr: Er möchte eine ganze CD einspielen.