GDBA hofft auf baldiges Ende des „unsäglichen Tarifkonfliktes“

Moderation: Christopher Ricke |
Der Vorsitzende der Bahngewerkschaft GDBA, Klaus-Dieter Hommel, erwartet für heute noch keinen Durchbruch bei den Tarifverhandlungen zwischen der Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL. Erst wenn der Konflikt beendet sei, könne man zu einer vernünftigen und zielgerichteten Tarifpolitik zurückkehren, sagte Hommel.
Christopher Ricke: Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn gehen heute Verhandlungen weiter. Die Themen: die Höhe des künftigen Lohns und die Länge der Arbeitszeit. Die Lokführergewerkschaft GDL fordert mindestens zehn Prozent mehr Geld. Eine andere Kernforderung, die nach einem eigenständigen Tarifvertrag, darüber hatten sich die beiden Seiten am Wochenende prinzipiell verständigt. Nicht bei den Gesprächen zwischen GDL und Bahnvorstand dabei sind die anderen Bahngewerkschaften Transnet und GDBA. Die GDBA gehört wie die GDL zum Beamtenbund, ist allerdings nicht mehr in der Tarifgemeinschaft mit der GDL und kritisiert mit der eigentlichen Konkurrenzgewerkschaft Transnet gemeinsam den Alleingang der GDL. – Ich begrüße jetzt Klaus-Dieter Hommel, den Vorsitzenden der GDBA. Guten Morgen Herr Hommel!

Klaus-Dieter Hommel: Schönen guten Morgen!

Ricke: Wichtiger Tag heute. Die GDL erwartet einen Durchbruch. Würden Sie auf diesen Durchbruch wetten?

Hommel: Ich würde auf diesen Durchbruch nicht wetten und ich zweifle auch daran, dass es heute schon zum Durchbruch kommt, weil wie wir das in der Vergangenheit schon gesehen haben nicht Eckpunkte reichen, sondern es bedarf konkreter tarifvertraglicher Regelungen und die sind mit Sicherheit aufgrund des Verhandlungsverlaufs in der Kürze der Zeit nicht auszuhandeln. Ich wäre aber sehr froh, wenn die heutigen Verhandlungen dazu führen würden, ein Stück weiter zu kommen, sodass dieser unsägliche Tarifkonflikt endlich beendet werden kann und wir wieder zu einer vernünftigen und zielgerichteten Tarifpolitik innerhalb der Bahn für die Beschäftigten kommen würden.

Ricke: Es sind jetzt ja Verhandlungen der GDL mit der Geschäftsleitung. Transnet und GDBA sind nicht mit dabei. Bleiben sie jetzt erst mal vor der Tür?

Hommel: Es geht nicht darum, dass wir vor der Tür bleiben. Wir führen unsere eigenen Verhandlungen. Die werden morgen fortgesetzt. Wie Sie wissen, haben wir einen Entgeltabschluss im vorigen Jahr mit der Bahn vereinbart: 4,5 Prozent und 600 Euro Einmalzahlung. Wir haben bis 2010 10 Prozent sicher und 4 Prozent in die Struktur, sodass wir für einzelne Berufsgruppen bei 14 Prozent liegen. Das gilt es auszugestalten. Das werden wir tun. Die Gespräche laufen derzeit. Offizielle Verhandlungen wird es morgen geben, sodass wir diese Dinge weiter vorantreiben.

Für die Kollegen der GDL ist allerdings bisher nichts herausgekommen. Das heißt, die Kollegen werden zum 1. Januar ihre Gehälter eben nicht um 4,5 Prozent angehoben bekommen. Da muss die GDL schon etwas tun, dass auch die Lokführer endlich mehr Geld in der Tasche haben, was ihnen ja auch nun wirklich zusteht.

Ricke: Dass die GDBA jetzt, wie Sie es so schön sagen, noch ausgestalten kann, haben Sie doch auch ein bisschen der GDL zu verdanken, dass die so kampfesbereit, so wild und so entschlossen ist. Schulden Sie der GDL was?

Hommel: Im Gegenteil! Wir haben der GDL zu verdanken, dass wir hier noch nicht weiter sind. Wir wären wesentlich weiter auch in der Ausgestaltung dieser tarifvertraglichen Regelungen, wenn sich die GDL auf der Grundlage des Moderatorenergebnisses mit uns gemeinsam an den Verhandlungstisch gesetzt hätte und wir die Strukturen, die wir eigentlich in der Moderation vorgesehen haben, gegenüber dem Bahnvorstand gemeinsam durchgesetzt hätten. Dann wären wir mit Sicherheit gemeinsam schon ein Stück weiter.

Ricke: Darum geht es ja, um die gemeinsame Arbeitnehmervertretung dem Arbeitgeber gegenüber. Warten Sie jetzt sozusagen, dass das schwarze Schaf zurück zur Herde kommt, dass die GDL sich den anderen Gewerkschaften wieder anschließt, oder gestehen Sie zu, dass sich die Landschaft bei der Bahn bei der gewerkschaftlichen Organisation dann doch ein Stückchen verändert hat?

Hommel: Hier geht es nicht darum, dass irgendjemand zurückkommt in die Gemeinschaft, und auch schwarze Schafe gibt es schon gleich gar nicht. Hier geht es darum, vernünftige und nachvollziehbare und vor allen Dingen für die Beschäftigten erfolgreiche Tarifpolitik zu gestalten. Die Ergebnisse oder besser gesagt die nicht vorliegenden Ergebnisse aus den Verhandlungen der letzten Monate haben hier deutlich gemacht, dass es eben nicht gelingt, Einzelinteressen so durchzusetzen, dass am Ende für die Kolleginnen und Kollegen ein deutlicher finanzieller Zuwachs erreicht werden kann. Aus diesem Grunde halten wir es nach wie vor für sinnvoll, uns abzustimmen. Wir haben aber bereits im vorigen Jahr signalisiert und mehrfach auch in dieser Frage die Kooperation angeboten, dass die Kollegen der GDL für den Bereich der Lokführer die Federführung haben können und auch haben sollen, um die spezifischen Interessen dieser Berufsgruppe aufgrund ihrer Erfahrungen besser berücksichtigen zu können.

Was die gewerkschaftliche Landschaft und die zukünftige Arbeit anbelangt, haben wir in den letzten Monaten in den Tarifverhandlungen die Voraussetzungen geschaffen, einem mit Sicherheit bestehendes Bedürfnis berufsspezifischer Regelungen in Zukunft stärker nachzukommen.

Ricke: Von außen betrachtet hatte man in den letzten Monaten den Eindruck, es wäre vielleicht alles nicht so schwierig, wenn sich die beiden Herren an der Spitze nicht so stur gegenüber stünden: Bahnchef Mehdorn und GDL-Chef Schell. Ist das eine Wahrnehmung, die man auch innerhalb der Bahn hat?

Hommel: Tarifverhandlungen werden natürlich von Personen geführt, aber alle Personen, die Tarifverhandlungen führen, müssen ihrer politischen Verantwortung gerecht werden. Ich glaube, dass die GDL eine sehr große Verantwortung trägt aufgrund ihres Zickzack-Kurses, dass wir bisher nicht zu Ergebnissen gekommen sind, denn wir mussten in den letzten Monaten immer wieder feststellen, dass immer kurz bevor es zu Vereinbarungen kam die Kollegen der GDL ausgestiegen sind, letztmalig im Dezember letzten Jahres, und offensichtlich ohne klares Konzept, wo liegt eigentlich die Gewichtung in den Tarifverhandlungen, auf der einen Seite eigenständiger Tarifvertrag, auf der anderen Seite die Themen Entgelt beziehungsweise Arbeitszeit, die Verhandlungen geführt haben. Das hat letztendlich zu diesen Verzögerungen geführt und zu der Tatsache, dass wir heute eben noch kein Ergebnis haben.