Gänsehaut an den Turntables

28.12.2009
Als vor 20 Jahren die Mauer schlug auch die Geburtsstunde einer neuen Tanzkultur in Berlin: Techno erreichte die wiedervereinte Hauptstadt und einer ihrer Geburtshelfer hieß Paul van Dyk.
Der DJ und Musikproduzent aus Eisenhüttenstadt mit bürgerlichen Namen Matthias Paul sorgte dafür, dass Clubs wie das "E-Werk" ,der "Tresor" oder das "Ostgut" zu Nachtleben-Legenden wurden. Er wurde für den Grammy nominiert und zweimal von seinen Kollegen zum "No 1 DJ in the world" gewählt. Er hat mit Madonna, U2 und Depeche Mode gearbeitet. Egal ob er in Rio, im New Yorker Central Park oder an Berliner Siegessäule auflegt: Wenn er an den Turntables steht, kommen Hunderttausende. Vielleicht ist es sein Stil, die Tänzer zwischen harten Technobeats auch immer wieder über hypnotische Melodieflächen schweben zu lassen, der Paul van Dyk zu einer bekanntesten DJs der Welt werden ließ.

Unsere Frage beantwortete er Gerd Brendel vor dem Regal mit seinen Musiktrophäen in seinem Büro in Berlin Charlottenburg:

"Was mir heilig ist? Das Erste, was mir in den Kopf kommt: Mir ist meine Privatsphäre heilig, und wenn ich das jetzt auf den Bezug auf die Feiertage heilig, dann ist für mich der 25. Dezember heilig, weil ich genau weiß: Da erwartet auch gar keiner von mir, dass ich mein Telefon anhabe, da erwartet keiner, von dass ich stets bereit... Einfach mal en bisschen ausschlafen und Ruhe."

"Es gibt ja auch die sehr oberflächliche Popwelt, wo alle möglichen Leute alles Mögliche machen, um in irgend 'ner Form Aufmerksamkeit zu erreichen. Es gibt viele Sachen, die werden mir angeboten. Die mach ich einfach nicht.
Ich verzichte ganz bewusst auf den kommerziellen Top-Ten-Erfolg, um meine Ruhe zu haben. Mir ist es sehr viel wert, einfach in Berlin in nen Supermarkt gehen zu können, ohne kreischende Kinder hinter mir herlaufen zu haben."

"Ich bin mal gefragt worden, wie ist das eigentlich, wenn man da vor 'ner Million steht. Diese Momente sind mir ja nicht heilig, aber das sind Momente, die werd ich nie vergessen, die gehören zu mir, die kann mir nie jemand nehmen. Und wenn ich irgendwann vielleicht einmal auf dem Krankenbett liege, dann werde ich dann diese Momente denken, und die werden mir vielleicht diese Momente geben, um noch einen Moment länger durchzuhalten."

"So was wie an der Siegessäule zu spielen zur Love Parade, das war schon was Besonderes, oder unsere Shows in New York im Central Park. Man spielt quasi in den Sonnenuntergang hinein, dann legt sich die Dunkelheit über den Central Park, hat dann 'ne Laser-Anlage, die von den Skyscrapers reflektiert wird. Das sind Gänsehaut-Momente, die kann man kaum in Worte fassen."