G7-Gipfel in Bayern

Auf der Suche nach dem Geist von Schloss Elmau

Eine Außenansicht des Schloss Elmau, aufgenommen am 15.09.2014 in Elmau in der Nähe von Krün und Mittenwald (Bayern). Hier findet vom 04. bis 05.06.2015 der G8-Gipfel statt.
Schloss Elmau in Oberbayern © dpa / Stephan Jansen
Moderation: Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 05.06.2015
Der G7-Gipfel kostet 130 Millionen Euro, aber dafür wird den Gästen von Barack Obama bis Francois Hollande auf Schloss Elmau auch eine ganz besondere Atmosphäre geboten. Mit einem echten Schlossherren, der sich als Experte für Understatement versteht.
"Dieser Gipfel, in diesem Falle G7, kann eine intensive Gesprächsatmosphäre schaffen, wie ich sie sonst bestenfalls aus Europäischen Räten kenne. Wir können intensiv, offen alle Themen durchsprechen, von der Weltwirtschaft über die außenpolitischen Fragen, bis hin natürlich zu der ganzen Agenda des G7-Gipfels, sodass ich diese Gespräche nicht missen möchte. Davon zehre ich doch lange Zeit."
Soweit Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ihre Gipfel-Kollegen diesmal nach Schloss Elmau eingeladen hat, in eine abgelegene Gegend in Oberbayern, die für Gipfel-Gegner nur schwer zu erreichen sein wird, während für die Gipfel-Teilnehmer, von US-Präsident Barack Obama bis zum französischen Staatschef Francois Hollande, sogar ein Hubschrauber-Landeplatz gebaut wurde.
Ein Ort des geistigen Austauschs
Valdimir Balzer, Moderator von "Studio 9", hat sich mit der Geschichte von Schloss Elmau auseinandergesetzt und das exklusive Schlosshotel wenige Tage vor dem Gipfel besucht. Dabei hat Balzer auch den Enkel des Schloss-Gründers, Dietmar Müller-Elmau, getroffen. Noch heute hält der Schlossherr die Ideale seines Großvaters, Johannes Müller, hoch. Dieser hatte Elmau vor knapp 100 Jahren gegründet, als einen Ort des geistigen Austauschs und der Erbauung:
"Mein Großvater war in seinem Herzen ein Kommunist. Sein Kommunismus lautete: Was mir gehört, gehört auch dir, aber was dir gehört, gehört nicht mir. Das heißt: Nichts für sich haben wollen, nichts für sich sein wollen, kein Ich haben wollen, kindliche Ich-Vergessenheit, das war sein größtes Ideal, egal wie, erst muss das erreicht werden, erst mit Natur-Erlebnis, mit Kultur-Erlebnis, Tanzen nach klassischer Musik. Tanzen ist ja ein Symbol von Ich-Vergessenheit, von Ekstase, all diese Sachen waren ihm wichtig, und dann am Schluss, politisch, eben die Unterordnung unter die Volksgemeinschaft."
Besitzer Dietmar Müller-Elmau vor dem Schloss Elmau (Bayern), aufgenommen am 27.04.2015. Am 08. und 09.06.2015 findet in dem Luxushotel der G7-Gipfel statt. Die Staatsgäste werden in den Suiten des Neubaus übernachten.
Schlossherr Dietmar Müller-Elmau© dpa / Stephan Jansen
"Der größte Luxus ist die Kunst"
So kam es, dass der Gründer von Schloss Elmau letztlich auch mit Hitler sympathisierte, was ihn allerdings nicht hinderte, auch weiterhin jüdische Intellektuelle und Künstler auf Schloss Elmau zu empfangen - bis ihm die Nazis dies untersagten. Wie Balzer berichtet, versucht Müllers Enkel, den "Geist von Elmau" bis heute zu pflegen, als einen Ort der kulturellen Begegnung. Auch, wenn eine Übernachtung mehrere hundert Euro kostet, mit Luxus habe das 5-Sterne-Hotel nichts zu tun, sagt Müller-Elmau:

"Elmau ist Understatement. Es ist kein Protz. Es ist nur Wertschätzung für gutes Handwerk, Wertschätzung für naturbelassene Materialien. Das hat alles nichts mit Luxus in dem Sinne zu tun, wie wir in Deutschland Luxus negativ verstehen. Der größte Luxus, den Elmau bietet, der einzige, wirkliche Luxus, den Elmau bietet, sind die kulturellen Veranstaltungen, und es sind die Kunst und die Kultur, die der größte Luxus des Menschen sind. Wenn man überhaupt die Zeit hat, ins Konzert zu gehen oder Musiker zu sein oder ein Buch zu lesen, das ist Luxus."
Allerdings, so Balzers Eindruck, ist Müller-Elmau auch ein Geschäftsmann, der sich mit seinem teuren Hotel und seinen illustren Gästen vor allem auch selbst schmückt. "Das ist für mich persönlich eher Marketing", sagt Balzer.
20.000 Polizisten beschützen den Gipfel
Die Bundesregierung scheint sich mit der Geschichte des Gipfelortes nicht weiter auseinandergesetzt zu haben. Neben der schönen Umgebung zählte hier vor allem die Abgeschiedenheit im Voralpenland. Die Polizei ist jedenfalls gut vorbereitet und sichert den Tagungsort mit knapp 20.000 Einsatzkräften - als Schutz nicht nur vor Terror-Gefahren, sondern auch vor Gipfel-Gegnern, die möglicherweise bis nach Elmau vordringen, sagt der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU):
"Wenn diese Demonstranten sagen, sie wollen keine Gewalt, aber sie wollen dann doch durch die Sicherheitsmaßnahmen durchkommen zum Hotel, dann bedeutet es am Schluss natürlich schon Gewalt, weil es ist klar: Es ist eine Sicherheitszone angeordnet worden, und wenn jemand versuchen will, da durchzubrechen, dann wird das nicht ohne Gewalt sein. Wir haben Polizei gut aufgestellt, und deshalb werden wir das auch garantieren. Da kann aber keiner vorher sagen, das sei gewaltfrei, das ist blanker Unfug."
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