Ritterlicher Rasenheld

Noch heute taucht in den Fangesängen von Manchester United Matt Busby auf. Der unvergessene Trainer und seine Babes, das junge Fußballteam, das in den 50er Jahren eines der besten in ganz Europa war. Lennart Johansson, ehemaliger UEFA-Präsident,sagte über den charismatischen Spieler, Trainer und Manager:

"Er ist eine der wenigen Legenden im Fußball. Was er alles durchgemacht hat, was er aufgebaut hat und wofür er stand: ich glaube, jeder, der sich für Fußball interessierte, kannte und liebte Matt Busby. "

Matt Busby war Schotte. 1909 in dem kleinen Bergarbeiter-Dorf Orbiston südöstlich von Glasgow geboren, war er, wie alle Jungs dort, schon früh ein Fußballnarr. Der Rektor hielt ihn für einen sehr intelligenten Schüler und empfahl die weiterführende Schule. Aber der talentierte Kicker ging wie sein Vater in den Bergbau und träumte von einer Laufbahn als Profifußballer. Als er 1927 mit dem Team von Alpine Villa schottischer Pokalsieger der Unter-18-Jährigen wurde, hatten ihn die Scouts der großen Clubs fest im Blick. 1928 unterzeichnete der hochgelobte Mittelfeldspieler bei Manchester City einen Vertrag. 1936 wechselte Busby zum FC Liverpool. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs endete seine Spielerkarriere. Unmittelbar nach dem Krieg bot ihm der Besitzer von Manchester United, James William Gibson, den Trainerposten an. Matt Busby erinnerte sich später:

Im Oktober 1946 legte Busby bei United los und führte sein Team bereits zwei Jahre später zum britischen Pokalsieg. 1952, 56 und 57 gewannen die Busby Babes den Meistertitel und galten als beste Fußball-Mannschaft auf der Insel. Der Altersdurchschnitt betrug gerade mal 22 Jahre. Der weitsichtige Schotte schaffte in "Old Trafford", dem Stadion und Vereinssitz, der nach dem Krieg in Trümmern gelegen hatte, professionelle Strukturen. Mit einem ausgeklügelten Scouting-System etwa ging er auf Talentsuche.

Nach den Erfolgen in der Heimat wollten die "jungen Wilden" auch auf dem europäischen Festland glänzen, im neu geschaffenen Europapokal-Wettbewerb. Die FA, der englische Fußballverband, verweigerte sich der Teilnahme. Busby jedoch konnte die engstirnigen Funktionäre davon überzeugen, dass Fußball nicht ausschließlich ein britisches Spiel sei. Und so nahm die Meisterelf von Manchester United in der Saison 1957/58 erfolgreich an den Europapokal-Spielen teil, bis ein Flugzeugunglück den Siegeszug jäh stoppte.

Mit einem 3:3 Unentschieden hatte sich das Team bei Roter Stern Belgrad fürs Halbfinale qualifiziert. Auf dem Rückflug stürzte die Maschine nach einem Zwischenstopp in München beim dritten Startversuch ab.

21 Menschen starben sofort, zwei weitere erlagen später ihren Verletzungen, darunter acht Busby Babes. Matt Busby überlebte das Unglück. Seine Frau konnte ihn überreden, als Trainer weiterzuarbeiten – und so baute er sein drittes United-Team auf. Das wurde 1963 englischer Pokalsieger, 1965 und 67 Meister sowie 1968 Europapokalsieger.

Busby erhielt den königlichen Ritterschlag. Er hörte als Trainer auf, blieb Manchester United aber weiter als Club-Direktor erhalten. Unter ihm entwickelte sich ManU zu einem prosperierenden millionenschweren Unternehmen und zu einem der weltweit populärsten Fußballvereine. Dabei verlor der liebenswürdige Gentleman nie die Bodenhaftung, nie stieg ihm der Erfolg zu Kopf. Alle, die ihn kennen lernten, respektierten und mochten ihn. Vor 20 Jahren, am 20. Januar 1994, starb die Fußball-Legende Matt Busby.