Furry-Convention in Berlin
Wer sich verkleidet, kann einfach jemand anders sein. Warum nicht auch ein flauschiges Tier? © picture alliance / Photoshot
Warum das Leben als Tier einfach schöner ist
09:46 Minuten
Elche, Pferde und eine Meerkatze mit meterlangem Schwanz – Tierverkleidungen sind die große Liebe der Furries. Einer von ihnen ist Sven Tegethoff. Ein Gespräch über Kostüme, Tieridentitäten und das Laufen auf zwei Beinen.
Menschen, die sich gern als Tiere verkleiden und schon mal Riesensummen dafür ausgeben, dem Original möglichst ähnlich zu sein – so kann man die "Furries" beschreiben, die sich derzeit in Berlin auf der Eurofurence für fünf Tage treffen. Doch für Sven Tegethoff, Vorstandsvorsitzender von Eurofurence, steht das Verkleiden nicht unbedingt im Mittelpunkt:
„Wir haben viele Fans von Disney-Cartoons, wir haben eine ganz aktive Szene von Künstlern, die Furry-Charaktere darstellen und zeichnen, wir haben viele Leute, die Geschichten schreiben und Musik machen: Es ist ganz viel mehr als nur das Kostüm.“ Die Kostüme seien allerdings für Fans und Außenstehende am sichtbarsten – und verursachten auch schon mal einen Menschenauflauf.
Tierthemen oder Fangeschichten
Die Eurofurence biete Anhängern und Freunden der "anthropomorphen Künste" die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, etwa bei Vorträgen, Gruppengesprächen, Vorführungen oder Konzerten, sagt Tegethoff: „Hier geht es um verschiedene Tierthemen oder Fangeschichten."
Viele der Furries dächten sich eine Tieridentität aus, aber diese Tiere seien keine, die auf vier Beinen unterwegs seien und vom Herrchen an der Leine geführt würden, erklärt er:
„Wir stellen uns tatsächlich vor, wie es wäre, wenn es Tiere gäbe, die auf zwei Beinen laufen, intelligent sind wie wir. Und vielleicht viel schöner, eine andere Kultur haben und miteinander anders umgehen.“
Vieles dabei sei nicht mit tieferen Gedanken verbunden: „Die Leute treffen sich mit Gleichgesinnten. Darüber nachzudenken, warum wir das nun eigentlich machen, tun wir relativ selten.“
Die Szene der Furries sei eine „sehr diverse und bunte Mischung“, berichtet Tegethoff: „Wir haben alle Stände des Lebens vertreten: vom Studenten bis zum Multimillionär.“ Die Kostümierung legten die meisten nur zu „speziellen Anlässen“ an. „Wenn man ein komplettes Tierkostüm hat, dann ist das eine ganze Menge Material, das man da mit sich herumschleppt. Und bei der aktuellen Hitzewelle hält das auch keiner aus.“
Überraschung im Park
Nach Einschätzung von Tegethoff tragen auch die meisten Besucher des fünftägigen Treffens in Berlin nur für wenige Stunden ihr Kostüm. Allerdings sei es für einige in der Szene auch wichtig, ihre Umgebung ab und an zu überraschen: „Mit dem Kostüm einfach mal durch den Park laufen und ein paar Leute damit verblüffen – das macht immer ausgesprochen viel Spaß.“
(sru)