Funk, Soul und R&B

Lila rieselt der Schnee

Von Mathias Mauersberger |
Die Vorweihnachtszeit lockt mit allerhand neuen Compilations. Nun veröffentlicht das Chicagoer Label Numero Group auf einem Doppel-Album alte Schätze: Funk, Soul und R&B aus der Prince-Heimatstadt Minneapolis.
Als Prince Roger Nelson im Jahr 1985 auf große "Purple Rain"-Welttournee ging, katapultierte er nicht nur seine Heimatstadt Minneapolis auf die internationale Pop-Landkarte. Er begründete auch einen Stil, der von Musikkritikern als "Minneapolis Sound" bezeichnet wurde: Eine Mischung aus dem organischen Funk der 70er und der synthetischen Klangästhetik der 80er.
Die Compilation "Purple Snow: Forecasting the Minneapolis Sound" widmet sich nun dem Nährboden, auf dem die Musik des kleinen Superstars gewachsen ist. Schon in den 70ern gab es im dünn besiedelten Mittleren Westen der USA eine kleine, aber lebendige afroamerikanische Musik-Szene. Und diese 32 Songs beweisen, wie viel musikalisches Potential in den, ansonsten nicht nur kulturell verschneiten, Twin Cities schlummerte.
Bands wie Aura oder Prophets of Peace vermischten treibende Disco Beats mit souligem Gesang. Haze adaptierten den damals populären "Mandrill Boogie", Michael A. Dixon wiederum führt mit klebrigen Synthie-Sounds in "You’re All I need" vor, wie sich Funk in den frühen Achtzigern angefühlt haben muss. Und natürlich ist auch Prince nicht fern: Im Opener "If You See Me" von 94 East spielt er Gitarre - damals war er gerade mal 16 Jahre alt!
Manche dieser Aufnahmen dürfen heute zu Recht als obskur bezeichnet werden, und auch an die großen Hits des Meisters kommt keins der Stücke ran. Für eine Vorweihnachts-Resterampe ist diese Compilation aber schlicht zu ausgefallen. Und wer schon immer mal hören wollte, wo Roger Nelson sein Einmal Eins gelernt hat, der ist hier gut bedient.
Label: Numero Group