Fundierte Thriller-Kost

Von Jürgen Stratmann · 16.10.2007
Es ist gerade mal drei Jahre her, dass mit Frank Schätzings "Der Schwarm" eine alienartig-bedrohliche Lebensform aus der ominösen Finsternis der Tiefsee auftauchte, um sich gegen die globale Bedrohung durch die Spezies "Mensch" zur Wehr zu setzen, da melden sich in Bernhard Kegels Roman "Der Rote" erneut bizarre Ungeheuer aus den lichtlosen Schlünden der Weltmeere.
Dabei ist bemerkenswert, dass Parallelen nicht nur zwischen den monströsen Kreaturen der beiden Autoren bestehen, sondern sich auch ihre persönlichen Biographien ähneln: Beide sind in den 50ern geboren, sind literarisch eher Spätberufene und haben eigentlich etwas anderes gelernt, und beide sind auch noch nebenberuflich Musiker!

Aber womöglich hat Bernhard Kegel gegenüber dem Kollegen Schätzing einen echten Vorteil: Er kennt die Biester, deren abnormes Verhalten den Fortgang des Thrillers "Der Rote" sichern, mit Namen und Adresse: Bernhard Kegel ist promovierter Chemiker und Biologe, sein ehemaliger Forschungsschwerpunkt ist "Käfer und Insekten". Er ist also Experte für ein Fachgebiet, das gemeinhin für gleichermaßen faszinierend wie abstoßend gehalten wird - eine Spezialisierung, die im literarischen Segment "Thriller" sicher nicht von Nachteil ist.

Bernhard Kegel hat vor seiner literarische Laufbahn jahrelang als Biologe gearbeitet - unter anderem als amtlich bestallter Umweltschützer in Berlin Brandenburg - das heißt: Er kennt sich in den Arbeitswelten seiner Figuren bestens aus. In seinem ersten Roman "Das Ölschieferskelett" von 1996 findet ein Paläontologe in uralten Gesteinsschichten menschliche Knochen, seltsamerweise mit Armbanduhr und Zahnkronen. In seinem nächsten Roman "Wenzels Pilz" designt sich ein Genetiker einen neuartigen Waldpilz zusammen, der in der Folge die Wälder Skandinaviens krebsartig zerfrisst, im Klon-Science-Fiction "Sexy Sons" ist ein Reproduktionsmediziner das Agens der Katastrophe. Dabei wird deutlich: Bernhard Kegel weiß, wie es in einem Labor zugeht.

Rezensenten vergleichen ihn zuweilen mit dem Jurassic-Park Autor Michael Crichton - was nicht ganz gerecht ist: denn Kegels Thriller sind nicht bloß spannende Unterhaltung, sie vermitteln darüber hinaus nachvollziehbar den aktuellen Forschungstand in Sachen Evolutionsforschung, Genetik etc. Der Reiz - oder die Tücke dabei: man weiß nicht immer, stimmt das jetzt - oder ist das Hirngespinst?

Sie können ein Gespräch mit Bernhard Kegel über sein neues Buch "Der Rote" mindestens bis zum 16.3.2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören.
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