Für Frieden und Demokratie
Zum Ende des Ersten Weltkrieges sah der revolutionär-sozialistische Spartakusbund seine Chance gekommen. Im kriegsmüden Deutschland rief er zum Generalstreik auf. Doch an den Lebensverhältnissen der Menschen änderte der Druck der Straße zunächst nichts.
Aus den Erinnerungen eines Berliner Jungen:
"Meine Mutter kam nach Hause und sagte: 'Junge, die Revolution ist ausgebrochen, lass uns zur Revolution gehen!
Wir gingen die Wilmersdorfer Straße entlang und die ganze Straße war voller Leute, die versuchten, die Läden zu plündern. Die Polizei mit den Pickelhauben ritten mit ihren Pferden durch die Menge und schlugen mit ihren Säbeln auf die Menschen ein."
Berlin am 28. Januar 1918: "Frieden und Brot", fordert die Menge, die durch die Straßen zieht. Die Menschen sind kriegsmüde geworden, Siegesmeldungen gibt es schon lange keine mehr, dafür herrscht Hunger, die Wohnungen sind kalt, Tuberkulose breitet sich aus, vor allem viele Kinder sterben. Hinzu kommen die unwürdigen Arbeitsbedingungen und die täglichen Repressionen.
Der Spartakusbund hatte in Zigtausenden von Flugblättern in den vorangegangenen Tagen zum Streik aufgerufen. Er war die linksrevolutionäre Gruppierung innerhalb der USPD, die sich im April 1917 aus Protest gegen die weitere Bewilligung von Kriegsanleihen von der SPD abgespalten hatte. Auch die sogenannten revolutionären Obleute waren wesentlich für die Organisation des Streiks verantwortlich. Sie waren von den Arbeitern frei gewählte und von den Gewerkschaften unabhängige Vertrauensleute, die in Opposition zur Kriegspolitik des Kaiserreichs standen. Beide Gruppen waren unter den Metallarbeitern am stärksten vertreten, so folgten vor allem die Arbeiter der Rüstungs- und Munitionsindustrie dem Streikaufruf. Doch der Funke sprang schnell auf andere Branchen über. Im Laufe der nächsten Tage ruhte die Arbeit in den meisten größeren Städten des Reichs und im Ruhrgebiet. Allein in Berlin zogen über 400.000 streikende Arbeiter durch die Stadt.
Sollte nun auch im Deutschen Reich die Zeit für die sozialistische Revolution gekommen sein, wie sie erst wenige Wochen zuvor in Russland stattgefunden hatte? Mitnichten. Die Arbeiter forderten den sofortigen Friedensschluss und eine bessere Nahrungsmittelversorgung, sie wollten eine Demokratisierung des Staates und die Freilassung der politischen Gefangenen - ein Sturz der kaiserlichen Regierung war nicht vorgesehen. Ein Matrose notierte in sein Kriegstagebuch:
"Vorige Woche ging es wie ein Lauffeuer durchs Schiff, dass sozialistische Flugblätter gefunden worden seien. Neben vielem Wahren stand eine buntscheckige Mischung alberner Plattheiten auf den Zetteln. 'Auf, rüstet zum Generalstreik, wenn ihr nicht wollt, dass der Säbel in Deutschland regiert!' Der Kommandant ließ uns antreten und jeden einzelnen warnen, sich an dieser Hanswursterei zu beteiligen."
Die Arbeiter wählen sowohl Vertreter der USPD als auch der SPD in die Streikleitung. Die SPD lehnt den Streik eigentlich ab, will aber nicht den Einfluss auf die Arbeiter verlieren. Im Gegensatz zu ihren abtrünnigen Genossen in der USPD verhält sich die SPD kriegs- und staatsloyal. Ihre Aufgabe sieht sie darin, den Streik möglichst rasch zu beenden.
Auch die Regierung und das Militär sind fest entschlossen, die Streikbewegung niederzuschlagen. Kundgebungen werden gewaltsam aufgelöst, bestreikte Großbetriebe der militärischen Kontrolle unterstellt. Den Streikenden wird eine Frist bis zum 4. Februar gesetzt. Bis dahin müssen sie ihre Arbeit wieder aufnehmen, andernfalls drohen Verhaftung oder Einberufung zum Kriegsdienst. Am 3. Februar 1918 verkündet die Streikleitung das Ende der Aktion. Ganz fristgerecht - trotzdem werden die Wortführer verhaftet und mehr als 50.000 Männer an die Front verschickt.
Der Streik hat vorerst nichts geändert. Doch nur neun Monate später wird die Novemberrevolution das Ende des Deutschen Kaiserreichs einläuten.
"Meine Mutter kam nach Hause und sagte: 'Junge, die Revolution ist ausgebrochen, lass uns zur Revolution gehen!
Wir gingen die Wilmersdorfer Straße entlang und die ganze Straße war voller Leute, die versuchten, die Läden zu plündern. Die Polizei mit den Pickelhauben ritten mit ihren Pferden durch die Menge und schlugen mit ihren Säbeln auf die Menschen ein."
Berlin am 28. Januar 1918: "Frieden und Brot", fordert die Menge, die durch die Straßen zieht. Die Menschen sind kriegsmüde geworden, Siegesmeldungen gibt es schon lange keine mehr, dafür herrscht Hunger, die Wohnungen sind kalt, Tuberkulose breitet sich aus, vor allem viele Kinder sterben. Hinzu kommen die unwürdigen Arbeitsbedingungen und die täglichen Repressionen.
Der Spartakusbund hatte in Zigtausenden von Flugblättern in den vorangegangenen Tagen zum Streik aufgerufen. Er war die linksrevolutionäre Gruppierung innerhalb der USPD, die sich im April 1917 aus Protest gegen die weitere Bewilligung von Kriegsanleihen von der SPD abgespalten hatte. Auch die sogenannten revolutionären Obleute waren wesentlich für die Organisation des Streiks verantwortlich. Sie waren von den Arbeitern frei gewählte und von den Gewerkschaften unabhängige Vertrauensleute, die in Opposition zur Kriegspolitik des Kaiserreichs standen. Beide Gruppen waren unter den Metallarbeitern am stärksten vertreten, so folgten vor allem die Arbeiter der Rüstungs- und Munitionsindustrie dem Streikaufruf. Doch der Funke sprang schnell auf andere Branchen über. Im Laufe der nächsten Tage ruhte die Arbeit in den meisten größeren Städten des Reichs und im Ruhrgebiet. Allein in Berlin zogen über 400.000 streikende Arbeiter durch die Stadt.
Sollte nun auch im Deutschen Reich die Zeit für die sozialistische Revolution gekommen sein, wie sie erst wenige Wochen zuvor in Russland stattgefunden hatte? Mitnichten. Die Arbeiter forderten den sofortigen Friedensschluss und eine bessere Nahrungsmittelversorgung, sie wollten eine Demokratisierung des Staates und die Freilassung der politischen Gefangenen - ein Sturz der kaiserlichen Regierung war nicht vorgesehen. Ein Matrose notierte in sein Kriegstagebuch:
"Vorige Woche ging es wie ein Lauffeuer durchs Schiff, dass sozialistische Flugblätter gefunden worden seien. Neben vielem Wahren stand eine buntscheckige Mischung alberner Plattheiten auf den Zetteln. 'Auf, rüstet zum Generalstreik, wenn ihr nicht wollt, dass der Säbel in Deutschland regiert!' Der Kommandant ließ uns antreten und jeden einzelnen warnen, sich an dieser Hanswursterei zu beteiligen."
Die Arbeiter wählen sowohl Vertreter der USPD als auch der SPD in die Streikleitung. Die SPD lehnt den Streik eigentlich ab, will aber nicht den Einfluss auf die Arbeiter verlieren. Im Gegensatz zu ihren abtrünnigen Genossen in der USPD verhält sich die SPD kriegs- und staatsloyal. Ihre Aufgabe sieht sie darin, den Streik möglichst rasch zu beenden.
Auch die Regierung und das Militär sind fest entschlossen, die Streikbewegung niederzuschlagen. Kundgebungen werden gewaltsam aufgelöst, bestreikte Großbetriebe der militärischen Kontrolle unterstellt. Den Streikenden wird eine Frist bis zum 4. Februar gesetzt. Bis dahin müssen sie ihre Arbeit wieder aufnehmen, andernfalls drohen Verhaftung oder Einberufung zum Kriegsdienst. Am 3. Februar 1918 verkündet die Streikleitung das Ende der Aktion. Ganz fristgerecht - trotzdem werden die Wortführer verhaftet und mehr als 50.000 Männer an die Front verschickt.
Der Streik hat vorerst nichts geändert. Doch nur neun Monate später wird die Novemberrevolution das Ende des Deutschen Kaiserreichs einläuten.