"Für den Film geboren"
"Belle de jour" oder "Das obskure Objekt der Begierde" tragen die Handschrift des spanischen Regisseurs. Auf der Berlinale, die Luis Buñuel eine Retrospektive widmet, ist auch erstmals ein Dokumentarfilm über ihn zu sehen. Darin begeben sich sein Sohn Juan Luis Buñuel und sein Drehbuchautor Jean Claude Carriere noch einmal an die Orte seines Lebens.
Rainer Rother: " Ja, normalerweise sind wir ja bei der Retrospektive mit dem abgehangenen Gut der Filmgeschichte, überall das Gütesiegel "geprüft und für gut befunden" drauf, beschäftigt. Das ist diesmal nicht so. Wir haben zum ersten mal innerhalb unseres Programms auch eine Welturaufführung. Das ist ein Film von Javier Espada und Kaizka Uresti, "Das letzte Tagebuch", ein Film über das Werk von Buñuel, wo der Sohn Juan Luis Buñuel und der langjährige Drehbuchautor Jean Claude Carriere die Stationen dieses Werkes kommentieren."
... so Rainer Rother, Direktor der Deutschen Kinemathek in Berlin. "El último guión" nimmt den Zuschauer auf eine Reise von Madrid nach Mexiko, über Paris und New York. Für Juan Luis Buñuel bedeutet der Film auch eine Rückehr in die Vergangenheit:
" Alle diese Orte waren auch mein Leben. Meine Eltern haben sich nie beklagt, wie hart es wirklich für sie war, teilweise ohne Arbeit, ohne Geld. Ich habe meine Kindheit als sehr schön empfunden."
Gemeinsam schlendern die beiden älteren Herren durch Straßen und Plätze, die für Buñuel entscheidend waren. Über die Erinneruung des Sohnes und des Freundes wird ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte lebendig. Zeitgeschichte, die vom alten, fast feudalen Spanien in Aragón, in Aragonien, von der Gründung der Republik bis zum spanischen Bürgerkrieg reicht - bis in Buñuels bewegte Studentenzeit in Madrid und Toledo. Er gehörte zu der sogenannten '27er Generation, die durch seinen Namen, aber auch die seiner Freunde Federico Garcia Lorcas oder Salvador Dalí weltweit bekannt wurde.
In Paris besuchen die beiden die Kinos, wo Buñuels erste Filme "Der andalusische Hund" und "Das goldene Zeitalter" uraufgeführt wurden oder wo er während des spanischen Bürgerkrieges Propagandafilme für die Spanische Republik erstellte.
Jean Claude Carriere entwickelte mit Buñuel die Drehbücher zu den Filmen seiner Spätphase: "Belle de jour", "Die Milchstraße", "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" und auch sein letzter Film "Das obskure Objekt der Begierde". Der Autor Carriere ergänzte, was dem Filmemacher Buñuel fehlte.
Jean Claude Carriere: " Was wäre aus ihm geworden, wenn er etwa im 17. Jahrhundert gelebt hätte? Er konnte nicht zeichnen, nicht malen. Er wollte auch nicht schreiben, er fühlte sich nicht als Schriftsteller. Er inszenierte ein bisschen Theater aber eigentlich war er für den Film geboren."
In 19 Jahren gemeinsamer Arbeit hatte ihm Luis Buñuel viel über sein Leben erzählt. Der Film basiert aber auch auf den brillanten Erinnerungen Buñuels "Mein letzter Seufzer", an der Jean Claude Carriere maßgeblichen Einfluss hatte.
Carriere: " Als er ganz am Ende seines Lebens unser letztes Drehbuch "Agon" nicht mehr verfilmen wollte, wurde es ihm in Mexiko unglaublich langweilig. Ich wusste das und fuhr unter einem Vorwand nach Mexiko, um ihm vorzuschlagen, ein Buch zu schreiben. Aber er tobte und sagte "Auf gar keinen Fall" oder "Erinnerungen, was für ein Unsinn, was für eine schlechte Idee." "
Aber am Ende entstand doch ein spannend zu lesendes Buch, das für viele Leser auch einen ersten Zugang zum Werk Buñuels eröffnete.
Die Münchner Produzentin Gudula Meinzolt hat das Filmprojekt als deutsch-spanisch-mexikanisch-französische Koproduktion auf die Beine gestellt. Im Gegensatz zu anderen Dokumentarfilmen, die sich stärker auf das Werk beziehen, gehe es hier um den Menschen Luis Buñuel.
Gudula Meinzolt: " Natürlich auch mit seinen ganzen Bildern, die in seinem Kopf entstanden sind, und noch einmal zu gucken aus dieser sehr privaten Sicht heraus, wie sind die entstanden, also es sind ja auch viele Fotos, das ganze Fotoarchiv, von dem Sohn von Buñuel, was bisher gar nicht zugänglich war und dieser Aspekt, die aus der Nähe heraus zu erzählen, das war die Idee. "
Der Film verbindet geschickt Werk und Person und immer wieder wird die Erinnerung durch Filmausschnitte ergänzt. Auf der Berlinale wurde nur der erste Teil vorgestellt: In 45 Minuten werden Buñuels erste Jahre in Spanien und Frankreich erzählt, bis er zum Ende des spanischen Bürgerkriegs Europa verließ.
Im Februar und März wird das Team mit Jean Claude Carriere und Juan Luis Buñuel in den USA und Mexiko die Erinnerung an die folgenden Jahre und Jahrzehnte drehen. Zum 25. Todestag am 29.Juli soll dann der Film fertig sein.
Javier Espada, einer der beiden Regisseure des Films, leitet seit Jahren das Forschungszentrum zu Luis Buñuel in dessen Geburtsort Calanda. Die Beschäftigung mit dem Regisseur ist für ihn letztlich zur Leidenschaft geworden:
" Für mich ist Buñuel faszinierend, weil er aus seiner eigenen Freiheit heraus kreativ war. Er hatte eine surrealistische Ethik, war sich und seinen Freunden treu und zeigt uns im Grunde genommen, dass jeder er selbst sein kann. Das ist das Besondere am Menschen Buñuel, abgesehen einmal von seinem großartigen, sehr persönlichen Werk. Buñuel zeigt mit seiner Person und seinem Werk, dass wir letztendlich frei sind."
Service:
Der erste Teil des Films wurde auf der Berlinale gezeigt und wird am Montag, den 18. Februar 2008, im ZDF ausgestrahlt.
... so Rainer Rother, Direktor der Deutschen Kinemathek in Berlin. "El último guión" nimmt den Zuschauer auf eine Reise von Madrid nach Mexiko, über Paris und New York. Für Juan Luis Buñuel bedeutet der Film auch eine Rückehr in die Vergangenheit:
" Alle diese Orte waren auch mein Leben. Meine Eltern haben sich nie beklagt, wie hart es wirklich für sie war, teilweise ohne Arbeit, ohne Geld. Ich habe meine Kindheit als sehr schön empfunden."
Gemeinsam schlendern die beiden älteren Herren durch Straßen und Plätze, die für Buñuel entscheidend waren. Über die Erinneruung des Sohnes und des Freundes wird ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte lebendig. Zeitgeschichte, die vom alten, fast feudalen Spanien in Aragón, in Aragonien, von der Gründung der Republik bis zum spanischen Bürgerkrieg reicht - bis in Buñuels bewegte Studentenzeit in Madrid und Toledo. Er gehörte zu der sogenannten '27er Generation, die durch seinen Namen, aber auch die seiner Freunde Federico Garcia Lorcas oder Salvador Dalí weltweit bekannt wurde.
In Paris besuchen die beiden die Kinos, wo Buñuels erste Filme "Der andalusische Hund" und "Das goldene Zeitalter" uraufgeführt wurden oder wo er während des spanischen Bürgerkrieges Propagandafilme für die Spanische Republik erstellte.
Jean Claude Carriere entwickelte mit Buñuel die Drehbücher zu den Filmen seiner Spätphase: "Belle de jour", "Die Milchstraße", "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" und auch sein letzter Film "Das obskure Objekt der Begierde". Der Autor Carriere ergänzte, was dem Filmemacher Buñuel fehlte.
Jean Claude Carriere: " Was wäre aus ihm geworden, wenn er etwa im 17. Jahrhundert gelebt hätte? Er konnte nicht zeichnen, nicht malen. Er wollte auch nicht schreiben, er fühlte sich nicht als Schriftsteller. Er inszenierte ein bisschen Theater aber eigentlich war er für den Film geboren."
In 19 Jahren gemeinsamer Arbeit hatte ihm Luis Buñuel viel über sein Leben erzählt. Der Film basiert aber auch auf den brillanten Erinnerungen Buñuels "Mein letzter Seufzer", an der Jean Claude Carriere maßgeblichen Einfluss hatte.
Carriere: " Als er ganz am Ende seines Lebens unser letztes Drehbuch "Agon" nicht mehr verfilmen wollte, wurde es ihm in Mexiko unglaublich langweilig. Ich wusste das und fuhr unter einem Vorwand nach Mexiko, um ihm vorzuschlagen, ein Buch zu schreiben. Aber er tobte und sagte "Auf gar keinen Fall" oder "Erinnerungen, was für ein Unsinn, was für eine schlechte Idee." "
Aber am Ende entstand doch ein spannend zu lesendes Buch, das für viele Leser auch einen ersten Zugang zum Werk Buñuels eröffnete.
Die Münchner Produzentin Gudula Meinzolt hat das Filmprojekt als deutsch-spanisch-mexikanisch-französische Koproduktion auf die Beine gestellt. Im Gegensatz zu anderen Dokumentarfilmen, die sich stärker auf das Werk beziehen, gehe es hier um den Menschen Luis Buñuel.
Gudula Meinzolt: " Natürlich auch mit seinen ganzen Bildern, die in seinem Kopf entstanden sind, und noch einmal zu gucken aus dieser sehr privaten Sicht heraus, wie sind die entstanden, also es sind ja auch viele Fotos, das ganze Fotoarchiv, von dem Sohn von Buñuel, was bisher gar nicht zugänglich war und dieser Aspekt, die aus der Nähe heraus zu erzählen, das war die Idee. "
Der Film verbindet geschickt Werk und Person und immer wieder wird die Erinnerung durch Filmausschnitte ergänzt. Auf der Berlinale wurde nur der erste Teil vorgestellt: In 45 Minuten werden Buñuels erste Jahre in Spanien und Frankreich erzählt, bis er zum Ende des spanischen Bürgerkriegs Europa verließ.
Im Februar und März wird das Team mit Jean Claude Carriere und Juan Luis Buñuel in den USA und Mexiko die Erinnerung an die folgenden Jahre und Jahrzehnte drehen. Zum 25. Todestag am 29.Juli soll dann der Film fertig sein.
Javier Espada, einer der beiden Regisseure des Films, leitet seit Jahren das Forschungszentrum zu Luis Buñuel in dessen Geburtsort Calanda. Die Beschäftigung mit dem Regisseur ist für ihn letztlich zur Leidenschaft geworden:
" Für mich ist Buñuel faszinierend, weil er aus seiner eigenen Freiheit heraus kreativ war. Er hatte eine surrealistische Ethik, war sich und seinen Freunden treu und zeigt uns im Grunde genommen, dass jeder er selbst sein kann. Das ist das Besondere am Menschen Buñuel, abgesehen einmal von seinem großartigen, sehr persönlichen Werk. Buñuel zeigt mit seiner Person und seinem Werk, dass wir letztendlich frei sind."
Service:
Der erste Teil des Films wurde auf der Berlinale gezeigt und wird am Montag, den 18. Februar 2008, im ZDF ausgestrahlt.