Fünf Jahre nach dem 11. September: Unser Bild vom Nahen Osten
"Seit dem 11. September ist nichts mehr, wie es war". Fünf Jahre nach den verheerenden Terroranschlägen in den USA sind die weltpolitischen Auswirkungen nach wie vor spürbar: Im Irak sterben auch drei Jahre nach dem offiziellen Kriegsende täglich etwa 100 Menschen, El Kaida ist noch immer nicht zerschlagen, immer neue Terrorwarnungen halten die Welt – mittlerweile auch Deutschland - in Atem, der Nahe Osten gleicht einem Pulverfass. Statt Frieden und Freiheit breiten sich Chaos und Gewalt aus.
Wie stark prägen uns die Fernsehbilder und Krisenmeldungen?
Welche Auswirkung haben sie auf unser Bild dieser Region, unser Zusammenleben mit den Muslimen?
Eine fatale, sagt die Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Ulrike Freitag. Die Leiterin des Zentrums Moderner Orient in Berlin beobachtet eine zunehmende Skepsis gegenüber Muslimen und dem Nahen und Mittleren Osten: "Wir hatten unlängst ein Treffen mit 17 Diplomaten von Indonesien bis Libyen und die flehten geradezu, ‚Bitte glaubt uns, wir sind keine Terroristen!’." Viele Muslime fühlten sich unter Generalverdacht.
In gleich zwei Büchern beschäftigt sich der Autor und Fernsehmoderator Roger Willemsen mit der Region und indirekt auch mit der diffusen Islam- und Terroristenangst im Westen. Für das Buch "Afghanische Reise" unternahm er kurz nach der Beendigung des Krieges eine Reise durch das Land seiner Jugendträume und begleitete eine afghanische Freundin auf ihrem Weg durch ihre zerstörte Heimat, von Kabul bis Kunduz.
Für seinen Gesprächsband "Hier spricht Guantanamo" interviewte er ehemalige Insassen des Gefangenenlagers. Fünf nachweislich unschuldige Männer, die sich nur eines haben zuschulden kommen lassen: zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Willemsen im Vorwort des Buches: "Das Lager von Guantanamo ist nicht nur eine Institution außerhalb des Völkerrechts, ein Camp der juristischen Willkür und der Übertretung humanitärer Übereinkünfte, es ist zugleich der erste politische Mythos des beginnenden Jahrhunderts – der Ort, der den Begriff der ´Vogelfreiheit` vom Mittelalter auf die Gegenwart überträgt und ihn zeitgemäß interpretiert."
Auch Willemsen, der sich in mehreren Hilfsorganisationen engagiert, beobachtet ein "heran gezüchtetes Misstrauen" gegen "alles was uns fremd ist."
Er nimmt dabei auch die Medien in die Pflicht: "Wir reproduzieren unablässig Bilder der Fremde. Bei fast allen Afghanistanbüchern ist zum Beispiel eine Burka auf dem Cover zu sehen – bei mir nicht. Darauf habe ich bestanden. (..) Wir haben Offenheit und Interesse gegenüber anderen Kulturen so sehr gelernt, gegenüber der buddhistischen, der jüdischen – warum machen wir uns so wenig Mühe, den Islam kennen zu lernen?"
"Fünf Jahre nach dem 11. September: Unser Bild vom Nahen Osten" Darüber - und wie ein westlich-muslimischer Dialog aussehen könnte - diskutiert Gisela Steinhauer gemeinsam mit der Islamwissenschaftlerin Ulrike Freitag und dem Autor Roger Willemsen. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800/22542254 oder per Email unter gespraech@dradio.de.
Informationen im Internet:
Prof. Dr. Ulrike Freitag: Zentrum Moderner Orient (ZMO)
Roger Willemsen: NOA NOA
Welche Auswirkung haben sie auf unser Bild dieser Region, unser Zusammenleben mit den Muslimen?
Eine fatale, sagt die Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Ulrike Freitag. Die Leiterin des Zentrums Moderner Orient in Berlin beobachtet eine zunehmende Skepsis gegenüber Muslimen und dem Nahen und Mittleren Osten: "Wir hatten unlängst ein Treffen mit 17 Diplomaten von Indonesien bis Libyen und die flehten geradezu, ‚Bitte glaubt uns, wir sind keine Terroristen!’." Viele Muslime fühlten sich unter Generalverdacht.
In gleich zwei Büchern beschäftigt sich der Autor und Fernsehmoderator Roger Willemsen mit der Region und indirekt auch mit der diffusen Islam- und Terroristenangst im Westen. Für das Buch "Afghanische Reise" unternahm er kurz nach der Beendigung des Krieges eine Reise durch das Land seiner Jugendträume und begleitete eine afghanische Freundin auf ihrem Weg durch ihre zerstörte Heimat, von Kabul bis Kunduz.
Für seinen Gesprächsband "Hier spricht Guantanamo" interviewte er ehemalige Insassen des Gefangenenlagers. Fünf nachweislich unschuldige Männer, die sich nur eines haben zuschulden kommen lassen: zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Willemsen im Vorwort des Buches: "Das Lager von Guantanamo ist nicht nur eine Institution außerhalb des Völkerrechts, ein Camp der juristischen Willkür und der Übertretung humanitärer Übereinkünfte, es ist zugleich der erste politische Mythos des beginnenden Jahrhunderts – der Ort, der den Begriff der ´Vogelfreiheit` vom Mittelalter auf die Gegenwart überträgt und ihn zeitgemäß interpretiert."
Auch Willemsen, der sich in mehreren Hilfsorganisationen engagiert, beobachtet ein "heran gezüchtetes Misstrauen" gegen "alles was uns fremd ist."
Er nimmt dabei auch die Medien in die Pflicht: "Wir reproduzieren unablässig Bilder der Fremde. Bei fast allen Afghanistanbüchern ist zum Beispiel eine Burka auf dem Cover zu sehen – bei mir nicht. Darauf habe ich bestanden. (..) Wir haben Offenheit und Interesse gegenüber anderen Kulturen so sehr gelernt, gegenüber der buddhistischen, der jüdischen – warum machen wir uns so wenig Mühe, den Islam kennen zu lernen?"
"Fünf Jahre nach dem 11. September: Unser Bild vom Nahen Osten" Darüber - und wie ein westlich-muslimischer Dialog aussehen könnte - diskutiert Gisela Steinhauer gemeinsam mit der Islamwissenschaftlerin Ulrike Freitag und dem Autor Roger Willemsen. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800/22542254 oder per Email unter gespraech@dradio.de.
Informationen im Internet:
Prof. Dr. Ulrike Freitag: Zentrum Moderner Orient (ZMO)
Roger Willemsen: NOA NOA