Fülle der Emotionen

Moderation: Jürgen Otten · 26.12.2011
Jürgen Otten, Autor der Sendung am 2. Weihnachtsfeiertag, vergleicht die drei Beethoven-Sonaten op. 31 mit drei Schwestern: die in d-Moll melancholisch gestimmt und zugleich voller leidenschaftlicher Energie; als Kontrast dazu die G-Dur-Sonate, ein vital-burschikoses, hie und da etwas ungelenkes Wesen. Schließlich die in Es-Dur – eine Gestalt, die viele Fragen aufwirft und kaum eine beantwortet, die pastorale Züge trägt und doch so munter zu plaudern vermag wie ein ganzer rauschender Bach. Gemeinsam bilden sie die - nach Beethovens eigenen Worten - pianistischen "Novellenzyklen" des Jahres 1802.
Die klanglichen Belegstücke reichen in dieser Sendung von Arthur Schnabel, Wilhelm Kempff und Wilhelm Backhaus bis zu Fazil Say: in jedem Falle interessante, aber oft weit auseinander liegende Herangehensweisen, die in immer wieder neuen Mischungsverhältnissen Geschichten erzählen, die die ganze Spanne menschlicher Emotionen umfassen, jedoch dabei nie in pure, langweilige Eindeutigkeit münden: ein Privileg der Musik, dass in dieser Sendung mit vielen kurzen, aber charakteristischen Klangbeispielen besonders gut zum Tragen kommt – und vielleicht auch bei Hardcore-Klassikhörern wieder einmal die Neugier auf den kompletten Zyklus weckt.