Frühlings Erwachen am Hamburger Schauspielhaus
Kalt und unerreichbar sprechen die Eltern von ihren Videoleinwänden links und rechts der Bühne. Nur ein riesiger Kopf. Kein Körper ist mehr da, das eigene Kind zu streicheln. Moderne Eltern, kritisiert Regisseur Nils Daniel Finckh, selbst Vater zweier 10 und zwölf Jahre alter Kinder, sind meistens schlichtweg nicht zuhause.
Nils Daniel Finckh: "Die Leinwände symbolisieren nicht nur, dass Erziehung immer mehr über die Medien läuft, leider, sondern auch die Distanz, das nicht mehr Zusammensein, das Unsinnliche, das Tote."
Barbara Auer: "Ich werde die erste sein, die es dankbar anerkennt... Ich setze mein Vertrauen lieber in dich als in irgend beliebige erzieherische Maßregeln."
Barbara Auer, Nina Petri und Kai Wiesinger spielen diese fürchterlichen Elternköpfe, die Kinder reichen ihnen gerade mal bis zur Oberlippe. Manfred Zapatka macht als Rektor Sonnenstich am Schluss von zwei Leinwänden zugleich den Schüler Melchior Gabor fertig.
Andreas Tobias: "Sie müssten nur mit der Hand einmal auf uns draufschlagen, dann wärn wir platt."
Laura loZito: "Wendla versucht noch, sie zu umarmen, aber 'ne Leinwand kann man nicht umarmen. Und das ist hilflos, verloren, alleine."
Andreas Tobias und Laura loZito spielen das Wedekindsche Liebespaar Melchior und Wendla. Er hat im ZDF eine Hauptrolle gespielt, stand aber noch nie auf einer Theaterbühne. Sie hat bisher nur in Schüleraufführungen mitgewirkt. Regisseur Nils Daniel Finckh hat diese beiden und drei weitere Schüler zwischen 17 und 20 Jahren aus 180 jungen Leuten ausgewählt. Das Gefühl der Hilflosigkeit sollen seine Darsteller tatsächlich empfinden – wenn auch eher angesichts der ungewohnten Herausforderung, im berühmten Schauspielhaus aufzutreten.
Nils Daniel Finckh: "Ich habe auch Schauspielschüler aus privaten und staatlichen Institutionen in diesen Castings gehabt und hab nen ganz krassen Unterschied gesehen zwischen denen, die einfach von der Straße zu mir auf die Probebühne gekommen sind und da standen, und die anderen ham sofort gemacht und gezeigt, virtuos, was sie alles können."
Weil Laura loZito als Wendla und Andreas Tobias als Melchior tatsächlich den Schritt zum Erwachsenwerden gerade erst vollzogen haben, nehmen sie den pubertären Nöten des Wedekind-Stücks die sonst darauf lastende Jahrhundertwende-Schwüle. Auch wenn heute den Kindern nicht mehr erzählt wird, der Storch bringe die Kinder. Angst und Verwirrung angesichts der Veränderungen im eigenen Körper sind nicht geringer geworden.
Laura loZito: "Irgendwie hatte ich das Gefühl, das kam plötzlich alles, dass ich von einem Tag auf den andern Brüste hatte. Mein Sandkistenfreund hat nicht mehr mit mir gesprochen auf einmal."
Andreas Tobias: "Ja, wenn man über den Pausenhof geht, und plötzlich steht sie da, und man weiß nicht, soll ich zurückgehen, soll ich mich auf den Boden legen – das kann man mit einbauen, das kennt man einfach."
So ernsthaft und rührend wirken die Neulinge auf der kalten Schauspielhausbühne, man muss einfach mitzittern und drückt für die Premiere heute Abend alle Daumen. Allerdings: Zwei von den ursprünglich gecasteten haben die Proben nicht überstanden, schafften nicht den Sprung zur professionellen Aufführung. Nils Daniel Finckh entschied sich, ihre Rollen zu streichen. So gibt es nun kein verprügeltes Mädchen und keinen homosexuellen Jungen mehr in der Schülerriege. Vielleicht besser, wenn das Stück nicht alle vorhandenen Jugendprobleme abarbeitet, sondern sich auf die Hauptsache konzentriert: Frühlings Erwachen.
Barbara Auer: "Ich werde die erste sein, die es dankbar anerkennt... Ich setze mein Vertrauen lieber in dich als in irgend beliebige erzieherische Maßregeln."
Barbara Auer, Nina Petri und Kai Wiesinger spielen diese fürchterlichen Elternköpfe, die Kinder reichen ihnen gerade mal bis zur Oberlippe. Manfred Zapatka macht als Rektor Sonnenstich am Schluss von zwei Leinwänden zugleich den Schüler Melchior Gabor fertig.
Andreas Tobias: "Sie müssten nur mit der Hand einmal auf uns draufschlagen, dann wärn wir platt."
Laura loZito: "Wendla versucht noch, sie zu umarmen, aber 'ne Leinwand kann man nicht umarmen. Und das ist hilflos, verloren, alleine."
Andreas Tobias und Laura loZito spielen das Wedekindsche Liebespaar Melchior und Wendla. Er hat im ZDF eine Hauptrolle gespielt, stand aber noch nie auf einer Theaterbühne. Sie hat bisher nur in Schüleraufführungen mitgewirkt. Regisseur Nils Daniel Finckh hat diese beiden und drei weitere Schüler zwischen 17 und 20 Jahren aus 180 jungen Leuten ausgewählt. Das Gefühl der Hilflosigkeit sollen seine Darsteller tatsächlich empfinden – wenn auch eher angesichts der ungewohnten Herausforderung, im berühmten Schauspielhaus aufzutreten.
Nils Daniel Finckh: "Ich habe auch Schauspielschüler aus privaten und staatlichen Institutionen in diesen Castings gehabt und hab nen ganz krassen Unterschied gesehen zwischen denen, die einfach von der Straße zu mir auf die Probebühne gekommen sind und da standen, und die anderen ham sofort gemacht und gezeigt, virtuos, was sie alles können."
Weil Laura loZito als Wendla und Andreas Tobias als Melchior tatsächlich den Schritt zum Erwachsenwerden gerade erst vollzogen haben, nehmen sie den pubertären Nöten des Wedekind-Stücks die sonst darauf lastende Jahrhundertwende-Schwüle. Auch wenn heute den Kindern nicht mehr erzählt wird, der Storch bringe die Kinder. Angst und Verwirrung angesichts der Veränderungen im eigenen Körper sind nicht geringer geworden.
Laura loZito: "Irgendwie hatte ich das Gefühl, das kam plötzlich alles, dass ich von einem Tag auf den andern Brüste hatte. Mein Sandkistenfreund hat nicht mehr mit mir gesprochen auf einmal."
Andreas Tobias: "Ja, wenn man über den Pausenhof geht, und plötzlich steht sie da, und man weiß nicht, soll ich zurückgehen, soll ich mich auf den Boden legen – das kann man mit einbauen, das kennt man einfach."
So ernsthaft und rührend wirken die Neulinge auf der kalten Schauspielhausbühne, man muss einfach mitzittern und drückt für die Premiere heute Abend alle Daumen. Allerdings: Zwei von den ursprünglich gecasteten haben die Proben nicht überstanden, schafften nicht den Sprung zur professionellen Aufführung. Nils Daniel Finckh entschied sich, ihre Rollen zu streichen. So gibt es nun kein verprügeltes Mädchen und keinen homosexuellen Jungen mehr in der Schülerriege. Vielleicht besser, wenn das Stück nicht alle vorhandenen Jugendprobleme abarbeitet, sondern sich auf die Hauptsache konzentriert: Frühlings Erwachen.