Frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden fordert bessere Erinnerungskultur

    Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, nimmt an einem Festakt anlässlich ihres 90. Geburtstags teil.
    Laut Knobloch würde es möglicherweise die Debatte in Deutschland stärken, wenn sich die Gesellschaft von einzelnen Gedenktagen löse. © picture alliance / dpa / dpa-Pool / Sven Hoppe
    29.01.2023
    Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sieht Aspekte der Erinnerungskultur in Deutschland skeptisch. Wer denke, "die Vergangenheit 'bewältigen' zu können wie eine lästige Steuererklärung, der verkennt das Wesen des Erinnerns", so Knobloch in der "Welt am Sonntag". Einzelne Gedenktage reichten nicht aus. In dieser Hinsicht könnte Deutschland von Israel lernen, erläutert die 90jährige. Das Land begreife Erinnern als stetigen Prozess. Gedenken sei das "Wissen um die Präsenz der Geschichte auch in unserer Gegenwart" und um Verantwortung, die sie den Menschen auftrage. "Erinnern ist unsere Zukunft. Nur so können wir die Vergangenheit verinnerlichen - anstatt bewältigen."