Friedrich Wilhelm Kücken - mit Liedern zum Reichtum

Romantische Liederflut

23:04 Minuten
Ein Denkmal zeigt einen Mann mit großen Schnurrbart und halblangen Haaren.
In Schwerin hat Friedrich Wilhelm Kücken ein Denkmal in der August-Bebel-Straße. © IMAGO / imagebroker
Moderation: Stefan Lang; Gast: Sophia Maeno · 07.05.2021
Als Sohn eines Scharfrichters geboren, kann er mit seinem Talent der Familientradition entkommen. Er wird der berühmteste Liederkomponist seiner Zeit, Dirigent und Opernimpresario. Seine Bekanntheit war leider nicht in Stein gemeißelt. Das soll sich ändern!
Am 16. Dezember 1810 wird Friedrich Wilhelm Kücken als Sohn des Scharfrichters in Bleckede an der Elbe geboren. Sein Schwager erkennt sein enormes musikalisches Talent und kann ihn schon als Kind musikalisch fördern. Als Organist und Musikdirektor in Schwerin hat er die Möglichkeiten dazu.

Aufstieg in der Hofkapelle

Und der Erfolg zeigt sich: Der junge Mann wird zunächst erster Flötist in der Hofkapelle des Großherzogs Paul Friedrich. Und da er auch überaus gut die Violine spielt, übernimmt er dann sogar den Platz an der ersten Geige. Hier ist er dem Dirigentenpult schon recht nahe. Da, so meint er, will er einige Jahre später auch stehen.
Doch er weiß, noch muss er studieren: Er geht nach Berlin und kehrt mit einer Opernpartitur an sein Königliches Hoftheater zurück, das Dirigentenpult ist erobert.

Mit Liedern ins Bewusstsein des Publikums

Inzwischen reißen ihm die Verlage vor allem seine Lieder aus den Händen. Zutiefst romantisch, treffen sie den Nerv der Zeit, als Hits werden sie allerorten gespielt. Kücken wird berühmt und kann von den Tantiemen immer besser leben.
Nach weiteren Stationen in Wien und in der Schweiz lässt er sich schließlich in Paris nieder, wo er eine lebenslange Freundschaft mit Giacomo Meyerbeer knüpft. Weitere Bühnenwerke entstehen und als Dirigent ist er beliebter denn je.

Schweriner Stiftung

So gefestigt, finanziell wie beruflich, heiratet er, geht als Hofkapellmeister nach Stuttgart, um dann wieder nach Schwerin zurückzukehren. Er baut sich ein stattliches Domizil, das große Feste gestattet, inmitten der Stadt. Drei Jahre nach seinem Tod wird ein Denkmal vor seinem Haus errichtet. Schließlich hat er mit seinem Geld eine Stiftung gegründet, die mittellosen Musiktalenten Möglichkeiten der Ausbildung verschafft.

"Einfach" ins Herz treffen

Die vorgestellten Lieder beweisen, dass Kückens Erfolgsrezept noch heute funktionieren kann: Er schrieb leichte, eingängige und teils volksliedhafte Melodien. Dabei gab er unumwunden zu, dass er "bei Compositionen besonders Rücksicht nehme … für das große Publikum zu schreiben". Sein ganz großer Hit: "Ach, wie ist's möglich dann", das Prinzen und schwärmende Damen im eigenen Salon und in den Palästen gleichermaßen sangen.
Zwei Frauen sitzen einander in einem Park gegenüber und lachen einander an.
Sophia Maeno (Mezzosopran) und Maša Novosel (Klavier) bieten so oft es geht in ihren Programmen Lieder von Friedrich Wilhelm Kücken an.© Maeno, Novosel / Sigi Müller
Sophia Maeno will, wie sie in der Sendung erläutert, diese Lieder unbedingt wieder ins Bewußtsein rücken und in die Liedprogramme bringen. Sie seien abwechslungreich und dringen mit eindringleichen Stimmungen direkt zum Publikum vor.
Aufnahme vom April 2021 im Theater Chemnitz
Friedrich Wilhelm Kücken
"Der Himmel hat eine Träne geweint" nach Friedrich Rückert
"Ach, wie ist’s möglich dann" nach Helmina von Chézy
"Die Bergstimme" nach Heinrich Heine

Sophia Maeno, Mezzosopran
Andreas Beinhauer, Bariton
Tilman Trüdinger, Violoncello
Maša Novosel, Klavier

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