Friedliche Arbeit ist wichtiger als Eroberungen

Von Rabbiner Joel Berger |
In dieser Schabbat-Lektüre werden Krieg und Frieden thematisiert. Die Gesetzesformulierungen der Tora betreffend des Angriffskrieges zeigen deutlich, dass die g-ttliche Offenbarung gegen jegliche Kriegshandlungen Stellung bezog.
Krieg und Frieden werden in dieser Schabbat-Lektüre thematisiert.

"Wenn du in einen Krieg ziehst wider deine Feinde und siehst Rosse und Wagen eines Volks, das größer ist als du, so fürchte dich nicht vor ihnen; denn der Herr, dein G-tt, der dich aus Ägyptenland geführt hat, ist mit dir" (5.B.M. 20:1)

Der Hohepriester des Heiligtums gab die Namen derjenigen Männer bekannt, die von einer Kriegsteilnahme befreit werden mussten. Zu diesen gehörten jene erst seit Kurzem verheiratete junge Männer, die ein Haus gebaut und es noch nicht fertigstellen, einweihen konnten. Oder auch diejenigen, die einen Weinberg als ihre Existenzgrundlage gepflanzt hatten und ihre Weinlese noch nicht feiern konnten. Dadurch würde nämlich ihre Familie schwere Verluste erleiden, die man doch selbst wegen eines Krieges nicht verantworten wollte.

Und zum Schluss hat der Hohepriester auch noch jene freigestellt, die offen zugaben, dass sie mutlos und ängstlich sind. Diese Freistellungen galten aber nur für einen eventuellen Angriffskrieg (Milchemet Reschut). Im Falle eines Verteidigungskrieges, wenn das Land angegriffen worden war, und seine Menschen in Gefahr gerieten, gab es keinerlei Freistellungen mehr. Da musste ein jeder Bereitschaft zeigen, sein Volk zu verteidigen.

Der mittelalterliche Philosoph und Gesetzeskodifikator Maimonides meinte, im Falle eines solchen Krieges müsste selbst der Bräutigam das Brautzimmer verlassen und die Braut sogar von der Chuppah, dem Ehebaldachin weggeholt werden, um sich im Verteidigungskampf zu beteiligen. Manche Gelehrte weisen darauf hin, dass die explizite Erwähnung der Braut an dieser Stelle ein Hinweis darauf sei, dass in der Not auch Frauen zum Dienst verpflichtet werden konnten.

Die Gesetzesformulierungen der Thora betreffend des Angriffskrieges zeigen deutlich, dass die g-ttliche Offenbarung gegen jegliche Kriegshandlungen Stellung bezog. Auf diese Gebote der Thora beziehen sich unsere Vorfahren sogar noch im 2. Jahrhundert vor der Zeit, wie wir über den Feldzug des Haschmonäischen Herrschers, Alexander Jannai, lesen können. Die Freistellungen der jungen Männer zeigen auch, dass die Thora die friedliche Arbeit auf dem eigenen Feld viel höher bewertete, als etwa ein anderes Land zu erobern.