Friedenspolitiker - von Pudeln und Militärs
Pudel sind unerwünscht, wenn demnächst einige Herren mit drei oder, feiner noch, mit vier Sternen, bei Großbritanniens neuem Premierminister Vortrag halten. Die ranghöchsten Militärs des Königsreichs haben sich bei dem Vorgänger von Brown jedes Mal eine Abfuhr geholt, wenn sie Tony Blair ihre bestimmt fachlich gut begründeten Zweifel an der Intervention im Irak und am Hindukusch darlegten.
Bei dem Wort Pudel, das sich lustigerweise auch im Englischen so ausspricht, dachten die Berufsoffiziere kaum an den bösen Pudel, der um den Doktor Faustus herumscharwenzelt. Des Pudels Kern war in den Augen der Generale die Verbohrtheit des ungedienten Mister Bush und es war die Ignoranz des gottesfürchtigen und ebenfalls ungedienten Tony Blair, den seine britischen Landsleute in der Rolle eines Bush ergebenen Pudels nicht länger ertragen mochten. Die Herren mit den Sternen auf den Schulterstücken werden Brown, dem neuen Hausherrn in Downingstreet Nummer Zehn, vielleicht nicht wörtlich, aber sinngemäß sagen: "Sir" oder "Mr. Primeminister, wir haben im Irak bis heute mehr als 150 unserer Männer verloren. Dieser Krieg ist nicht zu gewinnen, auch wenn wir noch ein Vierteljahrhundert auf dem Kriegsschauplatz ausharren. Wir sollten, spätestens bis Mai kommenden Jahres, unsere Leute zurückholen."
Wir Zivilisten mögen es kaum glauben, es scheint, jedenfalls auf den ersten Blick, kaum fassbar, dass sich Generale, die schon immer junge Männer, wie heißt es doch so schön, auf das "Feld der Ehre" geschickt haben, endlich einmal zu sagen getrauen, dass dieser Heldentod sinnlos ist und nicht zu einem Opfer für das britische Vaterland umgelogen werden darf. Militärs zeigen sich also klüger und von höherer Moral als ihre höchsten politischen Vorgesetzten. Es sind nicht nur die beruflichen Nachfahren von "Monty"‚ des legendären Feldmarschalls Montgomery of Alamein, die sich als die eigentlichen Realisten erweisen.
In Amerika hat Bush viele Wochen nach einem General suchen müssen, der in Afghanistan das Kommando über die NATO-Interventionsstreitkräfte zu übernehmen bereit ist. Bush hat von einem halben Dutzend qualifizierter Militärs eine Abfuhr bekommen. "Afghanistan, no thank you Mr. President." Die hohen Offiziere denken, gleich ihren englischen Generalskollegen, nicht nur an das Leben ihrer Soldaten. Inzwischen sind mehr als 3000 GIs im Irak gefallen. Die Generale denken, was doch ihre Pflicht ist, an die Chancen, den Irak und ebenso Afghanistan auf Dauer zu befrieden. Sie wissen, die Chancen sind schlechter als schlecht. Sind Generale die eigentlichen Friedenspolitiker? Das ist in der neuesten Geschichte so ziemlich ohne Beispiel. Unter Hitler waren die meisten deutschen Heeresführer schlicht feige. Sie erkannten die Aussichtslosigkeit des Zwei-Fronten-Krieges schon früh und haben das Maul gehalten. Dafür sind etliche von Hitler mit Dotationen belohnt wurden.
Die Generale der Bundeswehr haben den Politikern zu keiner Zeit offen widersprochen und hätten es, so vermute ich, einige Male schon gerne getan. Sie sind nicht weniger intelligent als die Militärs in Großbritannien oder in den USA. Auch darf man es für sicher halten, dass unsere Generale dem ungedienten Kanzler Schröder dankbar gewesen sind, dass er nicht in den Irakkrieg gezogen ist. Heute wird man im Duden vergebens nach dem Wort "Komissköppe" suchen. Gemeint waren damit einst sture, zackige Offiziere ohne Grips. Bush hat einen dem kriegslüsternen früheren Verteidigungsminister Rumsfeld ergebenen Generalstabschef gerade durch einen neuen Mann ersetzt. Michael Mullen, Admiral, gilt in Washington nicht als Haudegen. Auch scheint Mullen das schmähliche Ende in Vietnam nicht verdrängt zu haben. Er wird mit einem Satz zitiert, der ganz langsam wiedergegeben werden muss. Er lautet: "Irgendwie müssen wir, wenn wir denn nach Hause gehen, sicherstellen, dass wir nicht einfach gehen." Zögerlich, voller Zweifel, möchte man ihm zurufen: "Good luck, Herr Admiral."
Klaus Bölling, geboren 1928 in Potsdam, arbeitete für Presse und Fernsehen, war unter anderem NDR-Chefredakteur, Moderator des "Weltspiegel", USA-Korrespondent und Intendant von Radio Bremen. 1974 wurde er unter Helmut Schmidt zum Chef des Bundespresseamts berufen, 1981 übernahm er die Leitung der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählen "Die letzten 30 Tage des Kanzlers Helmut Schmidt", "Die fernen Nachbarn - Erfahrungen in der DDR" und "Bonn von außen betrachtet".
Wir Zivilisten mögen es kaum glauben, es scheint, jedenfalls auf den ersten Blick, kaum fassbar, dass sich Generale, die schon immer junge Männer, wie heißt es doch so schön, auf das "Feld der Ehre" geschickt haben, endlich einmal zu sagen getrauen, dass dieser Heldentod sinnlos ist und nicht zu einem Opfer für das britische Vaterland umgelogen werden darf. Militärs zeigen sich also klüger und von höherer Moral als ihre höchsten politischen Vorgesetzten. Es sind nicht nur die beruflichen Nachfahren von "Monty"‚ des legendären Feldmarschalls Montgomery of Alamein, die sich als die eigentlichen Realisten erweisen.
In Amerika hat Bush viele Wochen nach einem General suchen müssen, der in Afghanistan das Kommando über die NATO-Interventionsstreitkräfte zu übernehmen bereit ist. Bush hat von einem halben Dutzend qualifizierter Militärs eine Abfuhr bekommen. "Afghanistan, no thank you Mr. President." Die hohen Offiziere denken, gleich ihren englischen Generalskollegen, nicht nur an das Leben ihrer Soldaten. Inzwischen sind mehr als 3000 GIs im Irak gefallen. Die Generale denken, was doch ihre Pflicht ist, an die Chancen, den Irak und ebenso Afghanistan auf Dauer zu befrieden. Sie wissen, die Chancen sind schlechter als schlecht. Sind Generale die eigentlichen Friedenspolitiker? Das ist in der neuesten Geschichte so ziemlich ohne Beispiel. Unter Hitler waren die meisten deutschen Heeresführer schlicht feige. Sie erkannten die Aussichtslosigkeit des Zwei-Fronten-Krieges schon früh und haben das Maul gehalten. Dafür sind etliche von Hitler mit Dotationen belohnt wurden.
Die Generale der Bundeswehr haben den Politikern zu keiner Zeit offen widersprochen und hätten es, so vermute ich, einige Male schon gerne getan. Sie sind nicht weniger intelligent als die Militärs in Großbritannien oder in den USA. Auch darf man es für sicher halten, dass unsere Generale dem ungedienten Kanzler Schröder dankbar gewesen sind, dass er nicht in den Irakkrieg gezogen ist. Heute wird man im Duden vergebens nach dem Wort "Komissköppe" suchen. Gemeint waren damit einst sture, zackige Offiziere ohne Grips. Bush hat einen dem kriegslüsternen früheren Verteidigungsminister Rumsfeld ergebenen Generalstabschef gerade durch einen neuen Mann ersetzt. Michael Mullen, Admiral, gilt in Washington nicht als Haudegen. Auch scheint Mullen das schmähliche Ende in Vietnam nicht verdrängt zu haben. Er wird mit einem Satz zitiert, der ganz langsam wiedergegeben werden muss. Er lautet: "Irgendwie müssen wir, wenn wir denn nach Hause gehen, sicherstellen, dass wir nicht einfach gehen." Zögerlich, voller Zweifel, möchte man ihm zurufen: "Good luck, Herr Admiral."
Klaus Bölling, geboren 1928 in Potsdam, arbeitete für Presse und Fernsehen, war unter anderem NDR-Chefredakteur, Moderator des "Weltspiegel", USA-Korrespondent und Intendant von Radio Bremen. 1974 wurde er unter Helmut Schmidt zum Chef des Bundespresseamts berufen, 1981 übernahm er die Leitung der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählen "Die letzten 30 Tage des Kanzlers Helmut Schmidt", "Die fernen Nachbarn - Erfahrungen in der DDR" und "Bonn von außen betrachtet".

Klaus Bölling© privat