"Frieden, rufe ich euch zu! Liebe, rufe ich euch zu!"

Gast: Jürgen Kesting, Moderation: Ruth Jarre |
Das sind die zentralen Worte der Oper – der Doge Simon Boccanegra präsentiert sich als weitsichtiger, friedliebender Staatsmann mit großer Autorität. Und er ruft diese Worte seinem Volk zu, den Bürgern Genuas, seinen Freunden und Feinden. Das Private gerät gegenüber dem Politischen in den Hintergrund, Familienzwist und Liebesgeschichte eingeschlossen.
Vielleicht auch einer der Gründe dafür, dass Simon Boccanegra gut 150 Jahre nach der Uraufführung 1857 in Venedig nicht zu den populärsten Opern Verdis gehört?

An den großen und kleinen Opernhäusern der Welt wird sie längst nicht so häufig gespielt wie etwa "La Traviata", "Aida" oder "Rigoletto". Welche Gründe gibt es noch? Und sind sie – auch heute noch – berechtigt oder nicht? Das sind Fragen, denen Ruth Jarre und Jürgen Kesting im Gespräch nachgehen. Dabei werden die wichtigsten Aufnahmen in Auszügen vorgestellt: Lawrence Tibbett als Simone 1939 an der New Yorker Metropolitan Opera, Tito Gobbi 1957 in Rom – sein eindringliches Rollenporträt des Dogen von Genua hat die Oper zurückgebracht auf die Bühne -, Elisabeth Rethberg 1939 als Amelia, in der selben Rolle Victoria de los Angeles 1957 und Mirella Freni 1977, dazu die Bässe Ezio Pinza, Boris Christoff und Alexander Kipnis.

Verdi war mit "Simon Boccanegra" deutlich hörbar auf dem Weg zu seinem Otello, der Schurke Paolo ist gewissermaßen eine Rollenstudie zum Jago. Am Ende siegt der Schurke nur zum Teil: der Doge stirbt zwar, aber zuvor besiegt er seine Feinde, feiert Versöhnung nach 25 Jahren Familienfehde und verheiratet seine wiedergefundene Tochter mit ihrem Geliebten.