Fridays for Future

Neue Maßstäbe für den Onlineprotest

04:30 Minuten
Viele bemalte Schilder liegen auf der Wiese vor dem Bundestag in Berlin.
Eine FFF-Demonstration ohne Menschen, aber mit ihren Schildern – am 24.4. auf der Wiese vor dem Bundestag. © imago images / A. Friedrichs
Simon Teune im Gespräch mit Nicole Dittmer · 24.04.2020
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In zahlreichen Ländern hat „Fridays for Future“ an diesem Freitag gezeigt, dass mit der Klimabewegung in der Coronakrise weiter zu rechnen ist – zumindest online. Für den Protestforscher Simon Teune ist dies ein beeindruckendes Signal an die Politik.
Es war das große Thema vor der Coronakrise: der Kampf gegen den Klimawandel. Die jungen, engagierten Menschen von "Fridays for Future" hatten ihn ganz nach oben auf die politische Agenda gebracht.
Dann mussten sie von den Straßen verschwinden, und es wurde ruhiger um Greta Thunberg und ihre Anhängerinnen und Anhänger. Bis heute. Denn für diesen Freitag Mittag hatte "Fridays for Future" zu einer Onlinedemonstration aufgerufen, das Motto: #FightEveryCrisis.
Simon Teune hat die Aktion verfolgt. Er ist Vorstand des Instituts für Protest und Bewegungsforschung und fand sie "beindruckendend" – auch ohne Massen auf der Straße: "Was Fridays for Future heute gemacht haben, hat sicher Maßstäbe dafür gesetzt, wie Protest online aussehen kann – und wie viele Menschen man damit mobilisieren und auch erreichen kann."

"Eine Erinnerung an die Politiker"

Mehr als 20.000 Menschen haben allein den Stream von "Fridays for Future Deutschland" auf Facebook verfolgt. Das YouTube-Video hat bereits über 100.000 Aufrufe. Es zeigt, wie die Klimaaktivistin Luisa Neubauer vor dem Bundestag mit zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützen spricht, umgeben von zahlreichen Protestschildern auf der Wiese.
Zahlreiche Protestschilder liegen auf der Wiese vor dem Bundestag – dazwischen steht "#Fight Every Crisis".
Vor dem Bundestag legte "Fridays for Future" Protestschilder nieder – und streamte die Aktion.© Fridays for Future Deutschland
Natürlich sei es ein anderes Gemeinschaftserlebnis, zusammen zu demonstrieren, sagt Teune. Das könne der Onlineprotest auch nicht ersetzen. "Aber der Protest heute ist eine Erinnerung an die Proteste auf der Straße, und eben auch eine Erinnerung an die Politiker und andere Verantwortungsträgerinnen, dass die Klimabewegung weiter mobilisierungsfähig ist." Die Aktion habe davon profitiert, dass die Bewegung ohnehin schon sehr stark im Netz organisiert gewesen sei.
Perspektivisch glaubt Teune nicht, dass das Thema Klima in Deutschland im Zuge der Coronakrise vergessen werde. International sei die Situation jedoch eine andere: "Wenn in Indien in kurzer Zeit Millionen von Menschen ohne Einkommen sind, dann ist klar, dass da Armut und Hunger, eine gigantische wirtschaftliche Krise, die Klimapolitik überdecken werden. Das heißt, international ist die Klimabewegung ganz anders gefragt, als sie das jetzt war."
(sed)
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