Freya von Moltke: Kreisauer Kreis wollte Zerfall Deutschlands verhindern

09.03.2007
Die Witwe des Widerstandskämpfers Helmuth James Graf von Moltke, Freya von Moltke, hat den "Kreisauer Kreis" als eine Urzelle der Demokratie verteidigt. Im Grunde sei es Thema der Zusammenkünfte gewesen, "aus den Deutschen Demokraten zu machen", sagte von Moltke.
Aus Anlass des 100. Geburtstages von Moltke am 11. März erklärte Freya von Moltke, dass die Mitglieder des Kreisauer Kreises Optimisten gewesen seien und bis zuletzt an die Demokratie geglaubt hätten. Die Arbeit der Widerstandsgruppe sei auch auf die Zeit nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes gerichtet gewesen. Der Kreisauer Kreis habe den Zerfall Deutschlands verhindern wollen: "Sie dachten, wenn es Besetzungen gibt, müssen Leute da sein, die sagen: ‚Hier sind wir und das haben wir vor’".

Helmuth James Graf von Moltke wurde am 23. Januar 1945 mit 37 Jahren hingerichtet, der Adelige war eine der führenden Persönlichkeiten des deutschen Widerstandes und Mitbegründer des Kreisauer Kreises. Mit einem Gedenkgottesdienst und einem Festakt am Sonntag in Berlin wird an ihn erinnert.

Zusammen mit seinem Freund Peter Yorck Graf von Wartenburg sammelte Moltke von 1940 an Hitlergegner aus verschiedenen politischen Lagern um sich: Konservative und Sozialdemokraten, Katholiken und Protestanten, Juristen, Pädagogen und Professoren, etwa 20 Aktive und ebenso viele Sympathisanten. Sie entwarfen in Berlin und auf Moltkes Gut in Kreisau (heute Polen) Pläne für die Neuordnung Deutschlands nach dem Ende der Diktatur. Die Gruppe wurde zum Zentrum des bürgerlichen, zivilen Widerstands. Nach der Entdeckung durch die Gestapo wurde sie "Kreisauer Kreis" genannt.

Nach den Vorstellungen der Kreisauer sollte das Christentum Grundlage der Erneuerung sein. Deutschland sollte ein föderaler, demokratisch aufgebauter Rechtsstaat sein, in dem Glaubens- und Gewissensfreiheit und die Würde des Menschen gewährleistet sind. Damit langfristig der Frieden in Europa gesichert werde, setzten sie auf die Einbindung Deutschlands in einen europäischen Staatenbund.

Der Kreisauer Kreis wollte im Falle eines Staatsstreichs mit dem militärischen Widerstand zusammenarbeiten. Einige Mitglieder schlossen sich der Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg an, der am 20. Juli 1944 versuchte, Hitler mit einer Bombe zu töten. Nach dem gescheiterten Attentat wurden viele Mitglieder des Kreisauer Kreises verhaftet. Einige von ihnen wurden hingerichtet, darunter Yorck und Moltke.