Freuen auf 2009
Freuen wir uns auf 2009. Seien wir glücklich in der Krise. Krise bedeutet doch immer Hoffnung und Chance. Hoffnung auf Besseres. Chance auf Änderung. Seien wir doch mal ehrlich: 2008 hat uns befreit. Davon ist jedenfalls Klaus Pokatzky überzeugt.
Wie war es denn bisher? Bisher saßen wir erst bei unserem Steuerberater, dann bei unserem Vermögensberater, dann wieder bei unserem Steuerberater, zwischendurch immer mal wieder bei unserem Sparkassenberater oder auch unserem Investmentbanker – und immer nur ging es darum: wie legen wir unsere Honorare wie die für diese Zeilen hier möglichst Steuer sparend und gewinnbringend an?
Tempi passati. Aus und vorbei. Von jetzt ab sitzen wir nicht mehr in der Bank, sondern auf der Bank. Auf der Parkbank. Was freuen wir uns schon auf den Frühling im neuen Jahr. Dann sitzen wir auf der Parkbank, wir haben ja jetzt jede Menge Zeit. Und wir werden Augen und Ohren für all die schönen Dinge haben, die wir so lange überhört und übersehen haben, als wir uns nur für Derivate und Leerverkäufe interessiert haben. Wir lösen uns vom Materiellen. Wir stellen auf einmal fest, was alles glücklich machen kann, dass kein Geld kostet.
Wir sehen die Bienchen von Blüte zu Blüte fliegen und mit ihren kleinen Bürzeln herumstäuben. Dieses ewige Sinnbild für unsere Fortpflanzung, von dem wir gar nicht genug kriegen können. Wir müssen ja auch an unsere Rente denken. Wir riechen die Frühlingswiese mit ihren vielen Blumen. Wir hören die Kohlmeise auf dem wippenden Zweig frohlocken. Und wir freuen uns dann schon auf das nächste Weihnachten. Ein Weihnachten, das keine Geschenkorgie mehr sein muss – weil die Menschen endlich wieder bescheiden geworden sind. Selbst unsere Verwandten. Wir freuen uns schließlich auch über die selbstgehäkelten Topflappen von Tante Hilde, die ja immer schon gesagt hat, dass man Geld nicht essen kann. Zu Weihnachten gibt es dann nur schlichte Quarkkartoffeln – vorbei sind die Zeiten, wo wir mit unserem Vermögensberater in diesen Nobelrestaurants schlemmen mussten. J
etzt also her mit den duftenden Quarkkartoffeln – gewachsen im Schrebergarten von Tante Hilde, wo sie so glücklich war. Tante Hilde, die immer recht hatte, auch, wenn wir ihr nicht glauben wollten. Tante Hilde, die ihren Urlaub im Schrebergarten bei ihren glücklichen Kartoffeln verbracht hat und nicht, wie wir, nach Thailand reisen musste für 10 000 Dollar. Tante Hilfe, deren Schrebergarten nie von einem Tsunami heimgesucht wurde. Warum in die Ferne fliegen, wenn Tante Hilde liegt so nah? Und wie viel Zeit zum Bücher lesen haben wir jetzt. Wie das bildet. Hätten wir doch früher die richtigen Bücher gelesen. Zum Beispiel das Buch „Der Crash“.
Ach, welch schöne Zeiten kommen auf uns zu 2009. Im Schlechten liegt das Gute. In der Not rücken die Menschen auch mehr zusammen. Niemand ist ja so geizig wie der Reiche. Das haben wir an Onkel Dagobert und an Tante Inge gesehen. Die konnte auch keine Topflappen häkeln. Und niemand hat ein so großes Herz wie der Arme. Das werden wir an uns selber feststellen, wenn in der U-Bahn jetzt erst die Obdachlosen ihre Zeitungen verkaufen und wenn die Obdachlosen weg sind, kommen dann im immer noch flotten Dreiteiler diese ewig jungen und ewig dynamischen Menschen, die uns sagen: Ich bin der Thorben und war Hedgefonds-Manager. Und weil ich noch die Raten für meine Penthouse-Wohnung in Berlin-Mitte abzahlen muss, bitte ich Sie jetzt herzlich um eine kleine Spende. Das sagen sie so dynamisch, wie sie uns früher die Offshore-Finanzplätze schmackhaft gemacht haben.
Wie gerne und wie solidarisch werden wir Armen da einen Euro spenden.
Aber am schönsten wird es doch auf der Parkbank sein. Im Frühlingserwachen. Wir werden uns eine Stammbank nehmen. Wie damals in den Zeiten von Fremdfinanzierung und Eigenkapitalrendite. Das ist dann unsere ganz eigene Bank. Und wir möchten dann aber nicht, dass sich jeder darauf setzt. So wie der neue Parkwärter, der mit einer kleinen Schaufel den schönen Rasen vom hässlichen Hundekot befreit. Diese schöne Frühlingswiese mit ihren duftenden Blumen, wo die Bienen von Blüte zu Blüte bürzeln. Wenn der neue Parkwärter sich zu uns auf die Bank setzen will, werden wir einfach sagen: „Bitte gehen Sie doch zu einer anderen Bank“. Der neue Parkwärter ist schließlich unser ehemaliger Investmentbanker.
Tempi passati. Aus und vorbei. Von jetzt ab sitzen wir nicht mehr in der Bank, sondern auf der Bank. Auf der Parkbank. Was freuen wir uns schon auf den Frühling im neuen Jahr. Dann sitzen wir auf der Parkbank, wir haben ja jetzt jede Menge Zeit. Und wir werden Augen und Ohren für all die schönen Dinge haben, die wir so lange überhört und übersehen haben, als wir uns nur für Derivate und Leerverkäufe interessiert haben. Wir lösen uns vom Materiellen. Wir stellen auf einmal fest, was alles glücklich machen kann, dass kein Geld kostet.
Wir sehen die Bienchen von Blüte zu Blüte fliegen und mit ihren kleinen Bürzeln herumstäuben. Dieses ewige Sinnbild für unsere Fortpflanzung, von dem wir gar nicht genug kriegen können. Wir müssen ja auch an unsere Rente denken. Wir riechen die Frühlingswiese mit ihren vielen Blumen. Wir hören die Kohlmeise auf dem wippenden Zweig frohlocken. Und wir freuen uns dann schon auf das nächste Weihnachten. Ein Weihnachten, das keine Geschenkorgie mehr sein muss – weil die Menschen endlich wieder bescheiden geworden sind. Selbst unsere Verwandten. Wir freuen uns schließlich auch über die selbstgehäkelten Topflappen von Tante Hilde, die ja immer schon gesagt hat, dass man Geld nicht essen kann. Zu Weihnachten gibt es dann nur schlichte Quarkkartoffeln – vorbei sind die Zeiten, wo wir mit unserem Vermögensberater in diesen Nobelrestaurants schlemmen mussten. J
etzt also her mit den duftenden Quarkkartoffeln – gewachsen im Schrebergarten von Tante Hilde, wo sie so glücklich war. Tante Hilde, die immer recht hatte, auch, wenn wir ihr nicht glauben wollten. Tante Hilde, die ihren Urlaub im Schrebergarten bei ihren glücklichen Kartoffeln verbracht hat und nicht, wie wir, nach Thailand reisen musste für 10 000 Dollar. Tante Hilfe, deren Schrebergarten nie von einem Tsunami heimgesucht wurde. Warum in die Ferne fliegen, wenn Tante Hilde liegt so nah? Und wie viel Zeit zum Bücher lesen haben wir jetzt. Wie das bildet. Hätten wir doch früher die richtigen Bücher gelesen. Zum Beispiel das Buch „Der Crash“.
Ach, welch schöne Zeiten kommen auf uns zu 2009. Im Schlechten liegt das Gute. In der Not rücken die Menschen auch mehr zusammen. Niemand ist ja so geizig wie der Reiche. Das haben wir an Onkel Dagobert und an Tante Inge gesehen. Die konnte auch keine Topflappen häkeln. Und niemand hat ein so großes Herz wie der Arme. Das werden wir an uns selber feststellen, wenn in der U-Bahn jetzt erst die Obdachlosen ihre Zeitungen verkaufen und wenn die Obdachlosen weg sind, kommen dann im immer noch flotten Dreiteiler diese ewig jungen und ewig dynamischen Menschen, die uns sagen: Ich bin der Thorben und war Hedgefonds-Manager. Und weil ich noch die Raten für meine Penthouse-Wohnung in Berlin-Mitte abzahlen muss, bitte ich Sie jetzt herzlich um eine kleine Spende. Das sagen sie so dynamisch, wie sie uns früher die Offshore-Finanzplätze schmackhaft gemacht haben.
Wie gerne und wie solidarisch werden wir Armen da einen Euro spenden.
Aber am schönsten wird es doch auf der Parkbank sein. Im Frühlingserwachen. Wir werden uns eine Stammbank nehmen. Wie damals in den Zeiten von Fremdfinanzierung und Eigenkapitalrendite. Das ist dann unsere ganz eigene Bank. Und wir möchten dann aber nicht, dass sich jeder darauf setzt. So wie der neue Parkwärter, der mit einer kleinen Schaufel den schönen Rasen vom hässlichen Hundekot befreit. Diese schöne Frühlingswiese mit ihren duftenden Blumen, wo die Bienen von Blüte zu Blüte bürzeln. Wenn der neue Parkwärter sich zu uns auf die Bank setzen will, werden wir einfach sagen: „Bitte gehen Sie doch zu einer anderen Bank“. Der neue Parkwärter ist schließlich unser ehemaliger Investmentbanker.