Freitagnacht Jews

Gute Gespräche in der jüdischen Bubble

06:37 Minuten
Zwei junge Männer sitzen an einem runden, gedeckten Esstisch aus Holz und unterhalten sich. Hinter ihnen befindet sich als gelbe Leuchtschrift das Wort "Jews".
Die Sendung "Freitagnacht Jews" wird moderiert von Daniel Donskoy (links). Mit seinen Gästen wie zum Beispiel Sascha Chaimowicz, Chefredakteur des ZEITmagazins, spricht er über das Jüdischsein. © WDR / Christian Pries
Matthias Dell im Gespräch mit Max Oppel · 18.06.2021
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Wie ist es, als Jude in Deutschland zu leben? Darüber redet in "Freitagnacht Jews" der Moderator Daniel Donskoy mit wechselnden Gästen. Kritiker Matthias Dell ist begeistert von dem Prinzip, dass hier jüdische Menschen unter sich ein Gespräch führen.
"Freitagnacht Jews" ist ein jüdischer Late-Night-Talk: Der jüdische Gastgeber Daniel Donskoy plaudert mit jüdischen Gästen übers Jüdischsein. Dazu gibt es in 30 Minuten auch Essen, das Donskoy gekocht hat, und Spiele. Die Talkshow war zunächst nur online zu sehen, von nun an wird sie auch im linearen Programm ausgestrahlt.
Die Sendung sei "wirklich brillantes Fernsehen", lobt Fernsehkritiker Matthias Dell. Er ist begeistert von Moderator Daniel Donskoy, der eine "wahnsinnige Ausstrahlung" und ein "freudvolles Wesen" habe und ein guter Frager sei: Man merke, dass ihn etwas umtreibe, er wolle etwas von seinen Gästen erfahren.
Zum jüdischen Leben in Deutschland gehören auch Erfahrungen mit Antisemitismus und die Erinnerung an die Shoah. "Es geht nicht, diese Sachen nicht zu thematisieren", sagt Dell. In "Freitagnacht Jews" gehe es zwar um jüdischen Alltag, aber eben vor diesem Hintergrund.

Niemand muss jüdischer "Pressesprecher" sein

Das Prinzip, dass Jüdinnen und Juden unter sich in der "Bubble" darüber sprechen, funktioniert aus Sicht des Kritikers sehr gut: Es gebe so einen gemeinsamen Grund, auf dem man stehe, aber ansonsten seien die Gäste total verschieden, etwa in ihrem Temperament oder politischen Engagement.
"Man merkt, dass dieses Sprechen freier ist, da, wo eben nicht einer dasitzt und Pressesprecher für die Juden in Deutschland sein muss. Sondern wo eben in dieser Gruppe ein Gespräch entstehen kann."
Dell findet, dass die Öffentlich-Rechtlichen erkennen müssten, dass diese Sendung ein Modell sein könnte, ähnlich wie "Die beste Instanz" von Enissa Amani, die gerade den Grimme Online Award gewonnen hat: Solche Formate könnten dem gesellschaftlichen Miteinander auf die Sprünge helfen.
(jfr)

Freitagnacht Jews
WDR, freitags um 23:30 Uhr und in der ARD-Mediathek

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