"Freie Umgestaltung" in Lübeck

Kurz vor seiner erzwungenen Emigration 1933 in die USA setzte Arnold Schönberg sich in zwei Bearbeitungen mit der Form des Solokonzerts auseinander. Er selbst bezeichnete diese Bearbeitungen als "freie Umgestaltungen", was sich besonders deutlich an seinem Cello-Konzert zeigt. Schönberg legte dem Werk ein Cembalokonzert von Matthias Georg Monn zu Grunde und formte daraus sein höchst virtuoses Cello-Konzert.
In direktem Vergleich kann der Zuhörer ein originales Cellokonzert von Matthias Georg Monn hören. Das instrumentale Schaffen dieses Komponisten bewirkte viel für die Herausbildung der klassischen Sinfonie und wurde zu einem Inspirationspunkt für Joseph Haydn. Auch dem Solokonzert konnte der Vorklassiker neue Impulse verleihen, wie u.a. sein Cellokonzert zeigt. Dieses Werk schien 1914 Schönberg so interessant, dass er es neu herausgab.

Beschlossen wird das Konzert mit Robert Schumanns 4. Sinfonie, die von ihrer Entstehungszeit her (1841) eigentlich seine Zweite ist. Da die Resonanz nach der Uraufführung gering und das Publikum von der offenen Form irritiert war, ließ Schumann das Werk über zehn Jahre liegen, bis er es überarbeitete und ihm so zum Erfolg verhalf. Clara Schumann notierte in ihrem Tagebuch einen Hinweis auf die Sinfonie, die »aus einem Satz bestehen, jedoch Adagio und Finale enthalten« solle. Schumann lässt aber nicht nur die vier Sätze pausenlos ineinander übergehen und spart Wiederholungen aus bzw. verkürzt Formteile, sondern schafft ein Netz von motivischen Beziehungen zwischen den Sätzen, die dem von Thomas Mann an Richard Wagners Leitmotivtechnik bewunderten »Beziehungszauber« nicht unähnlich sind.
www.theaterluebeck.de




Musik- und Kongresshalle Lübeck
Aufzeichnung vom 29.06.2009


Arnold Schönberg
Konzert für Violoncello und Orchester D-dur in freier Umgestaltung nach dem Concerto per Clavicembalo von Matthias Georg Monn, komp. 1746
(Kadenzen: Arnold Schönberg)

Matthias Georg Monn
Konzert für Violoncello und Orchester g-Moll

Robert Schumann
Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120


Hans-Christian Schwarz, Violoncello
Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck
Leitung: Roman Brogli-Sacher