Freie Software für freie Musik
In Berlin treffen sich Musiker und Software-Programmierer zur Linux Audio Conference. Gemeinsam suchen sie nach Möglichkeiten, die Produktion von Musik einfacher zu gestalten - mithilfe innovativer technischer Methoden und vor allem freier Software.
"Das ist zum Beispiel der Modular-Synthesizer AMS, und es wird auch gleichzeitig ein so genannter Patch, also eine Voreinstellung, für diesen Synthesizer geladen, und wenn man 'ne MIDI-Tastatur anschließt, dann macht das Ding auch sofort Musik."
Seit drei Jahren baut Hartmut Noack an einer Linux Audio Workstation. Das ist ein PC für Musiker auf der Basis von freier, entwicklungsoffener Software. Bis alles klappt, muss aber noch manches Hindernis überwunden werden.
"Auch wieder ein Vorführeffekt. Nee, das ist nicht dort, wo es sein sollte."
Doch die Mühe lohnt sich. Nicht nur für das Erfolgserlebnis, sondern vor allem, weil das System immer neuen Bedürfnissen flexibel angepasst werden kann.
"Das ist ein Konzept, was letztlich dazu führt, dass man sich eben nicht einem Lieferanten ausgeliefert fühlt, wenn man Musik macht."
Linux ist neben den Konkurrenten Windows und Mac das am meisten verbreitete Betriebssystem. Es dient dazu, Mausklicks und Tastatureingaben in eindeutige Befehle an den Rechner zu übersetzen.
Der große Unterschied: Linux hat einen offenen Quellcode, das heißt, jeder kann es kopieren und den eigenen Bedürfnissen anpassen. Aus diesem Grund ist eine eigentlich trockene Computeranwendung zum Symbol für die freie Softwareszene geworden, die sich Kooperation und freie Distribution auf die Fahnen schreibt – und auf Webforen nicht nur Programme, sondern auch auf Linuxsystemen erzeugte Musik austauscht.
Szenenwechsel: von der Werkstatt des Computerbastlers in den neu eingerichteten Vorführraum der Technischen Universität Berlin. Ein Ring aus Hunderten von Lautsprechern verläuft an den Wänden des Saals. Sie strahlen Klänge aus, die weit über das hinausgehen, was man von Stereo- oder 5.1-Anlagen kennt. Gesteuert werden auch sie mit Linux-basierter Software. Marije Baalman, eine der Entwicklerinnen:
"Also, bei dieser Technik wird eigentlich richtig physisch die Luft so in Bewegung gebracht, dass wirklich das Wellenfeld, das entsteht, nicht unterscheidbar ist von dem realen, wenn es an einem bestimmten Ort eine Quelle gegeben hätte. Man nimmt ganz viele kleine Schallquellen, und dann kann man eigentlich jedes beliebige Wellenfeld darstellen."
Die Lautsprecher schaffen Klänge, die buchstäblich durch den Raum wandern – eine Möglichkeit, die Komponisten wie Hans Tutschku faszinieren muss. Er ist eigentlich kein typischer Vertreter der Linux Audio Szene. Doch auch er weiß die Qualitäten freier Software zu schätzen.
"Der Vorteil ist, dass es 'ne schöne Schnittstelle ist zwischen den Leuten, die Sachen entwickeln und den Leuten, die sie anwenden, weil auch von den Programmierern im ganzen freien Bereich viel mehr Interesse ist herauszufinden, was Musiker gerade im Moment brauchen. Durch diesen Dialog zwischen Programmierern und Musikern entsteht ja meistens dann was Neues."
Ob virtuell in Mailinglisten oder real in Anwenderworkshops – der Austausch ist mindestens ebenso wichtig wie die Technik, an der er sich entzündet. Diskutiert wird über die ganze Palette dessen, was man mit freier Musiksoftware auf einem Rechner machen kann: Instrumente aufnehmen, sie mit Effekten verfremden, elektronische Sounds generieren, arrangieren und mischen, Sounds vom Rechner mit Live-Instrumenten kombinieren und vieles andere mehr.
"Das ist also eine ganz neue Sache, wo eigentlich nur junge Leute sind."
Sagt Folkmar Hein, Leiter des elektronischen Studios der Technischen Universität. Die Programmierer investieren viel Zeit und Enthusiasmus in Anwendungen, die sie freigiebig mit der Community teilen. Doch der einfache Gegensatz – hier die hehren Idealisten von Linux Audio, dort die geldgierigen Monopolisten der Softwareindustrie – erweist sich in der Realität als komplizierter.
"Man muss da jetzt nicht so denken, dass das Gegnerschaften sind, das ist ja Quatsch. Wirtschaftlich ist eins klar: Diese Leute, die jetzt für Linux Audio und Open Source arbeiten, die gehen später in die Firmen, und das sind die besten Leute, die es gibt, das ist für die Wirtschaft also sehr interessant."
Zurück bei Hartmut Noack, der die letzte Hand an seine Linux Audio Workstation legt, um sie für die Präsentation fit zu machen. Er hat sein ganz eigenes Bild, um den Unterschied zwischen quelloffenen Programmen und patentierter Software zu fassen.
"Proprietäre, also marktgängige, so genannte kommerzielle Software, das entspricht so der modernen Studioproduktion für Madonna oder so. Wo Studiomusiker angeheuert werden, die dann gar nicht auf dem Cover stehen, 'ne Gage kriegen und irgend was spielen. Und Linux Software, freie Software ist mehr so was wie 'ne Rockband. Wo Individualisten zusammen spielen und jeder seinen Beitrag leistet."
Eine Menge Nuancen liegen zwischen diesen Polen. Und doch bringt das Bild zwei wichtige Eigenschaften der Linux Audio Szene auf den Punkt: es macht Spaß – man darf nur keine Scheu vorm Basteln haben.
Seit drei Jahren baut Hartmut Noack an einer Linux Audio Workstation. Das ist ein PC für Musiker auf der Basis von freier, entwicklungsoffener Software. Bis alles klappt, muss aber noch manches Hindernis überwunden werden.
"Auch wieder ein Vorführeffekt. Nee, das ist nicht dort, wo es sein sollte."
Doch die Mühe lohnt sich. Nicht nur für das Erfolgserlebnis, sondern vor allem, weil das System immer neuen Bedürfnissen flexibel angepasst werden kann.
"Das ist ein Konzept, was letztlich dazu führt, dass man sich eben nicht einem Lieferanten ausgeliefert fühlt, wenn man Musik macht."
Linux ist neben den Konkurrenten Windows und Mac das am meisten verbreitete Betriebssystem. Es dient dazu, Mausklicks und Tastatureingaben in eindeutige Befehle an den Rechner zu übersetzen.
Der große Unterschied: Linux hat einen offenen Quellcode, das heißt, jeder kann es kopieren und den eigenen Bedürfnissen anpassen. Aus diesem Grund ist eine eigentlich trockene Computeranwendung zum Symbol für die freie Softwareszene geworden, die sich Kooperation und freie Distribution auf die Fahnen schreibt – und auf Webforen nicht nur Programme, sondern auch auf Linuxsystemen erzeugte Musik austauscht.
Szenenwechsel: von der Werkstatt des Computerbastlers in den neu eingerichteten Vorführraum der Technischen Universität Berlin. Ein Ring aus Hunderten von Lautsprechern verläuft an den Wänden des Saals. Sie strahlen Klänge aus, die weit über das hinausgehen, was man von Stereo- oder 5.1-Anlagen kennt. Gesteuert werden auch sie mit Linux-basierter Software. Marije Baalman, eine der Entwicklerinnen:
"Also, bei dieser Technik wird eigentlich richtig physisch die Luft so in Bewegung gebracht, dass wirklich das Wellenfeld, das entsteht, nicht unterscheidbar ist von dem realen, wenn es an einem bestimmten Ort eine Quelle gegeben hätte. Man nimmt ganz viele kleine Schallquellen, und dann kann man eigentlich jedes beliebige Wellenfeld darstellen."
Die Lautsprecher schaffen Klänge, die buchstäblich durch den Raum wandern – eine Möglichkeit, die Komponisten wie Hans Tutschku faszinieren muss. Er ist eigentlich kein typischer Vertreter der Linux Audio Szene. Doch auch er weiß die Qualitäten freier Software zu schätzen.
"Der Vorteil ist, dass es 'ne schöne Schnittstelle ist zwischen den Leuten, die Sachen entwickeln und den Leuten, die sie anwenden, weil auch von den Programmierern im ganzen freien Bereich viel mehr Interesse ist herauszufinden, was Musiker gerade im Moment brauchen. Durch diesen Dialog zwischen Programmierern und Musikern entsteht ja meistens dann was Neues."
Ob virtuell in Mailinglisten oder real in Anwenderworkshops – der Austausch ist mindestens ebenso wichtig wie die Technik, an der er sich entzündet. Diskutiert wird über die ganze Palette dessen, was man mit freier Musiksoftware auf einem Rechner machen kann: Instrumente aufnehmen, sie mit Effekten verfremden, elektronische Sounds generieren, arrangieren und mischen, Sounds vom Rechner mit Live-Instrumenten kombinieren und vieles andere mehr.
"Das ist also eine ganz neue Sache, wo eigentlich nur junge Leute sind."
Sagt Folkmar Hein, Leiter des elektronischen Studios der Technischen Universität. Die Programmierer investieren viel Zeit und Enthusiasmus in Anwendungen, die sie freigiebig mit der Community teilen. Doch der einfache Gegensatz – hier die hehren Idealisten von Linux Audio, dort die geldgierigen Monopolisten der Softwareindustrie – erweist sich in der Realität als komplizierter.
"Man muss da jetzt nicht so denken, dass das Gegnerschaften sind, das ist ja Quatsch. Wirtschaftlich ist eins klar: Diese Leute, die jetzt für Linux Audio und Open Source arbeiten, die gehen später in die Firmen, und das sind die besten Leute, die es gibt, das ist für die Wirtschaft also sehr interessant."
Zurück bei Hartmut Noack, der die letzte Hand an seine Linux Audio Workstation legt, um sie für die Präsentation fit zu machen. Er hat sein ganz eigenes Bild, um den Unterschied zwischen quelloffenen Programmen und patentierter Software zu fassen.
"Proprietäre, also marktgängige, so genannte kommerzielle Software, das entspricht so der modernen Studioproduktion für Madonna oder so. Wo Studiomusiker angeheuert werden, die dann gar nicht auf dem Cover stehen, 'ne Gage kriegen und irgend was spielen. Und Linux Software, freie Software ist mehr so was wie 'ne Rockband. Wo Individualisten zusammen spielen und jeder seinen Beitrag leistet."
Eine Menge Nuancen liegen zwischen diesen Polen. Und doch bringt das Bild zwei wichtige Eigenschaften der Linux Audio Szene auf den Punkt: es macht Spaß – man darf nur keine Scheu vorm Basteln haben.