Frei erzählt

Von Detlef David Kauschke · 13.11.2009
Geschichten erzählen - das ist eine uralte jüdische Tradition. Von Generation zu Generation wurden die Schilderungen aus biblischer Zeit und anderen vergangenen Tagen mündlich überliefert. Heutzutage haben Radio, Fernseher und Internet die Geschichtenerzähler abgelöst. Eine Ausnahme ist der in Berlin lebende Israeli Elija Avital.
Lieder aus der Seele und Erzählungen aus dem Herzen ...

… die will Elija Avital seinen Zuhörern näher bringen. Er ist in Haifa geboren, lebt seit 1985 in Berlin. Hier unterrichtet er das Alte Testament und die hebräische Sprache. Seine Liebe gilt dem Gesang, der Musik, der Erzählung. Dabei will der Israeli nicht als Musiker, nicht als Sänger aber auch nicht nur als Erzähler verstanden werden.

"Na ja, ich würde mich so bezeichnen, eher als singender Erzähler. Und erzähle die Geschichten in einem Geflecht. Von Wort, Klang - das ist mein Akkordeon und Trommel - und Gesang."

Er singt israelische Chansons, Lieder, Balladen. Die Musik stammt von israelischen Künstlern. Sie lebten zu verschiedenen Zeiten an unterschiedlichen Orten. Aber alle waren von derselben Quelle inspiriert - dem Alten Testament. Daraus schöpft auch er, erzählt die biblischen Geschichten aber frei. Das heißt: Elija Avital lernt seine Texte nicht auswendig. Er ergänzt spontan persönliche Assoziationen und Interpretationen. Und versucht, frei von Dogmen und festgelegten Kommentaren einfach in die Geschichte einzutauchen. Sie so zu erzählen, wie sie sich ihm erzählen.

"Ich singe auf Hebräisch. Aber während der Geschichte flechte ich dann die Übersetzungen mit hinein, so dass wenn ich singe, weiß man, was ich singe."

Lieder und Geschichten vom Ewigen, der Fels und Festung ist. Vom Licht über fremden Seen. Von Jakow, der im Traum Engel eine Leiter hinauf- und hinuntergehen sieht. Biblische Geschichten von Hanna, Ruth und anderen. Zeitgemäß interpretiert, erzählt in jüdischer Tradition.

"Selbstverständlich, das was ich in mir trage - allein durch meinen Großvater, der mir Geschichten erzählte, und durch meinen Vater, und das ist wirklich wahr, es war so bei uns in der Familie, und mein Onkel und überall um herum - selbstverständlich das ist Ausdruck jüdischer Kultur was ich tue. Ich möchte nur nicht, dass man denkt, das ist etwas, das für Juden, für einen jüdischen Kreis oder für Kenner bestimmt ist."

An wen wendet sich Elija Avital mit seinem Programm?

"An Alle. An jeder Mensch, der gerne liest. An jeder Mensch, der gern mit seiner Fantasie spielt. An jeden Menschen, der einfach Spaß hat an Geschichten."

An Geschichten aus dem Buch der Bücher, wie vom Zelt Esaus und dem Hause Jakobs.