Frauenrechte in Südamerika

Strategien entwickeln, um die Gewaltspirale aufzuhalten

06:09 Minuten
Eine Bolivianerin demonstriert mit erhobener Faust.
Bewegung für die eigenen Rechte: In ganz Südamerika gehen Frauen - wie hier im Sommer 2018 in La Paz - gegen Gewalt auf die Straße. © picture alliance/AP/Juan Karita
Sabine Hentzsch im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 01.03.2021
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Von Buenos Aires bis La Paz gehen Frauen auf die Straße. Sie protestieren gegen einen Alltag voller Gewalt. Um ihnen eine Stimme zu geben, haben die Goethe-Institute in Südamerika ein digitales Forum ins Leben gerufen.
In Südamerika sind Frauen deutlich häufiger Gewalttaten ausgesetzt als sonst in der Welt. Immer mehr Frauen wollen sich damit nicht abfinden. Sie gehen auf die Straßen und erheben ihre Stimme. Die Goethe-Institute in Südamerika wollen ihnen nun mit dem Projekt "Das Jahrhundert der Frauen" ein Forum geben.

Kontakte nutzen und Prozesse einleiten

Den Auftakt hat das Goethe-Institut in der bolivianischen Hauptstadt La Paz mit einem dreitägigen virtuellen Forum gemacht. "Wenn man jeden Tag die Zeitung aufschlägt, erkennt man, wie brisant das Thema in der gesamten Region Südamerika ist", erklärt Sabine Hentzsch, die Leiterin des Goethe-Instituts in Bolivien. Fortschrittliche Gesetze gebe es zwar, die würden aber nicht eingehalten.
"Da war uns klar", so Hentzsch, "dass wir etwas tun müssen. Wir sind in den Ländern Südamerikas gut vernetzt. Es kommt darauf an, wichtige Akteure zu versammeln und mit ihnen gemeinsam einen Prozess zu starten, um Strategien zu entwickeln, wie man diese Gewaltspirale aufhalten kann."

Patriarchale Strukturen aufbrechen

Laut Hentzsch gehe es vor allem um die Entwicklung neuer Rollenbilder für Männer und Frauen. Denn die Ursache dieser extremen Gewalt sei, dass der Machismo und patriarchale Strukturen in der Gesellschaft so fest verankert sind und von Generation zu Generation weitergetragen werden.
"Wie können wir ein Klima schaffen, dass bewusster macht, welche Leistungen Frauen in den letzten Jahren und Jahrzehnten längst erbracht haben", skizziert Hentzsch die Überlegungen. "Immer wieder wird es verschwiegen und ignoriert."
Hentzsch versucht, Menschen zusammen zu bringen, die sich normalerweise nicht unbedingt treffen: Künstler und Künstlerinnen, Aktivisten, Akademikerinnen und Akademiker. Sie sollen gemeinsam versuchen, einen Prozess in Gang zu setzen.
Dieser Prozess soll im Anschluss an das Forum in konkreten Projekten fortgesetzt werden, dann in einem nichtöffentlichen, geschützten Raum. Ende des Jahres wünscht sich Hentzsch ein persönliches Treffen der Beteiligten in La Paz, um die Ergebnisse öffentlich vorzustellen.
(mfied)
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