Frauen in Simbabwe

Es reicht gerade so zum Überleben

Landarbeiterinnen hacken ein Feld mit jungen Tabakpflanzen auf einer Farm in Simbabwe.
Landarbeiterinnen hacken ein Feld mit jungen Tabakpflanzen auf einer Farm in Simbabwe. © dpa / picture alliance / Chad Ehlers
Von Leonie March · 15.10.2015
Heute ist der "Internationale Tag der Frauen in ländlichen Gebieten". Was Kleinbäuerinnen im Alltag leisten, ist zum Beispiel in Simbabwe zu beobachten - Frauen sind dort das Rückgrat der bitterarmen Agrargesellschaft.
Immer tiefer gräbt sich die Hacke in den harten, rotbraunen Boden. Nyepudzai Sanyika holt weit aus. Kleine Schweißperlen haben sich auf ihrer wettergegerbten Stirn gebildet. Zwischendurch wischt sie sie mit dem Zipfel ihrer Kittelschürze ab. Ihre Hände sind hart und schwielig. Feldarbeit ist in Simbabwe Frauensache.
"Wir haben keine Ochsen, die wir vor den Pflug spannen könnten. Deshalb müssen wir die Erde erst mit der Hacke lockern, Gras und Unkraut entfernen und Kompost einarbeiten, bevor wir etwas pflanzen können. Das dauert mehrere Wochen, manchmal auch Monate."
Die Kleinbäuerin kennt kein bequemeres Leben. Sie ist in Domboshawa aufgewachsen und geblieben. Steinige Hügel und ärmliche Lehmhäuser prägen die Landschaft. Durchs Tal mäandert ein Fluss, gesäumt von schachbrettartigen kleinen Äckern.
Schon als Mädchen hat Nyepudzai Sanyika auf diesen Feldern geschuftet, früh geheiratet und sieben Kinder groß gezogen.
Das Land werden einmal ihre Söhne erben. So ist es Tradition. Frauen besitzen in der Regel kein Land, obwohl sie den Großteil der Arbeit verrichten.
Der lange Tag beginnt noch vor Sonnenaufgang. Die Frauen holen Wasser vom Fluss, sammeln Brennholz, sorgen für Kinder und Enkel, bereiten die Mahlzeiten zu und bauen das an, was sie dafür benötigen. Mais und Süßkartoffeln, Tomaten und Spinat, Zwiebeln und Erdnüsse. Meist reicht es gerade so zum Überleben. Wer doch einen Überschuss erwirtschaften kann, verkauft das Gemüse auf dem lokalen Markt.
Nur ein paar Kilometer weiter sitzen dutzende Frauen am Rande einer Kreuzung unter einer mächtigen Schirmakazie im Schatten. Darunter auch Sanyikas Nachbarin Zvinaiye Chirinda. Auf einer Strohmatte hat sie ihre prallroten Tomaten kunstvoll zu kleinen Pyramiden aufgestapelt.
"Es gibt keine Festpreise. Manchmal sind sie hoch, manchmal sehr niedrig. Momentan bekomme ich für eine Kiste Tomaten fünf Dollar. Manchmal aber auch nur die Hälfte."
Wenn genug Regen fällt, dann haben alle in der Gegend schöne Tomaten, erklärt die hagere Frau. Dann sinken die Preise ins Bodenlose. Viele bleiben auf ihrer Ernte sitzen. All die harte Arbeit war umsonst. Für den Weg zu größeren Märkten in der Stadt fehlt den meisten das Geld.
"Organic Africa" kooperiert mit Kleinbauern
Eine gute halbe Stunde Fahrtzeit entfernt liegt Simbabwes Hauptstadt Harare. Hier wartet Dominikus Collenberg in einem Café auf einen Geschäftspartner. Sein Unternehmen "Organic Africa" kooperiert überwiegend mit Kleinbäuerinnen, die Kräuter und Gewürze für den Exportmarkt anbauen.
"Wenn wir in einer Region neu starten, dann stellen wir allen in der Gemeinde vor, was wir machen. Bei den ersten Sitzungen ist es meistens so, dass mehr Männer als Frauen teilnehmen. In der Arbeitsumsetzung ist es aber in Simbabwe häufig so, dass das die Frauen machen."
"Frauen sind das Rückgrat der bitterarmen Agrargesellschaft", betont Collenberg. Sein Unternehmen arbeitet nach Fair-Trade-Prinzipien. Die Frauen bekommen einen Festpreis für ihre Waren, der deutlich über dem Landesdurchschnitt liegt und haben Zugang zu einem Exportmarkt, der für sie sonst unerreichbar wäre.
Nyepudzai Sanyika in Domboshawa gehört zu den ersten Kleinbäuerinnen in der Gegend, die mit Organic Africa einen Vertrag unterschrieben haben. Seitdem baut sie neben den Lebensmitteln, die die Familie braucht, auch duftenden Thymian und Salbeisträucher an.
"Heute erwirtschafte ich für meine Familie ein geregeltes Einkommen. Darauf ist auch mein Mann stolz. Ich bezahle die Schulgebühren für meine Kinder. Ich habe ein paar Hühner und Ziegen gekauft und unser Haus etwas ausgebaut. Wir leben zwar noch nicht im Überfluss, aber unser Leben hat sich deutlich verbessert."
Bis sich auch die Arbeitsbedingungen deutlich verbessern, könnte noch einige Zeit vergehen. Viele Frauen denken zuerst an die Familie, so wie Sanyika, und erst dann an sich selbst.
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