Französischer Front National

Markige Töne statt gemeinsames Gedenken

Marine Le Pen, Parteichefin des rechtsextremen Front National
Marine Le Pen, Parteichefin des rechtsextremen Front National © picture alliance / dpa / Foto: © Azria Jean Claude
Von Ursula Welter · 16.01.2015
Frankreich beschwört in diesen Tagen die Einheit. Marine Le Pen, Chefin des rechten Front National, nutzt die Terroranschläge in der Zwischenzeit für ihre politischen Forderungen: Sicherung der Grenzen und Aberkennung der Nationalität.
Im Internet warfen sich französische Abgeordnete in dieser Woche Fotografien an den Kopf – via Twitter.
Der Sozialist Christophe Castaner hatte angefangen. Hatte behauptet, die beiden Abgeordneten des Front National , Marion Marechal le Pen und Gilbert Collard seien sitzen geblieben, bei der Gedenkminute für die Opfer der Attentate mit anschließender Hymne.
Die so Beschimpften verteidigten sich erfolgreich mit Video- Aufnahmen der Parlamentskameras. Nur das Gerücht, beim Applaus für den Premierminister hätten sie sich als einzige nicht erhoben, konnten sie nicht entkräften.
Der extreme "Front National" ist in der Defensive, seit Parteichefin Marine le Pen die Reaktion der Franzosen auf die Anschläge unterschätzt hat.
"Herr Valls hat Nicolas Sarkozy angerufen, hat ihn zum Schweigemarsch eingeladen und ich erwarte, dass mein Telefon auch klingelt und dass der Premierminister die Repräsentantin einer Bewegung die 25 Prozent bei den letzten Wahlen erreicht hat, ebenfalls einlädt."
Einladung in den Elysée Palast
Aber Valls rief nicht an. Stattdessen lud Staatspräsident Hollande Frau le Pen in den Elysée Palast ein, wie er alle Vertreter aller politischen Parteien einlud, um die nationale Einheit zu demonstrieren. Wer zur Demo kommen wolle, könne dies auch ohne Aufforderung tun, ließen Präsident und Premier wissen, es gebe ja keine Eingangskontrollen.
"Ich lasse meine Mitbürger selbst urteilen."
Verbreitete Marine le Pen daraufhin über das Internet, der FN sei ausgeschlossen worden, organisiere deshalb eine eigene Gedenkveranstaltung im Süden.
Nur, allzu viele folgten der Einladung der extremen Rechten nicht. Die Musik spielte woanders und Marine le Pen musste sich am nächsten Morgen fragen lassen, ob sie sich schäme, abseits gestanden zu haben an diesem Tag des großen Schweigemarsches der vier Millionen?
Schämen, wofür? Fragte Marine le Pen selbstbewusst zurück. Denn eine Mehrheit der Franzosen ist durchaus der Meinung, man hätte die FN Chefin explizit zum Schweigemarsch einladen sollen. Andererseits hält ebenfalls eine Mehrheit ihren Aufruf zur Gegendemo für die unpassende Geste.
Ab heute will Marine le Pen verlorenes Terrain zurückerobern, ihre Antworten auf die Attentate von Paris wird sie in diversen Interviews und einer Presskonferenz am Nachmittag noch einmal zuspitzen:
"…die ganze Batterie an Maßnahmen, Sicherung der Grenzen, Aberkennung der Nationalität, Verstärkung der Polizei, deren Mittel dahingeschmolzen sind in den vergangenen Jahren."
Wiedereinführung der Todesstrafe
Am Tag nach den Attentaten hatte Marine le Pen, nicht zum ersten Mal, die Wiedereinführung der Todesstrafe ins Gespräch gebracht, ihr Vater, Jean Marie le Pen, hatte die etablierten Parteien PS und UMP für die Attentate mitverantwortlich gemacht, die durch laxe Politik die Fundamentalisten erst stark gemacht hätten. Der Front National entschied sich also für die markigen Töne, während die Zeiger der Nation auf Einheit und nicht auf Konfrontation standen.
"Es stimmt, dass Frankreich in den vergangenen Tagen in der Lage war, sich zusammenzuschließen, nicht nur aus Angst, sondern als Zeichen von Solidarität, Einheit und Vertrauen in seine Werte."
Sagte der Staatspräsident, der für sein Krisenmanagement von allen Seiten Lob erhält, außer vom Front National.
Die Angehörigen der Opfer wünschten, dass diese Gefühl der Geschlossenheit, über den Tag hinaus trüge.
"Ich bin sehr stolz, dass das Volk sich schließlich zusammentut."
Sagte am Tag des großen Schweigemarsches Elsa Wolinski, die Tochter des gleichnamigen Karikaturisten, der gestern beerdigt wurde.
"Ich will nicht, dass Hass aus all dem erwächst, aber in den Stadtteilen ist die Lage sehr angespannt, aber ich wünschte, dass man nicht jetzt dazu übergeht Le Pen zu wählen, denn dann wäre er, mein Vater, umsonst gestorben."
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