Frankreichs Leinwand-Millionäre

Von Ursula Welter |
Bekommen bekannte Schauspieler im Filmland Frankreich zu fette Gagen? Selbst Kulturministerin Aurélie Filipetti kritisiert, dass Preise und Leistungen nicht mehr im richtigen Verhältnis stünden und regt "neue Regeln" für die Filmförderung an.
Ein Obelix-Darsteller mit russischem Pass, ein "Sch'ti" mit Wohnsitz in den USA – das wirft Fragen auf, die Vincent Maraval auf seine Weise beantwortet hat. "Frankreichs Filmstars sind überbezahlt", befand einer der wichtigsten Produzenten der Branche. Maraval schimpfte in "Le Monde" vor allem auf Dany Boon, den Star aus "Willkommen bei den Sch'tis", der in Frankreich und in den Vereinigten Staaten Steuern zahlt, dort wohnt er zuweilen und hat eine Produktionsfirma.

Boon habe 3,5 Millionen verlangt für seine Rolle in der Komödie "Liebe den Nächsten" und eine Million Euro für einen kurzen Auftritt im jüngsten Asterix-Streifen mit Gérard Depardieu, sagt Maraval. Derlei Gehälter könne man mit den Eintrittsgeldern kaum ausgleichen, klagt der Produzent und Maraval weiß, wovon er spricht, der Asterix-Streifen "Im Auftrag Ihrer Majestät" vermochte die Produktionskosten nicht einzuspielen.

Dany Boon hielt in der Sonntagszeitung "JDD" dagegen. Was Vincent Maraval sage, betrübe ihn, denn die Zahlen stimmten nicht, er habe 600.000 Euro Gage bekommen, keine ganze Million – im Asterix-Film. Er koste das französische Kino weniger, als er einspiele. 15 Millionen habe die nationale Kinobehörde CNC allein durch seine letzten beiden Streifen erhalten. Die CNC verwendet 10,7 Prozent eines jeden Kinotickets zur Förderung auch von Filmen, deren Autoren ohne die Zuschüsse keine Chance auf Realisierung ihrer Projekte hätten.

Gleichwie: die Vorwürfe des Starproduzenten Maraval fielen auf fruchtbaren Boden. Ganz Frankreich quält sich mit den Bildern vom einstigen Idol Gérard Depardieu, der sich neuerdings in russischer Tracht, mit russischem Pass in der Hand in der Rolle des Putin-Freundes gefällt. Da kommt die Diskussion über fette Gagen gerade recht.

Die Kulturministerin, Aurélie Filipetti, sieht es wie der EX-Chef von Arte, Jérome Clément: Frankreich sei ein ideales Produktionsland für französische und für ausländische Filmemacher. Aber wie er, spielt auch sie den Ball ins Feld derer, die Preise und Leistungen nicht mehr in dem richtigen Verhältnis zueinander sehen. In "Le Monde" verteidigt die Ministerin zwar die französische Filmförderung im Prinzip, regt aber "neue Regeln" und eine Debatte über die Gagen an.

Regisseur Michel Hazanavicius, der für "The Artist" mit dem Oscar gekrönt wurde, hält diese Diskussion für angebracht, warnt aber vor Stigmatisierung einer Berufsgruppe. Vielmehr müsse über die inflationäre Preisentwicklung in der Branche gesprochen werden.

Diese Gehälterdebatte müssen Frankreichs Filmstars vorläufig ohne Gérard Depardieu führen. Der reiste heute in die Schweiz, zum Fußballverband, als Werbeträger für die WM 2018 in Russland. Er sei ein Weltbürger und habe das Glück, einen russischen Pass zu besitzen, sagt Depardieu. Viele Leute würden Russland mögen, und wer Schlechtes über Putin sage, der sei nie vor die eigene Tür gegangen. Solche Leute seien rückwärtsgewandt, meint Gérard Depardieu.

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