Frankreich

Beleidigte Kroaten

Bob Dylan und Frankreichs Kulturministerin Aurélie Filippetti im November 2013 in Paris
Bob Dylan und Frankreichs Kulturministerin Aurélie Filippetti im November 2013 in Paris © picture alliance / dpa / Didier Plowy / Mcc
Von Ursula Welter · 03.12.2013
Bob Dylan muss sich mit einer Anzeige herumschlagen. Der Rat der kroatischen Gemeinschaft in Frankreich interpretierte Interview-Äußerungen des Sängers als "Anstiftung zum Hass" und "Beleidigung" für das kroatische Volk.
Das US-Magazin Rolling Stone freute sich im Sommer 2012 über ein Interview mit Bob Dylan. Die Fragen drehten sich um dieses und jenes, auch um Politik und das Engagement des Künstlers für Menschenrechte.
Dylan gab recht ausführliche Antworten, so auch jene, die in der kroatischen Gemeinde Frankreich für Wirbel sorgen sollte. Denn das Interview wurde übersetzt und im Oktober 2012 in der französischen Auflage des Magazins abgedruckt. Vertreter des "Rates der kroatischen Gemeinschaft" lasen so, wie der Musiker Parallelen zog vom Rassismus in den USA über die Judenverfolgung bis zum serbisch-kroatischen Konflikt und dabei Anleihe nahm in der faschistischen Phase der kroatischen Geschichte.
Ein knappes Jahr nach diesem Interview betrat Bob Dylan französischen Boden. Gab drei Konzerte im "Grand Rex", bekam von der Kulturministerin Frankreichs den Orden der Ehrenlegion verliehen und musste, aus anderen Gründen, die mit dem fraglichen Interview nichts zu tun hatten, erleben, wie die französische Kulturszene stritt, ob der US-Sänger würdig sei, den Orden an der Weste zu tragen oder nicht.
Was die so streitenden Kulturschaffenden Frankreichs nicht wussten, war, dass Bob Dylan bei seinem Besuch in diesem November in Paris, auch einen Termin bei der Polizei hatte.
Denn der Rat der kroatischen Gemeinschaft interpretierte das fragliche Interview aus dem Jahr 2012 als "Anstiftung zum Hass", als "Beleidigung" für das kroatische Volk und erstattete Anzeige. Die französische Justiz nahm Ermittlungen auf, wie es bei dieser Art von Vorwürfen automatisch geschieht, vernahm Bob Dylan bei dessen Besuch in Paris, und so liegt die Sache nun in den Händen eines Spezialermittlers. Der Anwalt der kroatischen Seite erklärte, es gehe nicht um eine juristische Verurteilung, denn das heile keine Wunden. Aber: Bob Dylan müsse sich entschuldigen.