Frankfurter Buchmesse

Alle bringen ein Bild von der Welt mit

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Besucher drängen sich an den puristisch gestalteten Buchregalen des norwegischen Pavillons. Norwegen ist in diesem Jahr Gastland der Buchmesse.
Besucher drängen sich an den Buchregalen des norwegischen Pavillons. © Boris Roessler/dpa/picture alliance
Ijoma Mangold im Gespräch mit Anke Schaefer  · 16.10.2019
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Der "Zeit"-Journalist Ijoma Mangold hält nicht viel von sozialem Kitt, lieber sind ihm Austausch und Kontroverse. Skeptisch ist er auch bei den optimistischen Zahlen des Börsenvereins, dass wieder mehr Leute Bücher kaufen.
Der Auftakt der Frankfurter Buchmesse steht ganz im Zeichen politischer und gesellschaftlicher Umbrüche sowie rechtsextremistischer Bedrohungen. Nach heftigen Debatten über würdige Preisträger von Literaturpreisen stellt sich die Frage, ob so ein Treffen von Schriftstellern und Verlagen auch zum sozialen Kitt für eine Gesellschaft taugt.
Der Zeit-Journalist Ijoma Mangold.
Der Zeit-Journalist Ijoma Mangold.© Sven Simon/dpa/picture-alliance
"Ich glaube, dass ich generell kein Freund von sozialem Kitt bin", sagte unser Studiogast, der "Zeit"-Journalist Ijoma Mangold. "Gesellschaften halten nicht deshalb zusammen, weil irgendein Kitt sie zusammen hält." Wichtiger seien Austausch, Kontroverse und Diskussion. "Schon zwei Menschen im Raum werden zwei verschiedene Blickwinkel auf die Welt haben", sagte Mangold. "Das ist eigentlich das Spannende." Bei der riesigen Frankfurter Buchmesse käme alles vom kleinsten Verlag bis zum größten Buchkonzern zusammen. "Und alle bringen etwas mit, was ein Bild dieser Welt ist – also entstehen unendlich viele Bilder der Welt."

Mehr Käufer für Bücher

Die Zahl der Buchkäufer ist nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in Deutschland erstmals seit 2012 gestiegen sein. Mangold zeigte sich angesichts dieser Zahlen skeptisch. Er habe viele kulturpessimistische Analysen gelesen, die besagten, dass immer weniger Menschen zum Buch fänden, weil es durch die Digitalisierung so eine große Medienkonkurrenz gebe. "Wenn dieser Negativtrend jetzt zum ersten Mal eine kleine Umkehr erlebt, freut mich das sehr." Aber man wisse nicht, wie viele Kochbücher da mitgerechnet würden. Vermutlich seien rund 95 Prozent des Buchmarktes Ratgeber und Kochbücher.
(gem)

Ijoma Mangold ist kulturpolitischer Korrespondent der Wochenzeitung "Die Zeit". Der Literaturkritiker wurde 1971 in Heidelberg geboren. Er studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in München, Bologna und Berlin. Seine journalistische Laufbahn begann er bei der "Berliner Zeitung", arbeitete späte für die "Süddeutschen Zeitung" und wechselte anschließend zur "Zeit". Er moderierte mit Amelie Fried die ZDF-Literatursendung "Die Vorleser" und ist Träger des Berliner Preises für Literaturkritik. 2017 erschien seine Autobiografie "Das deutsche Krokodil".

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