Franco Alfanos Oper "Cyrano de Bergerac"

Die Tragödie eines Ghostwriters

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Roberto Alagna als Cyrano in Alfano's Cyrano de Bergerac © Ken Howard/Metropolitan Opera.
13.05.2017
Cyrano de Bergerac, 1897 von Edmond Rostand in die Welt gesetzt, ist einer der liebenswertesten Literaturhelden aller Zeiten. 40 Jahre danach holte ihn Franco Alfano auch auf die Opernbühne.
Mittlerweile ist der Italiener damit in guter Gesellschaft: es gibt etliche Musical-Varianten und Verfilmungen des Stoffes – in einem davon wurde der großnasige Titelheld zu einer Paraderolle für Gérard Depardieu. Dabei gelang dem französischen Kinostar, was auch den Hauptreiz der Oper ausmacht: zu zeigen, dass ein eigenwilliges Äußeres nichts mit den inneren Werten eines Menschen zu tun hat, sondern vielleicht sogar die Sensibilität im Umgang mit anderen erhöht.
Denn dieser Cyrano – trink- und streitlustig, aber auch enorm feinfühlig und schwer verliebt in Fräulein Roxane – verzichtet auf die Angebetete und stellt sich als poetischer Liebesbrief-Ghostwriter in den Dienst eines Rivalen, weil er glaubt, ohnehin nicht bei ihr landen zu können. Das ist der Beginn einer anrührenden und am Ende auch tragischen Geschichte, weil Cyrano selbst Jahre später, nach dem Tod des Konkurrenten, nicht mehr zum Zuge kommt, sondern nur noch Zeit hat, mit einem letzten Liebesbekenntnis auch seinerseits sein Leben auszuhauchen.
Das mögliche Elend des Ghostwriters, der sich in den Dienst eines Anderen stellt, kannte Alfano selbst allzu gut: bis heute ist er vor allem als – leider eher unglücklich agierender – Vollender von Puccinis letzter Oper "Turandot" im Bewusstsein. Da ist jede Aufführung seiner Rostand-Oper auch eine Art Ehrenrettung – und die New Yorker Met ist ja schließlich nicht irgendein Haus. Für den tragikomischen Helden hatte dort vor Jahren schon Placido Domingo sein Herz entdeckt; diesmal verspricht Roberto Alagna kaum weniger Rührung und Erhebung.
Metropolitan Opera New York
Aufzeichnung vom 6. Mai 2017
Franco Alfano
"Cyrano de Bergerac"
Oper in vier Akten
Libretto: Henri Cain nach dem gleichnamigen Drama von Edmond Rostand

Roberto Alagna, Tenor - Cyrano de Bergerac
Attala Ayan, Tenor - Christian
Jennifer Rowley, Sopran - Roxane
Jennifer Roderer, Mezzosopran - Gouvernante
Juan Jes´s Rodriguez, Bariton - de Guiche
Roberto de Candia, Bassbariton - Ragueneau
Chor und Orchester der Metropolitan Opera New York
Leitung: Marco Armiliato