Fragmente einer Mussorgski-Oper

Zwei Stunden, die sich ziehen

Szene aus "Der Jahrmarkt von Sorotschinzi" in der Inszenierung von Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin
Szene aus "Der Jahrmarkt von Sorotschinzi" in der Inszenierung von Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin © Foto/Copyright: Monika Rittershaus
Uwe Friedrich im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 02.04.2017
Die Musikgeschichte ist voll von Fragmenten, die eine Wiederentdeckung lohnen. Mussorgskis Opernfragment "Der Jahrmarkt von Sorotschinzi" hätte so ein Fall sein können. Barry Kosky hat es an der Komischen Oper neu inszeniert. Doch das Ergebnis sei enttäuschend, urteilt unser Kritiker.
Modest Mussorgsky war ein tragischer Fall: Er gehörte zu den besten russischen Komponisten des 19. Jahrhunderts, sein Klavierzyklus "Bilder einer Ausstellung" und die Oper "Boris Godunow" haben ihn berühmt gemacht. Doch er lebte in bitterer Armut und war schwer alkoholkrank. Und so hat er es körperlich nicht geschafft, die meisten seiner Werke zu vollenden und starb, erst 42 Jahre alt, 1881.

Barry Kosky hält das Fragment für ein "Juwel"

Zurückblieben etliche Fragmente. Zum Beispiel die Oper "Der Jahrmarkt von Sorotschinzi". Barry Kosky, der Intendant der Komischen Oper in Berlin, bezeichnet das Werk als "Juwel", weil es mit Magie und Erotik, mit groteskem Humor und kraftvoller Musik außerordentlich theaterwirksam sei. Jetzt hat Kosky das Werk selbst in Szene gesetzt.
Der russische Komponist Modest Petrowitsch Mussorgski, 21. März 1839 in Karewo geboren, am 28. März 1881 in Petersburg verstorben, schwarz-weiß-Aufnahme
Der russische Komponist Modest Petrowitsch Mussorgski.© dpa/picture alliance/
Unser Kritiker Uwe Friedrich ist jedoch nicht begeistert. Er meint: Barry Kosky habe die eher dünne Handlung angereichert mit anderen Musikstücken Mussorgskis und von Rimsky-Korsakov – durchaus in Richtung russische Klischees:
"Es ist schon so, dass entweder gelitten wird (…) oder man ist hochgradig besoffen oder beides."

Es wird viel herumgehopst

Kosky habe erkennbar eine große Schwäche für Fragmente und damit durchaus schon eine glückliche Hand gehabt. Doch anders als Kosky kann Friedrich im "Jahrmarkt" absolut kein Juwel entdecken.
"Diese zwei Stunden ziehen sich dann doch – was auch daran liegt, dass es kaum eine dramatische Handlung gibt." Die einzelnen Elementen fügten sich nicht wirklich zusammen. Es sei keine Spannung spürbar. Dafür werde sehr viel "herumgehopst" und "besoffen gespielt".
Auch sei die Musik relativ eintönig: "Es hat eine Farbe – und die zieht sich weitgehend durch."
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