Frage des Tages

Wie baut man ein ideales Flüchtlingsheim?

In Hattersheim-Eddersheim im Main-Taunus-Kreis wird eine ehemalige Schule zu einem Flüchtlingsheim umfunktioniert.
In Hattersheim-Eddersheim im Main-Taunus-Kreis wird eine ehemalige Schule zu einem Flüchtlingsheim umfunktioniert. © imago stock & people
Der Architekt Manuel Herz im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 04.08.2015
Der Schauspieler Til Schweiger will mit eigenen Mitteln ein "Vorzeige-Flüchtlingsheim" bauen. Aber wie könnte so ein Bau aussehen? Manuel Herz, ein Architekt, der sich mit Unterkünften für Migranten und deren Lage in der Stadt beschäftigt, hat da ein paar Vorschläge.
Mit seinem Eintreten für Flüchtlinge macht Til Schweiger in den letzten Wochen mehr Schlagzeilen als engagierter Bürger denn als Schauspieler oder Deutschlands erfoIgreichster Kinoregisseur. Jetzt will Schweiger eine leerstehende Kaserne in Osterode zum "Vorzeige-Flüchtlingsheim" umbauen lassen: Kinderbetreuung, Sportstätten sowie Arbeitsmöglichkeiten in einer Näherei oder Fahrradwerkstatt inklusive.
"Ich finde die Initiative von Til Schweiger erstmal hervorragend", sagt der Architekt Manuel Herz, der sich seit zehn Jahren mit dem Bau von Flüchtlingsheimen beschäftigt. Auch die von dem Schauspieler und angestrebte Ausstattung klinge "sehr gut".
Ein Rezept für das ideale Flüchtlingsheim gebe es nicht, aber der Leitgedanke solle Integration sein, sagt Herz:
"Wir können mit architektonischen und städtebaulichen Methoden helfen, Flüchtlinge zu integrieren, dass sie nicht als Randgruppe wahrgenommen werden können."
Flüchtlinge als "städtische Pioniere"?
Beispielsweise gebe es innerstädtische Industrie- oder Hafenviertel, die sich gerade zu normalen Wohnvierteln veränderte.
"Warum nicht Wohnheime für Flüchtlinge gerade in diesen Quartieren ansiedeln, die sich gerade im Umbruch befinden, sodass die Asylbewerber praktisch die städtischen Pioniere sind?", fragt Herz.
Oder man baue eine Kombination von Studentenwohnheim und Asylbewerberheim:
"Denn es sind beides Gruppen, die mobil sind, die für ein, zwei Jahre in eine Stadt ziehen und dann wieder wegziehen. Die vielleicht auch ähnliche Anforderungen an Schlafräume, an Freizeitaktivitäten usw. haben. So könnte man sich gegenseitig helfen, und es würde automatisch eine Integration erfolgen."
Insgesamt würden sich Flüchtlinge und der Rest der Bevölkerung gar nicht so sehr unterscheiden, betont der Architekt:
"In all der Aufregung, die zurzeit herrscht, sollte man nicht vergessen, dass es sich um Menschen handelt wie Sie und ich, mit ähnlichen Wünschen und Bedürfnissen."
Mehr zum Thema