Frage des Tages

Welchen Wert haben Online-Freundschaften?

Philosoph Daniel Tyradellis im Gespräch mit Timo Grampes · 17.08.2015
Ohne das Internet geht nichts - das gilt auch für Freundschaften. Mehr als 50 Prozent aller Teenager geben an, ihre Freunde online gefunden zu haben. Wir sprechen mit dem Philosoph Daniel Tyradellis über den Wert dieser Freundschaften.
Eine gerade veröffentlichte US-Studie verdeutlicht, wie die Digitalisierung die Beziehungen zwischen Menschen verändert. Nicht nur Bekanntschaften oder lose Verbindungen, sondern auch richtige Freundschaften mit anderen Usern entstehen demnach über soziale Netzwerke und Online-Foren für Videospiele. 57 Prozent aller Teilnehmer der Studie, die zwischen 13 und 17 Jahre alt sind, gaben an, einen neuen Freund online kennengelernt zu haben.
Der Philosoph Daniel Tyradellis hat sich intensiv mit Freundschaften im historischen Kontext befasst. Er will sich nicht anmaßen, Online-Freundschaften den Status einer "echten" Freundschaft abzusprechen.
Im 18. Jahrhundert gab es auch Freundschaften ohne Begegnung
Ältere Generationen verbinden mit Freundschaft eine direkte persönliche Begegnung, "was historisch gesehen aber eigentlich auch Quatsch ist", sagte Tyradellis im Deutschlandradio Kultur. Schließlich habe es vor allem im 18. Jahrhundert sehr intensive Brieffreundschaften gegeben. "Man hat sich womöglich niemals im Leben getroffen und doch gehörten diese Menschen unter Umständen zu den kostbarsten Freunden, die man je im Leben hatte", sagte er.
Daniel Tyradellis ist Kurator der Ausstellung "Freundschaft", die noch bis zum 1. November im Dresdner Hygienemuseum zu sehen ist. Mit ihm sprachen wir im "Kompressor" über den Wert von Online-Freundschaft und wie sich von anderen unterscheiden.
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