Frage des Tages

Was hat uns der Italo-Western gebracht?

Schauspielerin Marianne Koch und Clint Eastwood im 1964 gedrehten Western "Für eine Handvoll Dollar" von Sergio Leone.
Schauspielerin Marianne Koch und Clint Eastwood im 1964 gedrehten Western "Für eine Handvoll Dollar" von Sergio Leone. © picture alliance / dpa
Bert Rebhandl im Gespräch mit Timo Grampes · 05.03.2015
Sergio Leones "Für eine Handvoll Dollar" begründete vor 50 Jahren ein neues Genre. Der stilisierte und handlungsarme Italo-Western ist bis heute beliebt. Warum, erklärt der Filmkritiker Bert Rebhandl.
Am 5. März 1965, ein halbes Jahr nach dem italienischen Start, kam Sergio Leones Italo-Western "Für eine Handvoll Dollar" in die deutschen Kinos. Der Erfolg des Films begründete ein neues Genre - die europäische Aneignung einer ur-amerikanischen Erzählung.
Anders als in den Filmen mit John Wayne interessierten sich die Regisseure wie Sergio Leone nicht für den Gründungsmythos der neuen Welt. Form statt Inhalt: Der Italo-Western stilisierte Posen und dehnte die Zeit, was ihn bis heute attraktiv macht für Filmemacher - Quentin Tarantinos "Django Unchained" ist nur die bekannteste Hommage an ein Kino, das sich immer auch politisch verstanden hat.
Ein modernisiertes Western-Format
Das Augenmerk der europäischen Filmemacher lag postkolonial sensibel auch auf den unterdrückten Figuren, also eher auf den Mexikanern als den amerikanischen Cowboys. Der Italo-Western trug damit der gesellschaftlichen Modernisierung der 60er und 70er Jahre, als die John-Wayne-Figuren des frühen amerikanischen Traums von der Landnahme nicht mehr recht passen wollten, zur Gegenwart von Vietnamkrieg, Bürgerrechtsbewegung und 1968 Rechnung.
Der Filmkritiker und Buchautor ("Western" beim Zsolnay Verlag) Bert Rebhandl erklärt im "Kompressor" den Reiz der Form.
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