Frage des Tages

War Böhmermanns Fake ein Eigentor?

Moderator Jan Böhmermann posiert am 21.10.2013 in Köln an seinem Schreibtisch im Studio des damals neuen "NEO Magazin". Anfang 2015 wechselt Böhmermann ins ZDF-Abendprogramm
Das Netz jubelte über den Varoufakis-Fake von Fernsehmoderator Jan Böhmermann. © dpa / Horst Galuschka
Moderation: Stephan Karkowsky · 19.03.2015
Steckt der Satiriker Jan Böhmermann hinter dem Stinkefinger-Video des griechischen Finanzministers Varoufakis? Im Netz wurde diese Frage rege diskutiert - bis sich heute das ZDF einschaltete. Gefährden solche Fakes die Glaubwürdigkeit der Medien?
Jan Böhmermann hat in seiner ZDF-Sendung Neo Magazin Royale einen neuen Coup gelandet. Anlass war der Auftritt des griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis bei Günther Jauch. Jauch hatte den Griechen mit einem Redeausschnitt konfrontiert, auf dem zeigt Varoufakis den Deutschen den Stinkefinger. Der Finanzminister behauptete noch in der Sendung, das Video sei gefälscht. Satiriker Böhmermann nun sagt, er sei der Fälscher gewesen - in einem Film zeigte er uns auch, wie er das angeblich gemacht hat.
Das Netz jubelte - aber ob das Video echt ist oder wirklich von Böhmermann gefälscht, konnte ohne den Einsatz forensischer Mittel niemand mit Sicherheit sagen. Bis das ZDF heute kalte Füße bekam und Böhmermanns Beitrag eindeutig als Satire kennzeichnete. Sind nicht genau diese Debatten dazu geeignet, die Glaubwürdigkeit der Medien weiter zu gefährden? Das wollen wir vom Medienjournalisten Philip Banse wissen.
Glaube nicht alles, was du siehst
Der findet, das Ganze sei "eine großartige Aktion - für mich fällt das unter die Rubrik Medienhack. Mit solchen Aktionen werden die Leute darauf aufmerksam gemacht, dass sie misstrauisch sein müssen, dass sie nicht alles für bare Münze nehmen können, was ihnen im Fernsehen und von wem auch immer präsentiert wird." Weil aber der Mediennutzer nicht alles überblicken und durchschauen könne, seien ganz klar die Medien in der Pflicht, Material wie das "Stinkefinger"-Video sorgfältiger zu überprüfen. Die Redaktion von Günther Jauch habe hier versagt. Sonst wäre den Redakteuren aufgefallen, dass das Material schon ein paar Jahre alt gewesen sei.
Banse meint: "Wenn man Jan Böhmermann kennt und ein bisschen weiß, was er macht und mit welchem Ton er diesen Beitrag präsentiert hat, da musste man zumindest stutzig werden und nochmal nachlesen."
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