Frage des Tages

Soll Merkel den Friedensnobelpreis bekommen?

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußert sich am 15.09.2015 bei einer Pressekonferenz mit Österreichs Bundeskanzler Faymann im Bundeskanzleramt in Berlin über das weitere Vorgehen beider Länder in der Flüchtlingskrise.
Angela Merkel: Bundeskanzlerin und - in den Augen einiger Experten - Favoritin auf höchste Weihen © picture alliance / dpa / Bernd von Jutrczenka
Carsten Rauch im Gespräch mit Max Oppel · 05.10.2015
Bundeskanzlerin Merkel hat international viel Lob für ihre Flüchtlingspolitik bekommen – und wird deswegen jetzt sogar als Kandidatin für den Friedensnobelpreis gehandelt. Carsten Rauch von der hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung glaubt aber nicht, dass sie ihn auch bekommt.
Während sich die Debatte über Flüchtlinge in Deutschland langsam in ihr Gegenteil verkehrt und immer öfter die Grenzen der Belastbarkeit beschworen werden, ist Bundeskanzlerin Merkels Entscheidung, zehntausende Flüchtlinge aus Ungarn aufzunehmen, international als moralisch vorbildliche Geste gefeiert worden.
Deshalb hat Merkel nach Ansicht von Experten nun Aussicht auf höchste Weihen. Für den Leiter des Osloer Friedensforschungsinstituts, Kristian Berg Harpviken, hat die Bundeskanzlerin die größten Chancen auf den diesjährigen Friedensnobelpreis: Merkel rangiert auf seiner Favoritenliste auf Rang eins.
Der Preis ist Merkel nicht zu wünschen - politisch wäre er eher eine Bürde
Carsten Rauch von der hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung teilt diese Einschätzung allerdings nicht. Und er hält auch nicht so viel von Harpvikens hellseherischen Fähigkeiten. Der habe in den vergangenen zehn Jahren nur einmal richtig gelegen.
Rauch glaubt aber, dass das Thema Flüchtlinge die Vergabe des Preises dieses Jahr wahrscheinlich bestimmen wird. Merkel als Preisträgerin wolle er auch nicht "komplett ausschließen". Er glaube aber, dass – wenn denn das Thema Flüchtlinge den Zuschlag bekomme – eine internationale Organisation wie das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen ausgezeichnet werde, sagte er.
Wünschen tut er den Preis Merkel ohnehin nicht. Er wäre politisch wahrscheinlich eher eine Bürde, sagte Rauch.
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