1000 Peitschenhiebe - wer steht zu Raif Badawi?
Zu 1000 Peitschenhieben wurde der saudische Blogger Raif Badawi verurteilt. An diesem Freitag wurde die Tortur ausgesetzt - aber die Strafe bleibt bestehen. Der PEN-Verband fordert von der Bundesregierung daher mehr Druck auf die Regierung in Riad.
Wer soll das aushalten? 1000 Peitschenhiebe, öffentlich - 50 Hiebe jeden Freitag, über 20 Wochen - dazu zehn Jahre Gefängnis. Raif Badawi soll es aushalten. Er ist Menschenrechtsaktivist, Blogger und in Saudi-Arabien verurteilt wegen "Beleidigung des Islam".
Die ersten 50 Schläge hat Badawi vergangene Woche nach dem Freitagsgebet vor einer Moschee in der saudischen Hafenstadt Dschidda erhalten. Menschenrechtler protestieren, Bundestagspräsident Norbert Lammert verurteilt die Strafe als unmenschlich. An diesen Freitag wurde die Bestrafung verschoben, offiziell aus medizinischen Gründen, wie Amnesty International berichtet.
PEN-Verband kritisiert "Doppelzüngigkeit" der Saudis
Dem Schriftstellerverband PEN reicht das nicht. Sascha Feuchert, Vizepräsident des deutschen PEN, fordert eine "klare Stellungnahme" der deutschen Politik – und mehr Druck auf die saudische Regierung. "Wir würden uns wünschen, dass die Bundesregierung ganz deutlich und öffentlich zu diesem Fall Stellung nimmt und sagt, dass das nicht akzeptabel ist", sagte Sascha Feuchert, Vizepräsident des deutschen PEN, im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur.
Gerade im Licht der Anschläge auf die Redaktion des französischen Satiremagazins "Charlie Hebdo" sei die Haltung der Saudis "doppelzüngig", sagte Feuchert. In Paris hätten Vertreter der saudischen Regierung am Trauermarsch teilgenommen, gleichzeitig werde in Saudi-Arabien ein Mensch gedemütigt, geschlagen und möglicherweise getötet. "Natürlich erhoffen wir uns, dass wir Badawis Martyrium rechtzeitig stoppen können", sagte Feuchert.
Auch Nahost-Expertin Cornelia Wegerhoff kritisiert die saudische Haltung zur Pressefreiheit als widersprüchlich. Die Meinungsfreiheit sei in dem Land "komplett eingeschränkt", sagt sie. "Natürlich ist das ein unglaublicher Gegensatz: Der saudische Botschafter in Paris war auch beim Trauermarsch dabei, wo Millionen Menschen für Gewaltfreiheit und Meinungsfreiheit demonstriert haben. Dieser Widerspruch ist dramatisch - aber aus Riad gibt es dazu keine offiziellen Kommentare."