"Foxcatcher"

Beklemmende Studie der Angst

Preisgekrönt: Szene aus Bennett Millers Film "Foxcatcher"
Preisgekrönt: Szene aus Bennett Millers Film "Foxcatcher" © dpa / picture alliance / Cannes Film Festival
Von Patrick Wellinski |
Wieder dreht Benett Miller einen etwas anderen Sportfilm, dieses Mal über zwei Brüder, die zwar auf Olympianiveau ringen, gleichzeitig aber nicht davon leben können. Als der Multimillionär John DuPont in ihr Leben tritt, entfalten sich beklemmende Abhängigkeiten.
Benett Miller hat schon mit seinem letzten Film "Moneyball" einen etwas anderen Sportfilm gedreht. Damals zeigte er, wie sehr Zahlen und Algorithmen den Sport ausgehöhlt haben. Die Geldgeber haben längst das Sagen. Auch in seinem neuen Film "Foxcatcher" begibt er sich in die Welt des Sports und wieder interessieren ihn die Machtverhältnisse jenseits des Rings.
Der Film basiert auf der Biographie des ehemaligen US-Olympiasiegers im Ringen Mark Schultz. Obwohl Mark und sein Bruder David Olympiasieger sind, werden sie vom Staat kaum gefördert. Mark hat kein Geld, ernährt sich nur vom Fast Food. Eines Tages wird er vom exzentrischen Multimillionär John DuPont auf dessen Farm eingeladen. DuPont will mit seinem Geld einen exklusiven Olympiastützpunkt aufbauen und gemeinsam mit den Sportlern - wie er sagt - für ein besseres Amerika trainieren.
Am Ende entlädt sich die Schockstarre
Mark willigt ein und entwickelt eine enge Beziehung zu John. Er wird zu seinem Ersatzvater. Und John sieht in Mark einen Freund, den er nie hatte. Doch John DuPont ist ein gefährlicher Mann. Er hat eigentlich keine Ahnung vom Sport, setzt seine Schützlinge permanent unter Druck und wirkt plötzlich sehr gefährlich. Als Marks Bruder David auch auf die Farm kommt und sich dem DuPont-Diktat nicht beugt, eskaliert die Situation.
Benett Miller legt in "Foxcatcher" mit chirurgischer Präzision ein hochkomplexes Stimmungsbild der Vereinigten Staaten der Reagan-Ära frei. Eine beklemmende Studie der Angst am Beispiel dieser Männer, die sich nicht eingestehen können, dass es nun mal gewisse Arten der Liebe und Zuneigung gibt, die man sich nicht einfach kaufen kann. Am Ende entlädt sich diese emotionale Schockstarre in einer tieftraurigen Übersprungshandlung, deren Nachwehen auch noch heute gewisse amerikanische Befindlichkeiten erklären.

"Foxcatcher" von Benett Miller
mit Steve Carell, Channing Tatum, Mark Ruffalo
USA 2014
130 Minuten ab 12 Jahren