Fotos, Kleider und ein Oscar
Ein kostbares Film-Kleid von Romy Schneider, der Oscar von Maximilian Schell - von solchen Schauwerten lebt die neue Dauerausstellung im Filmmuseum Frankfurt/Main. Der interessierte Cineast erfährt eine Menge über das Filmemachen, Kulissen und Kostüme.
Größer könnte der Unterschied gar nicht sein: hier das kostbare Kleid, das Romy Schneider in Viscontis Film "Ludwig II.” trug - und dort, im Glaskasten gleich daneben, ein Alien-Kostüm von H. R. Giger: mit hässlichen Schuppen, extrem langem Schädel und furchterregendem Kauwerkzeug.
Von solchen Schauwerten lebt die neue Dauerausstellung und hat aus der älteren Präsentation den pädagogischen "Nährwert” übernommen - denn große Teile der ersten Etage widmen sich der Vorgeschichte des Films: jener Schaulust, die mit Papiertheatern, den Projektionen der Laterna Magica und mit der Wundertrommel auf Dauer nicht befriedigt werden konnte, obwohl diese Trommel schon Einzelbilder in Bewegung gesetzt und zum Beispiel Möwen zum Fliegen gebracht hatte. Aber alles lief dann doch auf die Erfindung des Films hinaus. Frühe Werke, dokumentarische und wundersam phantastische, bilden den Abschluss dieser ersten Etage, darunter tanzende und sogar singende Polizisten.
Mit Ausschnitten aus berühmten Filmen empfängt uns die Dauerausstellung im zweiten Stock - mit einer großflächigen Präsentation, die jahrzehnteübergreifend Unterschiede und Parallelen in der Technik und bei den Motiven aufzeigt und ein freudiges Wiedererkennen möglich macht.
Schmuddelige Großstadtansichten aus dem "Blade Runner” werden in dieser simultanen Projektion Fritz Langs urbanen Utopien aus "Metropolis” gegenübergestellt. Und als fliegende Helden begegnen uns links Peter Pan und seine Getreuen, rechts streift Superman durch die Lüfte und in der Mitte grüßt Hans Albers als Münchhausen von der Kanonenkugel.
Den Betrachter zu aktivieren, ist ein wichtiger Grundsatz der neuen Konzeption. Das Herzstück bilden dabei vier interaktive Stationen. So kann der Besucher sein Konterfei durch Touchscreen auf verschiedene Weise beleuchten lassen und erscheint mal freundlich, dann in Horrorfilmmanier und ähnelt schließlich mit schattigen Streifen an der Wand Philip Marlowe, der in seinem düsteren Büro auf Klienten wartet. Maja Keppler, verantwortlich für die neue Dauerausstellung:
" "Zwei wichtige Stationen sind die zu den Bereichen Ton und Montage. Beim Ton kann man mit Musik experimentieren und zum Beispiel einen Ausschnitt mit verschiedenen Tonspuren unterlegen und die jeweilige Wirkung nachvollziehen. Und man kann bei der Montage die Reihenfolge der Bilder verändern und spielerisch eine Szene neu montieren.” "
Und wer sich im Filmmuseum vor einer grünen Wand, einer "Green Screen”, in Position bringt, erscheint auf Bildschirmen mal waghalsig auf den Wolkenkratzern von New York und darf ein anderes Mal auf einem Surfbrett durch unendliche Weiten eilen. Unterhaltsame und informative Elemente sind in dieser neuen Dauerausstellung gut miteinander verbunden. Welche Adressaten hat man im Blick?
" "Wir haben traditionell sehr viele Schulklassen, richten uns aber auch an alle interessierten Einzelbesucher, an Kunst- und Filminteressierte und am Wochenende verstärkt auch an Familien.”"
Bei aller Technik spielt in Frankfurt das auratische Einzelobjekt eine wesentliche Rolle: der Oscar, den Maximilian Schell erhielt; die Fotos, mit denen Volker Schlöndorff stimmungsvolle Landschaften für "Homo Faber” suchte; die Blechtrommel aus der Grass-Verfilmung; und ein für den internationalen Erfolg "Das Parfum” gebautes Modell einer Pariser Häuserzeile. Über das Filmemachen, über Kulissen und Kostüme erfährt der werdende Cineast hier eine Menge. Die Lieblingsobjekte von Maja Keppler:
" "Der bereits angesprochene Oscar ist eines meiner Lieblingsobjekte, ich habe ihn persönlich bei Maximilian Schell auf der Alm in Kärnten abgeholt. Und zum zweiten liegen mir besonders die Leihgaben aus Kalifornien am Herzen: zum Beispiel ein Kostümentwurf für 'Pretty Woman', gegenübergestellt einem Kostümentwurf für 'Gone with the Wind'- die beiden sind ein wunderbares Exponate-Paar.” "
Im Grunde ist das ganze Filmmuseum zur Zeit geprägt von solch auratischen Gegenständen. Denn für die Sonderschau im dritten Stock hat Fotograf Jim Rakete prominente Filmschaffende kunstvoll inszeniert, die jeweils ein Objekt aus ihrer Künstlerbiografie mitgebracht haben. So zeigt Til Schweiger eine Regieklappe aus seiner Produktion "Barfuß” und Joachim Król ist mit den Hanteln aus dem "Bewegten Mann” erschienen.
Aufschlussreicher für das Begreifen von Film ist sicherlich die in Auswahl, Transparenz und Beleuchtung gelungene, homogene Dauerausstellung, die aus eigener Sammlung und durch Leihgaben gespeist wird - mit der Möglichkeit, zu variieren und für Abwechslung zu sorgen.
Deutsches Filmmuseum in Frankfurt
Von solchen Schauwerten lebt die neue Dauerausstellung und hat aus der älteren Präsentation den pädagogischen "Nährwert” übernommen - denn große Teile der ersten Etage widmen sich der Vorgeschichte des Films: jener Schaulust, die mit Papiertheatern, den Projektionen der Laterna Magica und mit der Wundertrommel auf Dauer nicht befriedigt werden konnte, obwohl diese Trommel schon Einzelbilder in Bewegung gesetzt und zum Beispiel Möwen zum Fliegen gebracht hatte. Aber alles lief dann doch auf die Erfindung des Films hinaus. Frühe Werke, dokumentarische und wundersam phantastische, bilden den Abschluss dieser ersten Etage, darunter tanzende und sogar singende Polizisten.
Mit Ausschnitten aus berühmten Filmen empfängt uns die Dauerausstellung im zweiten Stock - mit einer großflächigen Präsentation, die jahrzehnteübergreifend Unterschiede und Parallelen in der Technik und bei den Motiven aufzeigt und ein freudiges Wiedererkennen möglich macht.
Schmuddelige Großstadtansichten aus dem "Blade Runner” werden in dieser simultanen Projektion Fritz Langs urbanen Utopien aus "Metropolis” gegenübergestellt. Und als fliegende Helden begegnen uns links Peter Pan und seine Getreuen, rechts streift Superman durch die Lüfte und in der Mitte grüßt Hans Albers als Münchhausen von der Kanonenkugel.
Den Betrachter zu aktivieren, ist ein wichtiger Grundsatz der neuen Konzeption. Das Herzstück bilden dabei vier interaktive Stationen. So kann der Besucher sein Konterfei durch Touchscreen auf verschiedene Weise beleuchten lassen und erscheint mal freundlich, dann in Horrorfilmmanier und ähnelt schließlich mit schattigen Streifen an der Wand Philip Marlowe, der in seinem düsteren Büro auf Klienten wartet. Maja Keppler, verantwortlich für die neue Dauerausstellung:
" "Zwei wichtige Stationen sind die zu den Bereichen Ton und Montage. Beim Ton kann man mit Musik experimentieren und zum Beispiel einen Ausschnitt mit verschiedenen Tonspuren unterlegen und die jeweilige Wirkung nachvollziehen. Und man kann bei der Montage die Reihenfolge der Bilder verändern und spielerisch eine Szene neu montieren.” "
Und wer sich im Filmmuseum vor einer grünen Wand, einer "Green Screen”, in Position bringt, erscheint auf Bildschirmen mal waghalsig auf den Wolkenkratzern von New York und darf ein anderes Mal auf einem Surfbrett durch unendliche Weiten eilen. Unterhaltsame und informative Elemente sind in dieser neuen Dauerausstellung gut miteinander verbunden. Welche Adressaten hat man im Blick?
" "Wir haben traditionell sehr viele Schulklassen, richten uns aber auch an alle interessierten Einzelbesucher, an Kunst- und Filminteressierte und am Wochenende verstärkt auch an Familien.”"
Bei aller Technik spielt in Frankfurt das auratische Einzelobjekt eine wesentliche Rolle: der Oscar, den Maximilian Schell erhielt; die Fotos, mit denen Volker Schlöndorff stimmungsvolle Landschaften für "Homo Faber” suchte; die Blechtrommel aus der Grass-Verfilmung; und ein für den internationalen Erfolg "Das Parfum” gebautes Modell einer Pariser Häuserzeile. Über das Filmemachen, über Kulissen und Kostüme erfährt der werdende Cineast hier eine Menge. Die Lieblingsobjekte von Maja Keppler:
" "Der bereits angesprochene Oscar ist eines meiner Lieblingsobjekte, ich habe ihn persönlich bei Maximilian Schell auf der Alm in Kärnten abgeholt. Und zum zweiten liegen mir besonders die Leihgaben aus Kalifornien am Herzen: zum Beispiel ein Kostümentwurf für 'Pretty Woman', gegenübergestellt einem Kostümentwurf für 'Gone with the Wind'- die beiden sind ein wunderbares Exponate-Paar.” "
Im Grunde ist das ganze Filmmuseum zur Zeit geprägt von solch auratischen Gegenständen. Denn für die Sonderschau im dritten Stock hat Fotograf Jim Rakete prominente Filmschaffende kunstvoll inszeniert, die jeweils ein Objekt aus ihrer Künstlerbiografie mitgebracht haben. So zeigt Til Schweiger eine Regieklappe aus seiner Produktion "Barfuß” und Joachim Król ist mit den Hanteln aus dem "Bewegten Mann” erschienen.
Aufschlussreicher für das Begreifen von Film ist sicherlich die in Auswahl, Transparenz und Beleuchtung gelungene, homogene Dauerausstellung, die aus eigener Sammlung und durch Leihgaben gespeist wird - mit der Möglichkeit, zu variieren und für Abwechslung zu sorgen.
Deutsches Filmmuseum in Frankfurt