Fotoprojekt von Benedikt Partenheimer

"Ich möchte, dass wir diesen Menschen in die Augen schauen"

Moderation: Vladimir Balzer · 28.08.2015
Benedikt Partenheimer hat für sein Projekt "Dreams of Europe" Fotos von afrikanischen Flüchtlingen aufgenommen. Die Aufnahmen sind für den Kunstmarkt bestimmt - das Geld sollen aber die Porträtierten bekommen.
Sein Projekt "Dreams of Europe" führte den Künstler Benedikt Partenheimer nach Tunesien, Lampedusa und Sizilien. Dort suchte er die Begegnung mit afrikanischen Männern, deren größter Wunsch es ist, nach Europa zu kommen und dort Geld zu verdienen – Männer, die einen klaren Auftrag ihrer Familien haben. Das seien oft eben "die klügsten und stärksten Männer", da diese Flucht ja auch extrem gefährlich und extrem beschwerlich sei
Einige hätten Jahre damit verbracht, nach Europa zu kommen.
"Ich habe Menschen getroffen, die drei Mal versucht haben, das Mittelmeer zu überqueren – und die sind dreimal gescheitert! Das heißt, diese Boote kentern, die werden zurückgetrieben, (...) die Menschen kommen zurück, die arbeiten wieder. Die Menschen kommen zurück, die arbeiten wieder, die zahlen wieder den Schleppern das Geld, sie starten wieder neu, sie haben wieder Todesangst. – Nach Hause können sie nicht, weil sie das Geld aufgebraucht haben. (...) Die sind einfach in einer Zwickmühle, und wir müssen diesen Menschen ihre Würde zurückgeben."
Um Vertrauen aufzubauen, habe es vor allem Zeit gebraucht, sagte Partenheimer
"Man muss mit diesen Menschen Zeit verbringen, um ihnen zu zeigen, dass man sich tatsächlich für sie und ihre Geschichte interessiert – und nicht da ist, um möglichst schnell ein Foto zu machen und wieder abzuhauen, sondern dass es da wirklich darum geht, diesen Menschen irgendwie ernst zu nehmen – und darum geht es ja auch in meiner Arbeit: Ich möchte, dass wir diesen Menschen in die Augen schauen – und dass die nicht nur eine Zahl sind, oder eine Statistik oder ein Kostenfaktor."
Der Preis der Arbeiten, von denen es jeweils nur einen Abzug gibt, berechnet sich aus der Höhe der Summe, die der Porträtierte an Schlepper und an Schleuser zahlen musste.
"Und somit repräsentiert das Bild die Ausbeutung des jeweiligen Menschen. Und das Geld, das dann irgendwann fließt, wenn das Bild verkauft wird hoffentlich, soll dann an den Flüchtling zurückgehen."
Er selbst wolle damit kein Geld mit den Arbeiten verdienen, sonst würde er sich "mit diesen Ausbeutungsmechanismen gemein machen" – das wolle er auf keinen Fall.
Der Künstler Benedikt Partenheimer im Studio von Deutschlandradio Kultur
Der Künstler Benedikt Partenheimer im Studio von Deutschlandradio Kultur© Deutschlandradio / M. Hucht
Hier weitere Infos:
Mehr zum Thema