Fotografieren als Form des Sammelns
Seit 30 Jahren dokumentiert der britische Fotograf Martin Parr mit seiner Kamera gesellschaftliches Leben und Alltagskultur. Die Ausstellung "Parrworld" im Haus der Kunst München zeigt seine originellen Bilder. Darauf hat er Menschen, Tiere, Sensationen und Helden aus Sport, Politik, Adel, Raumfahrt und Showbusiness humorvoll festgehalten.
Luxus bedeutet immer auch Verschwendung und Überfluss. Er äußert sich in Statussymbolen, die weltweit identisch sind und die Namen berühmter Designer tragen. Doch Luxus als ein zum Vergnügen betriebener Aufwand kann auch darin bestehen, Dinge zu sammeln, die völlig nutzlos sind. Das Antlitz Maggie Thatchers auf einer Dartscheibe, Uhren mit Sadam Hussein als Zifferblatt oder Memorabilia des Weltraumhundes Laika. Martin Parr sammelt mit einem Blick auf skurrile Motive, die man auch von seinen Fotos kennt und mit der Leidenschaft eines Vollblutsammlers.
Parr: " Mein Fotografieren ist auch eine Form des Sammelns. Man kann keine Momente oder Menschen sammeln, aber man kann davon ein Foto machen. Und ein Grund, warum ich das mache, ist: Wenn ich es nicht tun würde, würde es keiner machen. Ich sehe einen bestimmten Aspekt der Gesellschaft und fühle als Fotograf auch eine gewisse Verantwortung, die Seele dieser, unserer Zeit zu dokumentieren und das festzuhalten, was man sonst übersehen würde. Und so ist das auch mit meinen Sammlungen: Ich kenne sonst niemanden der Sadam Hussein Uhren sammelt. Aber wenn jemand hier ist, der das auch macht, können wir vielleicht ein Tauschgeschäft machen. "
Die typischen bunt-kitschigen Andenken und Postkarten aus seinem privaten Archiv verweisen auf die leuchtenden Farben, die Parr auch auf seinen eigenen Fotos so gerne verwendet. "Parrworld" zeigt Menschen, Tiere, Sensationen. Helden aus Sport, Politik, Adel, Raumfahrt und Showbusiness reproduziert auf Gegenstände, wo sie nach gesicherten Geschmackserkenntnissen nichts zu suchen haben: auf Bin Laden-Streichhölzern und Spice Girl Schokolade. Das Entree von "Parrworld" ist eine Tablettsammlung mit Motiven wie Olympiasportlern, der Queen oder den Pilzköpfen der Beatles. Doch neben all den Skurrilitäten brachte sein Sammler-Gen Martin Parr auch dazu, zeitgenössische Fotografie und Fotobücher zu sammeln.
Cris Dercon, Direktor am Haus der Kunst: " Der wichtigste Bestandteil von Martin Parrs Sammlung sind seine Fotobücher. Seit er im Alter von 17 "he Americans" von Robert Frank kaufte, hat er in etwa 10.000 Foto-Bücher gesammelt. Heute besitzt er über eine der besten Fachbibliotheken der Welt. Seit er mit Garry Badger "The Photobook – A history" herausgebracht hat, sind Fotografiebücher zu begehrten Sammelobjekten geworden. Und bei Sotheby’s und Christie's stiegen in Folge davon die Preise für die darin erwähnten Publikationen. "
Dass Martin Parr die Bücher, die er sammelt, auch liebt, merkt man sofort. Weg weisende Publikationen wie Richard Billinghams Familienbilder "Ray’s a laugh" besitzt er nicht nur in der gebundenen Ausgabe, sondern auch als ersten von Hand geklebten Dummy des Buches. Sozialkritische Fotografie findet sich in seiner Sammlung ebenso wie Landschaften und sehr spezielle künstlerische Positionen der Dokumentarfotografie: Voyeuristische Bilder aus einem nächtlichen Park in Japan, das berühmte Foto einer amerikanischen Soldatin, die im Gefängnis von Abu Graib einen Gefangenen misshandelt – dargestellt in einer Bildcollage aus tausenden von Einzelbildern. Fast ist man in dem Sammelsurium aus verschiedensten eklektisch zusammengestellten Dingen, Büchern und Bildern froh, eine eigene Serie von Parrs Wirklichkeit zu sehen. Eine klare Linie, die durch die ganze Welt führt: reich und verschwenderisch, bunt und angeberisch. Fast schon eine globale Luxus-Parodie: Die Dior-Sonnenbrille zur Karobluse vorm VIP-Zelt auf dem Oktoberfest oder die Luxusuhr zum schwarzen Kopftuch in Dubai. Martin Parr zeigt Reiche in Russland, Ascot oder Afrika:
Parr: " So wie Fotografen traditionell Armut fotografieren, fotografiere ich Reichtum. Die ganze Welt wird zu reich, ich sehe in der Zukunft viele Probleme auf uns zukommen und das werden wir auch merken, wenn in Ländern wie China oder Indien auch alle ein Auto und einen Kühlschrank haben wollen, so wie das für uns ganz selbstverständlich ist. Ich mache das deshalb auch mit einer politischen Motivation. Deutschland ist ein sehr reiches Land, auch wenn alle von der schwierigen wirtschaftlichen Situation sprechen, aber man muss nur hier in München durch die Straßen gehen: den Leuten kommt doch das Geld zu den Ohren raus. Ich versuche nicht die Probleme zu lösen, aber ich deute drauf. Während die meisten Leute denken, die anderen sind das Problem, sage ich: Wir sind auch das Problem. "
Parr: " Mein Fotografieren ist auch eine Form des Sammelns. Man kann keine Momente oder Menschen sammeln, aber man kann davon ein Foto machen. Und ein Grund, warum ich das mache, ist: Wenn ich es nicht tun würde, würde es keiner machen. Ich sehe einen bestimmten Aspekt der Gesellschaft und fühle als Fotograf auch eine gewisse Verantwortung, die Seele dieser, unserer Zeit zu dokumentieren und das festzuhalten, was man sonst übersehen würde. Und so ist das auch mit meinen Sammlungen: Ich kenne sonst niemanden der Sadam Hussein Uhren sammelt. Aber wenn jemand hier ist, der das auch macht, können wir vielleicht ein Tauschgeschäft machen. "
Die typischen bunt-kitschigen Andenken und Postkarten aus seinem privaten Archiv verweisen auf die leuchtenden Farben, die Parr auch auf seinen eigenen Fotos so gerne verwendet. "Parrworld" zeigt Menschen, Tiere, Sensationen. Helden aus Sport, Politik, Adel, Raumfahrt und Showbusiness reproduziert auf Gegenstände, wo sie nach gesicherten Geschmackserkenntnissen nichts zu suchen haben: auf Bin Laden-Streichhölzern und Spice Girl Schokolade. Das Entree von "Parrworld" ist eine Tablettsammlung mit Motiven wie Olympiasportlern, der Queen oder den Pilzköpfen der Beatles. Doch neben all den Skurrilitäten brachte sein Sammler-Gen Martin Parr auch dazu, zeitgenössische Fotografie und Fotobücher zu sammeln.
Cris Dercon, Direktor am Haus der Kunst: " Der wichtigste Bestandteil von Martin Parrs Sammlung sind seine Fotobücher. Seit er im Alter von 17 "he Americans" von Robert Frank kaufte, hat er in etwa 10.000 Foto-Bücher gesammelt. Heute besitzt er über eine der besten Fachbibliotheken der Welt. Seit er mit Garry Badger "The Photobook – A history" herausgebracht hat, sind Fotografiebücher zu begehrten Sammelobjekten geworden. Und bei Sotheby’s und Christie's stiegen in Folge davon die Preise für die darin erwähnten Publikationen. "
Dass Martin Parr die Bücher, die er sammelt, auch liebt, merkt man sofort. Weg weisende Publikationen wie Richard Billinghams Familienbilder "Ray’s a laugh" besitzt er nicht nur in der gebundenen Ausgabe, sondern auch als ersten von Hand geklebten Dummy des Buches. Sozialkritische Fotografie findet sich in seiner Sammlung ebenso wie Landschaften und sehr spezielle künstlerische Positionen der Dokumentarfotografie: Voyeuristische Bilder aus einem nächtlichen Park in Japan, das berühmte Foto einer amerikanischen Soldatin, die im Gefängnis von Abu Graib einen Gefangenen misshandelt – dargestellt in einer Bildcollage aus tausenden von Einzelbildern. Fast ist man in dem Sammelsurium aus verschiedensten eklektisch zusammengestellten Dingen, Büchern und Bildern froh, eine eigene Serie von Parrs Wirklichkeit zu sehen. Eine klare Linie, die durch die ganze Welt führt: reich und verschwenderisch, bunt und angeberisch. Fast schon eine globale Luxus-Parodie: Die Dior-Sonnenbrille zur Karobluse vorm VIP-Zelt auf dem Oktoberfest oder die Luxusuhr zum schwarzen Kopftuch in Dubai. Martin Parr zeigt Reiche in Russland, Ascot oder Afrika:
Parr: " So wie Fotografen traditionell Armut fotografieren, fotografiere ich Reichtum. Die ganze Welt wird zu reich, ich sehe in der Zukunft viele Probleme auf uns zukommen und das werden wir auch merken, wenn in Ländern wie China oder Indien auch alle ein Auto und einen Kühlschrank haben wollen, so wie das für uns ganz selbstverständlich ist. Ich mache das deshalb auch mit einer politischen Motivation. Deutschland ist ein sehr reiches Land, auch wenn alle von der schwierigen wirtschaftlichen Situation sprechen, aber man muss nur hier in München durch die Straßen gehen: den Leuten kommt doch das Geld zu den Ohren raus. Ich versuche nicht die Probleme zu lösen, aber ich deute drauf. Während die meisten Leute denken, die anderen sind das Problem, sage ich: Wir sind auch das Problem. "