Fotografieausstellung im Centre Pompidou

Banges Warten auf die Wiedereröffnung

10:50 Minuten
Ein Mann läuft am 17. März mit einer Schutzmaske vor dem Pariser Centre Pompidou über die Straße.
Das Centre Pompidou ist wegen der Coronapandemie im Moment geschlossen. Die Zukunft noch unklar. © imago images / Le Pictorum / Chloe Sharrock
Florian Ebner im Gespräch mit Vladimir Balzer · 23.04.2020
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Auch das Pariser Centre Pompidou ist wegen der Coronakrise geschlossen. Dort wird aber schon für die Zeit danach geplant: eine große Christo-und-Jeanne-Claude-Ausstellung. Der Leiter der Fotografie-Abteilung Florian Ebner über seine Sorgen.
Wann kann man wieder öffnen und wie die Besucherströme verantwortungsvoll zirkulieren? Das sind die Fragen, die sich Florian Ebner in seiner Funktion als Leiter der Fotografieabteilung vom Centre Pompidou in Paris im Moment stellt.
"Wir haben eine große Christo-und-Jeanne-Claude-Ausstellung, die hängt fertig da - ungesehen", erzählt er. Wann das Museum für das große Publikum wieder öffne, sei aber noch nicht klar. Derzeit geht er von "Mitte Juli" aus, so Ebner.

Kultur "nicht vor Mitte Juli"

Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Montag angeküngt, dass Kultureinrichtungen "nicht vor Mitte Juli" wiedereröffnen, frühestens "Ende Juli" hatte Premierminister Édouard Philippe vermutet. Die größte Schwierigkeit sei die Einhaltung der Hygieneregeln, erklärte Philippe in einer Pressekonferenz am Sonntag. Auf die Frage, die die französische Kulturszene derzeit am meisten beschäftigt, gibt es also noch keine Antwort: Was nach der Aufhebung der Ausgangssperre am 11. Mai mit den Festivals wird, wann Kinos und Museen wieder öffnen können, wie es mit Theatern, Konzertsälen, Opernhäusern und dem Schloss von Versailles aussieht.
Nicht nur prestigeträchtige Einrichtungen wie die Pariser Oper, der Louvre oder das Centre Pompidou können zudem auch weiterhin auf staatliche Unterstützung zählen, sondern auch alle kleineren, vom Kulturministerium subventionierten Häuser. Die französische Regierung hat zunächst 22 Millionen Euro bereitgestellt - und wurde dafür belächelt. Zum Vergleich: In Deutschland hatte Kulturstaatsministerium Monika Grütters 50 Milliarden Euro versprochen.

Soziale Spaltung verschärft sich

Generell sei die Situation in Frankreich sehr angespannt, so Ebner, die soziale Ungleichheit verschärfe sich. Diese Aspekte dürfe man nicht aus den Augen verlieren, wenn man über die Kultur spreche. Der Zugang zur Kultur rücke für jene, für die er bereits vor der Coronakrise schlecht war, in weitere Ferne.
Auch die Fotografieszene befinde sich derzeit in einer Situation, in der man schauen müsse, in welche Richtung es gehe. "Ich habe den Eindruck, dass vor allem auch wieder historische Positionen gesucht werden", so Ebner. Es werde nach Antworten auf die Frage geforscht: Was ist das Bild unserer Zeit?

Florian Ebner ist seit 2017 Leiter der Fotografieabteilung vom Centre Pompidou, befindet sich derzeit aber bei seiner Familie in Essen. Er war lange Jahre Leiter der Fotografischen Sammlung des Museums Folkwang in Essen. 2015 war er als Kurator des Deutschen Pavillons bei der Biennale in Venedig tätig.

(mfi/lsc/dpa)
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