Fotograf der Langeweile
Los Angeles, Marseille, Bristol oder Neapel - urbane Szenerien sind in einer globalisierten Welt austauschbar: Jogginganzüge, Baseballkappen und auch die Art, wie Jugendliche lässig rumstehen, sind überall gleich in Europa und in den USA. Genau das dokumentiert der Berliner Fotograf Tobias Zielony. Für seine Bildsprache nutzt er die Ästhetik von Filmen und Werbung. Jetzt sind seine Straßenszenen im Goethe-Institut in New York zu sehen.
Der Fahrstuhl ist auf dem Weg in den elften Stock eines Hochhauses. Sozialer Wohnungsbau aus den 70er Jahren in Berlin-Kreuzberg.
Tobias Zielony, ein großer Mann mit blasser Haut und hellblonden, kurzen Haaren wartet an der Tür. Kapuzenpulli, Turnschuh. Seine Wohnung ist ganz anders als seine Bilder: farblos, grauer Spannteppich, kaum Möbel. Hinter dem vorhanglosen Fenster der graue Novemberhimmel. Zielony ist 34 Jahre alt. Fotografie hat er in Berlin, Leipzig - und in Newport/Wales studiert.
"Da habe ich angefangen, mich auf eine Gruppe von Freunden zu konzentrieren und nicht die ganze Siedlung zu fotografieren. Und was mich da fasziniert hat, sind Sachen, die ansonsten immer durchs Raster fallen in der journalistischen Darstellung, so etwas wie Langeweile, eigentlich Abwesenheit von irgendwelchen wichtigen Ereignissen. Wenn gerade das Bergwerk zugemacht worden wäre, wäre das vielleicht noch eine Nachricht gewesen. Aber so, passiert eigentlich gar nichts."
Uns ist nicht langweilig. Langeweile ist nur ein Wort für das, was wir sowieso machen, hat ein Mädchen einmal zu Zielony gesagt, dass er für seine "Tankstellen-Serie" in Ostdeutschland abgelichtet hat: Teenager lehnen sich gegen alte Kleinwagen, eine junge Frau mit roten Haaren hockt auf der Bordsteinkante und raucht. Es ist Nacht. Tankstellen ersetzen in der Provinz Jugendclubs, Cafes oder Kinos.
Mit eigenen Teenager-Erfahrungen haben diese Szenen aber nichts zu tun, sagt der 34-Jährige, öffnet die Balkontür und blickt über den Südosten der Hauptstadt. Unten braust der Nachmittagsverkehr zwischen Kreuzberg und Mitte hin und her.
"Ich war immer viel unterwegs, bin viel rum gefahren, rumgetrampt. Also es war nicht so, dass ich jeden Abend an der gleichen Straßenecke rum gestanden habe. Insofern ist es nicht ganz meine Jugend, die ich da fotografiere."
Zielony ist in Wuppertal mit zwei Geschwistern aufgewachsen, seine Mutter Hausfrau, sein Vater arbeitete bis zu seiner Pensionierung für eine Heiztechnik-Firma. Kunst hat in seinem Elternhaus keine Rolle gespielt, erzählt der 34-Jährige schüchtern.
Nach dem Abitur arbeitet er als Assistent in einem Wuppertaler Fotoladen. Das wird ihm zu eng, er beschließt Fotografie zu studieren und zieht nach Berlin. Von einer eigenen Familie, einer Beziehung redet er nicht. Dann setzt er sich zurück auf den Kunststoffstuhl am Esstisch und zieht die Knie zu sich heran.
Er schlägt den Katalog mit den Fotografien auf, die jetzt in New York zu sehen sind. Ein Bild heißt "Gang". Mehr erfährt man auch in der Ausstellung nicht. Latinojungs in weiten Hip Hop Outfits lungern auf der Straße rum. Santa Monica, Kalifornien.
"Es sind Menschen, die an den Vorteilen der Globalisierung nicht teilnehmen, sondern eher ihren Job verloren haben, weil Arbeit sich verlagert hat, die aber auf eine andere Art durch Konsum, Musik wiederum teilnehmen an Globalisierung."
Die Ästhetik der Fotos erinnert an Videoclips. Die vier Jungs könnten Schauspieler sein. Wer weiß das schon. Was ist Beobachtung und was Inszenierung? Mit dieser Frage spielt Zielony in all seinen Fotografien.
"Ich red halt mit vielen Leuten, laufe rum, bis ich mein Thema gefunden habe. Es geht darum, Leute kennen zu lernen, Sachen zu erfahren. Aber für einen anderen Kontext. Es geht immer darum, wie viel erzählt man und was nicht, welche Informationen lässt man weg im Gegensatz zum journalistischen Bild, was versucht möglicht viel gleichzeitig reinzupacken."
Demnächst will er Jugendliche in Zielona Gora fotografieren, die ihre Zeit in Garagenkomplexen totschlagen. Auf Jugendkultur als Thema seiner Arbeit will Zielony sich aber dennoch nicht festlegen. Überhaupt lässt er sich nicht gern festnageln, so sagt er, steht auf, und holt sich aus der kleinen Küchennische Kaffee, der längst kalt geworden ist.
Tobias Zielony, ein großer Mann mit blasser Haut und hellblonden, kurzen Haaren wartet an der Tür. Kapuzenpulli, Turnschuh. Seine Wohnung ist ganz anders als seine Bilder: farblos, grauer Spannteppich, kaum Möbel. Hinter dem vorhanglosen Fenster der graue Novemberhimmel. Zielony ist 34 Jahre alt. Fotografie hat er in Berlin, Leipzig - und in Newport/Wales studiert.
"Da habe ich angefangen, mich auf eine Gruppe von Freunden zu konzentrieren und nicht die ganze Siedlung zu fotografieren. Und was mich da fasziniert hat, sind Sachen, die ansonsten immer durchs Raster fallen in der journalistischen Darstellung, so etwas wie Langeweile, eigentlich Abwesenheit von irgendwelchen wichtigen Ereignissen. Wenn gerade das Bergwerk zugemacht worden wäre, wäre das vielleicht noch eine Nachricht gewesen. Aber so, passiert eigentlich gar nichts."
Uns ist nicht langweilig. Langeweile ist nur ein Wort für das, was wir sowieso machen, hat ein Mädchen einmal zu Zielony gesagt, dass er für seine "Tankstellen-Serie" in Ostdeutschland abgelichtet hat: Teenager lehnen sich gegen alte Kleinwagen, eine junge Frau mit roten Haaren hockt auf der Bordsteinkante und raucht. Es ist Nacht. Tankstellen ersetzen in der Provinz Jugendclubs, Cafes oder Kinos.
Mit eigenen Teenager-Erfahrungen haben diese Szenen aber nichts zu tun, sagt der 34-Jährige, öffnet die Balkontür und blickt über den Südosten der Hauptstadt. Unten braust der Nachmittagsverkehr zwischen Kreuzberg und Mitte hin und her.
"Ich war immer viel unterwegs, bin viel rum gefahren, rumgetrampt. Also es war nicht so, dass ich jeden Abend an der gleichen Straßenecke rum gestanden habe. Insofern ist es nicht ganz meine Jugend, die ich da fotografiere."
Zielony ist in Wuppertal mit zwei Geschwistern aufgewachsen, seine Mutter Hausfrau, sein Vater arbeitete bis zu seiner Pensionierung für eine Heiztechnik-Firma. Kunst hat in seinem Elternhaus keine Rolle gespielt, erzählt der 34-Jährige schüchtern.
Nach dem Abitur arbeitet er als Assistent in einem Wuppertaler Fotoladen. Das wird ihm zu eng, er beschließt Fotografie zu studieren und zieht nach Berlin. Von einer eigenen Familie, einer Beziehung redet er nicht. Dann setzt er sich zurück auf den Kunststoffstuhl am Esstisch und zieht die Knie zu sich heran.
Er schlägt den Katalog mit den Fotografien auf, die jetzt in New York zu sehen sind. Ein Bild heißt "Gang". Mehr erfährt man auch in der Ausstellung nicht. Latinojungs in weiten Hip Hop Outfits lungern auf der Straße rum. Santa Monica, Kalifornien.
"Es sind Menschen, die an den Vorteilen der Globalisierung nicht teilnehmen, sondern eher ihren Job verloren haben, weil Arbeit sich verlagert hat, die aber auf eine andere Art durch Konsum, Musik wiederum teilnehmen an Globalisierung."
Die Ästhetik der Fotos erinnert an Videoclips. Die vier Jungs könnten Schauspieler sein. Wer weiß das schon. Was ist Beobachtung und was Inszenierung? Mit dieser Frage spielt Zielony in all seinen Fotografien.
"Ich red halt mit vielen Leuten, laufe rum, bis ich mein Thema gefunden habe. Es geht darum, Leute kennen zu lernen, Sachen zu erfahren. Aber für einen anderen Kontext. Es geht immer darum, wie viel erzählt man und was nicht, welche Informationen lässt man weg im Gegensatz zum journalistischen Bild, was versucht möglicht viel gleichzeitig reinzupacken."
Demnächst will er Jugendliche in Zielona Gora fotografieren, die ihre Zeit in Garagenkomplexen totschlagen. Auf Jugendkultur als Thema seiner Arbeit will Zielony sich aber dennoch nicht festlegen. Überhaupt lässt er sich nicht gern festnageln, so sagt er, steht auf, und holt sich aus der kleinen Küchennische Kaffee, der längst kalt geworden ist.