Forscher mit Humor
Wissenschaft ist eine ernste Sache. Sollte man meinen. Aber manchmal treiben Forscher quer durch alle Disziplinen von Natur- und Geisteswissenschaften auch gerne mal Schabernack. Sie erfinden unmögliche Produkte wie Lufthaken, berichten von wichtigen und verkannten Persönlichkeiten, die es nie gegeben hat, oder stellen absurde Studien über das geheimnisvolle Verschwinden von Teelöffeln an. Der Biologe und Wissenschaftspublizist Heinrich Zankl stellt in "Irrwitziges aus der Wissenschaft" eine reiche Auswahl dieser augenzwinkernden Erkenntnisse vor.
"Kürzlich wurde entdeckt, dass unser Wasserversorgungssystem mit einer gefährlichen Chemikalie kontaminiert wurde. Diese Chemikalie ist farb-, geruch- und geschmacklos und löst sich komplett in Wasser auf." Diese Warnung vor einer Substanz namens Dihydrogenmonoxid machte 1989 per Flugblatt an der Universität von Kalifornien in Santa Cruz die Runde. Es hieß, der Stoff werde als Lösungsmittel verwendet, bei der Verteilung von Pestiziden und im Betrieb von Kernkraftanlagen eingesetzt und stehe in direkter Verbindung mit Tausenden von Toten in der Dritten Welt. So kann man Wasser (Dihydrogenmonoxid = H2O) natürlich auch beschreiben.
Halbwissen und Gutgläubigkeit sind die unermüdlichen Feinde gesicherter Erkenntnisse. Nur so ist es zu erklären, dass sich manche ernsthaft von der Existenz von quadratisch wachsenden Bäumen und Glühbirnen, die Licht schlucken, statt es abzustrahlen (sogenannte "Dunkelbirnen"), überzeugen ließen. Aber nie sind die von Heinrich Zankl gesammelten Kuriositäten in böswilliger Absicht in Umlauf gebracht worden. Sie wollen im Gegenteil zumeist den Wissenschaftsbetrieb erheitern, karikieren oder entlarven. Auf letzterem Gebiet hat sich beispielsweise der Zauberkünstler James Randi hervorgetan, der nicht nur Uri Gellers Löffeltrick enttarnte, sondern mit zwei Helfern auch die viel zu laschen Versuchstandards eines Labors zur Erforschung paranormaler Aktivitäten übertölpeln konnte.
Andere haben einfach Spaß daran, Scherzartikel in bekannten Lexika zu verstecken. Der Eintrag über die Steinlaus (Petrophaga lorioti) im klinischen Wörterbuch Psychrembel ist unter medizinischem Personal längst legendär. Manche vermuten, dass in fast jedem Lexikon solche "U-Boote" oder Nihilartikel versteckt sind, wie die Spaßeinträge auch genannt werden.
Manchmal ist nicht nur der vermeintliche Gegenstand der Forschung nichtexistent, sondern auch der Forscher. Zankl erzählt die Geschichten unsterblicher Koryphäen wie des Psychologen Ernst August Dölles, Alessandro Binomis (Entdecker der nach ihm benannten Formeln in der Mathematik) oder des fast vergessenen sechsten Bachsohnes P.D.Q. Bach, das musikalische Antitalent der Familie. Allesamt erfunden und dennoch in manchen Fachlexika verdächtig gut dokumentiert oder gar in Festschriften geehrt.
Auch in heutiger Zeit sind noch fiktive Persönlichkeiten aktiv. So schreibt der SPD-Abgeordnete Jakob Mierscheid (seit 1979 MdB) noch immer regelmäßig kleine Kolumnen, die auf der Seite des Bundestags im Internet zu finden sind. Nur scheint er so öffentlichkeitsscheu zu sein, dass ihn schon lange niemand mehr gesehen hat. Besonders dankbar muss man Heinrich Zankl aber sein, dass er an das segensreiche Wirken von Gottlieb Theodor Pilz erinnert. Pilz war ein Zeitgenosse Beethovens, E.T.A. Hoffmanns, Chopins und Grabbes und sein besonderes Talent sucht bis heute seinesgleichen. Der Überlieferung nach, war er der größte Verhinderer überflüssiger Werke, den die Welt bis jetzt gesehen hat. Etliche Bücher und Kompositionen sind dank seines unermüdlichen Einsatzes nie geschrieben worden. Ein Glück jedoch, dass er bereits 1856 verstarb, sonst hätte er in seinem Eifer vielleicht auch das vorliegende Buch zu verhindern gesucht, und damit den Leser um diese kurzweilige Sammlung wissenschaftlicher Anekdoten gebracht, die Heinrich Zankl hier augenzwinkernd zusammengestellt hat.
Rezensiert von Gerrit Stratmann
Heinrich Zankl: Irrwitziges aus der Wissenschaft. Von Leuchtkaninchen bis Dunkelbirnen
Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2008
270 Seiten, 24,90 Euro
Halbwissen und Gutgläubigkeit sind die unermüdlichen Feinde gesicherter Erkenntnisse. Nur so ist es zu erklären, dass sich manche ernsthaft von der Existenz von quadratisch wachsenden Bäumen und Glühbirnen, die Licht schlucken, statt es abzustrahlen (sogenannte "Dunkelbirnen"), überzeugen ließen. Aber nie sind die von Heinrich Zankl gesammelten Kuriositäten in böswilliger Absicht in Umlauf gebracht worden. Sie wollen im Gegenteil zumeist den Wissenschaftsbetrieb erheitern, karikieren oder entlarven. Auf letzterem Gebiet hat sich beispielsweise der Zauberkünstler James Randi hervorgetan, der nicht nur Uri Gellers Löffeltrick enttarnte, sondern mit zwei Helfern auch die viel zu laschen Versuchstandards eines Labors zur Erforschung paranormaler Aktivitäten übertölpeln konnte.
Andere haben einfach Spaß daran, Scherzartikel in bekannten Lexika zu verstecken. Der Eintrag über die Steinlaus (Petrophaga lorioti) im klinischen Wörterbuch Psychrembel ist unter medizinischem Personal längst legendär. Manche vermuten, dass in fast jedem Lexikon solche "U-Boote" oder Nihilartikel versteckt sind, wie die Spaßeinträge auch genannt werden.
Manchmal ist nicht nur der vermeintliche Gegenstand der Forschung nichtexistent, sondern auch der Forscher. Zankl erzählt die Geschichten unsterblicher Koryphäen wie des Psychologen Ernst August Dölles, Alessandro Binomis (Entdecker der nach ihm benannten Formeln in der Mathematik) oder des fast vergessenen sechsten Bachsohnes P.D.Q. Bach, das musikalische Antitalent der Familie. Allesamt erfunden und dennoch in manchen Fachlexika verdächtig gut dokumentiert oder gar in Festschriften geehrt.
Auch in heutiger Zeit sind noch fiktive Persönlichkeiten aktiv. So schreibt der SPD-Abgeordnete Jakob Mierscheid (seit 1979 MdB) noch immer regelmäßig kleine Kolumnen, die auf der Seite des Bundestags im Internet zu finden sind. Nur scheint er so öffentlichkeitsscheu zu sein, dass ihn schon lange niemand mehr gesehen hat. Besonders dankbar muss man Heinrich Zankl aber sein, dass er an das segensreiche Wirken von Gottlieb Theodor Pilz erinnert. Pilz war ein Zeitgenosse Beethovens, E.T.A. Hoffmanns, Chopins und Grabbes und sein besonderes Talent sucht bis heute seinesgleichen. Der Überlieferung nach, war er der größte Verhinderer überflüssiger Werke, den die Welt bis jetzt gesehen hat. Etliche Bücher und Kompositionen sind dank seines unermüdlichen Einsatzes nie geschrieben worden. Ein Glück jedoch, dass er bereits 1856 verstarb, sonst hätte er in seinem Eifer vielleicht auch das vorliegende Buch zu verhindern gesucht, und damit den Leser um diese kurzweilige Sammlung wissenschaftlicher Anekdoten gebracht, die Heinrich Zankl hier augenzwinkernd zusammengestellt hat.
Rezensiert von Gerrit Stratmann
Heinrich Zankl: Irrwitziges aus der Wissenschaft. Von Leuchtkaninchen bis Dunkelbirnen
Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2008
270 Seiten, 24,90 Euro