Forscher auf der Suche

Aufstand der Frustbürger

Pegida-Demonstranten in Dresden halten am 15. Dezember 2014 Banner hoch.
Pegida-Demonstranten in Dresden halten am 15. Dezember 2014 Banner hoch. © imago/epd
22.12.2014
Wer sind die Anhänger von Pegida? Ein Soziologe und ein Sozialpsychologe gehen in der "Süddeutschen Zeitung" dieser Frage nach. Ihr Fazit: Die unterschiedlichen Gruppen, die sich der Bewegung anschließen, sind alle anfällig für Populismus.
Wer sind die Anhänger von Pegida? Nachdem das Fernsehen mit der Beantwortung dieser Frage überfordert ist und schon ersatzweise eigene Mitarbeiter als vermeintliche Pegida-Anhänger interviewt, geben der Soziologe Heinz Bude und der Sozialpsychologe Ernst-Dieter Lantermann in der SÜDDEUTSCHEN wissenschaftliche Auskünfte. Sie unterscheiden drei Bevölkerungsgruppen, und zwar die "verhärtet Selbstgerechten", die "grundsätzlich Beleidigten" und die "widersprüchlich Platzierten". Die letzten beiden sollen jeweils 13 Prozent der Bevölkerung ausmachen, wie viele es bei den erstgenannten sind, wird gar nicht gesagt. Überhaupt klingt die ganze Forschung nach einem ziemlich beliebigen Begriffsbaukasten, mit dem man soziologische Zuschreibungen konstruiert. Zum Schluß heißt es dann:
"Die brennende Frage im Blick auf Pegida lautet, ob dieses sehr unterschiedlich motivierte Potenzial in einem populistischen Register, das Zukunftssorgen von Saturierten, das Marginalitätsempfinden von Beleidigten und die 'Angst vor Mindereinschätzung' bei Zurückgesetzten anspricht, auf einen konzeptionellen 'Fremden' ausgerichtet werden kann – oder ob es den Volksparteien gelingt, sie als Teil einer neuen Stimmungslage im Volk aufzunehmen und auf Ziele zu orientieren, die das Gemeinsame betonen."
Zum Tod von Udo Jürgens: Wie der Abschied von einem Verwandten
Man sieht so etwas selten: Eine ganzseitige Traueranzeige in allen großen Zeitungen, und zwar nicht für einen Politiker oder Wirtschaftsführer, sondern für einen, wie es heißt, "großen Entertainer, Komponisten und Chansonnier. Merci, Udo. Deine Lieder bleiben".
Mehr Text steht da nicht. Auf der ganzen Seite 5 in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN und der ganzen Seite 13 in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Bloß noch die Unterschrift der Plattenfirma mit dem Zusatz: "Freunde und Weggefährten".
Ein bißchen gespenstisch ist sie schon, diese Gigantomanie, und auch dass Dieter Bartetzko in der "FAZ" über den Tod von Udo Jürgens stammelt:
"Man erlebt es fast wie den Tod eines älteren Bruders, Vaters oder Großvaters oder eines sehr guten Freundes."
Dieses maßlose Feuilletongeschwurbel steht in eklatantem Gegensatz zu der von Udo Jürgens stets verkörperten Eleganz des Maßvollen, die Holger Kreitling in der WELT so ausbuchstabiert:
"Popstar und Chansonnier, Götterliebling am Klavier, Schlagersänger ohne Schlagerappeal, ein Musiker der Millionen, für die Pop kein Image oder Distinktionsmittel ist, sondern berührendes Gefühl. Jürgens verkörpert Würde und Alterslosigkeit genauso wie seine Melodien zeitlos sind; ja verkörpert, die so endgültige Vergangenheitsform will noch nicht so recht passen."
Und dann steht da auch noch dies:
"Seine Stimme hat er selbst ein paar Mal kritisiert oder sich eine Art Katastrophenstimme wie von Joe Cocker gewünscht."
Dieser Satz wurde bloß wenige Stunden, bevor Joe Cockers Tod gemeldet wurde, geschrieben.
Computerangriff aus Nordkorea?
Ob es sich auch bei Nordkorea um einen "konzeptionellen Fremden" handelt, auf den viele Amerikaner gerade ihre schlechten Gefühle ausrichten, wäre noch zu eruieren. Jedenfalls wurde aus Geheimdienstkreisen tagelang versichert, man wisse nicht genug, um Nordkorea öffentlich des Hacks bei Sony zu beschuldigen, wie Patrick Bahners in der FAZ referiert. Am vergangenen Freitag folgte dann die Festlegung des FBI, obwohl Fingerzeige wie verräterische IP-Adressen immer auch fingiert sein können.
Nun geht es wieder einmal um Benennungen. Handelt es sich bei dem Computerangriff um einen kriegerischen Akt? Präsident Obama wies das von sich, indem er von Cybervandalismus sprach. Dazu schreibt Bahners:
"Schon die Etymologie verrät, dass Vandalismus auch eine Kriegshandlung sein kann. Die Vokabel erinnert an die Spur der Verwüstung, die der germanische Stamm der Vandalen in der Epoche der Völkerwanderung beim Durchmarsch durch römische Provinzen hinterlassen haben soll. Man stelle sich vor, Kim Jong-un hätte eine Drohne eine Brandbombe über dem Sony-Hauptquartier in Hollywood abwerfen lassen. Den Nachtwächtern wäre nichts passiert, aber die Studiogebäude wären abgebrannt. Wäre solche Gewalt auf dem Territorium der Vereinigten Staaten kein kriegerischer Angriff?"
Wir wollen uns das keineswegs vorstellen und geben Patrick Bahners und der FAZ deshalb lieber schon auf Vorrat Recht.
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