Katzenjammer im Rockland
Vier furiose Frauen aus Norwegen mischen die Musikszene auf: Mit dem schräg-selbstironischen Namen "Katzenjammer" haben sie sich den Ruf erspielt, eine der aufregendsten Livebands Europas zu sein. Ihre Musik beschreiben sie als Folk-Pop-Rock, gemixt mit Zirkus-, Gypsy- und Indianermusik. Nun ist ihr drittes Album "Rockland" erschienen - ist es so bunt und schillernd ist wie die beiden Vorgänger?
Dieses Jahr jährt sich die Bandgründung von Katzenjammer – oder Entschuldigung -
"In Norway we say Katzenjammr"
Also, Katzenjammr zum zehnten Mal, da dürfen sich Anne Marit Bergheim, Turid Jorgensen, Marianne Sveen und Solveig Heilo schon mal einen Song über sich als Band spendieren. Das Titelstück Rockland, in dem sie von größenwahnsinnigen Songs zwischen Hoffnung und Ekstase singen, kann man durchaus als Liebeserklärung an sie sich selbst und ihre Freundschaft interpretieren.
Aber mit diesen für Katzenjammer ungewöhnlich zarten Tönen geht es nicht los, der Titeltrack ist der Rausschmeißer des neuen Werks. Vorher entfalten die vier Norwegerinnen in zehn weiteren Tracks eine feinjustierte und konzentrierte Version ihres ehemals fulminanten Ritts durch diverse Stile.
Ausgelassene folk-poppige Ohrwürmer sind natürlich drauf auf "Rockland" mit Stücken wie "Lady Grey", My own Tune" und "My Dear". Aber das Klangspektrum ist deutlich abgespeckt, verglichen mit dem Vorgänger "A Kiss before you go", auf dem sie mal wie eine Zirkuskapelle klangen, mal wie eine Gypsy-Combo, was den Songs nochmal zusätzlichen Drive gaben. Auf dessen Cover sieht man die vier in einem Boot sitzen als flippige Freibeuterinnen ihre Laternen über Wasser haltend. Es sieht aus, als ob sie nach neuen Ufern Ausschau hielten.
Anscheinend sind die vier dafür in den seitdem vergangenen vier Jahren über den Ozean geschippert und gelandet sind sie in "Rockland". Ein schattigeres Land, längst nicht mehr so schillernd und bunt wie Katzenjammers bisherige Welt. Nordamerikanische, urbanere Töne haben sich eingenistet.
Sie überraschen beispielsweise in "Oh my God" mit bedrohlich anmutendem Rap zu Akkordeon und harter Basslinie, geben sich geheimnisvoll in ""Flash in the Dark" zu stampfigem Beat oder in dezent-düsterer Stimmung wie bei der bluesig-souligen Atmosphäre von "Driving after you".
Lust an ungewöhnlichen Instrumenten
Aber Katzenjammer leben weiterhin ihre Lust an ungewöhnlichen Instrumenten aus. Zu den eh schon 30 Stück, die bei Konzerten dabei sind, kommt diesmal ein weiteres dazu:
"Dobro. Das ist eine Gitarre, die man sich auf die Schenkel legt, so ähnlich wie bei einer Steel-Gitarre, und die spielt man auch mit einem sogenannten Flaschenhals."
Neu ist auch das Outfit der vier Frauen auf dem Cover und spricht Bände. Schwarz, rot und ein wenig weiß. Katzenjammer wollen offensichtlich ihr Pippi-Langstrumpf-Image, das sie wegen ihrer wild durcheinander kombinierten, immer sehr bunten Klamotten weg hatten, eintauschen gegen ein zeitgemäßeres Bild von sich. Das mag nicht jedem auf Anhieb gefallen, dieses unüberhörbare und unübersehbare Anvisieren des nordamerikanischen Marktes, aber es bereichert ihr Repertoire und dürfte ihre Liveauftritte in Zukunft noch abwechslungsreicher machen.
Außerdem dürfte es ihnen mehr Gigs in den USA sichern, wo sie sich erst langsam ein Publikum erspielen. Das sie schon auf dem renommierten Bonaroo-Festival in Tennessee aufgetreten sind, haben sie einzig ihrer Frechheit, aber vor allem einem glücklichen Zufall zu verdanken.
"Wir sind einfach zum SouthbySouthwest Festival in Texas gefahren, ohne einen gebuchten Auftritt dort zu haben. Unser Plan war einfach, auf der Straße zu spielen. Dort gibt es viele Bands, die in den Straßen spielen, und sehr viele Menschen und viel Lärm, aber wir sangen so laut wir konnten, damit man uns hört, und da war dieser Typ, wie hieß der noch? David Byrne – er hat uns eingeladen, zum Bonnaroo Festival zu kommen auf eine der Bühnen, auf der er Moderator und Gastgeber war."